Der Seelenhändler
ihnen geschickt hatte? Das Ganze konnte nicht mehr mit rechten Dingen zugehen, dessen war er sich nun sicher und bekreuzigte sich unwillkürlich. Allein, es half nichts. Er musste sich gedulden. Vielleicht würde der nächste Tag des Rätsels Lösung bringen und sich alles in Wohlgefallen auflösen, hatte er sich noch einzureden versucht. Obwohl es gegen jegliche Vernunft gewesen war.
Heute Morgen schließlich – er hatte nach einer schlecht verbrachten Nacht mit brummendem Schädel und von Sorgen gezeichnet gerade beim Frühstück gesessen – war Simon Schachtner, einer seiner Jäger, bei ihm erschienen und hatte ihm über den grausigen Fund, den er gemacht hatte, Bericht erstattet. Dem Grafen waren dabei fast die Bissen im Halse stecken geblieben. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Er musste unverzüglich den Prior zu Admont über das Geschehen unterrichten. Er würde seinen Neffen, Arnim von Hallstatt, zu Otto Metschacher schicken. Doch Arnim war nicht auf der Burg; er hatte die Nacht nach einem Saufgelage im „Schwarzen Adler“ in Sankt Gallen verbracht. Glücklicherweise war er dann um die Terz herum verhältnismäßig nüchtern heimgekehrt und nur wenig später auf dem Weg nach Admont gewesen.
Inzwischen war die Sonne ein gutes Stück weitergewandert. Noch immer stand Friedrich am Fenster. Langsam wurde er unruhig. Wo blieb sein Neffe nur so lange?
Mit einem Mal sah er einen Reiter die Straße durch das Tal entlangjagen und auf den trockenen Sandweg einbiegen, der steil zur Burg hinaufführte. Es war Arnim.
Friedrich rannte die gewendelte Treppe zur Vorhalle hinunter und stürzte durch die offen stehende Tür ins Freie. Kurz darauf preschte Arnim durch das innerste der Tore in scharfem Galopp in den Hof und brachte unmittelbar vor dem Grafen das Pferd hart zum Stehen.
„Nun, wie steht es? Wie hat der Metschacher die Botschaft aufgenommen?“ Die Stimme Friedrichs zitterte vor Bangen.
„Aber Onkel, wie soll er eine solche Botschaft wohl aufnehmen? Ihr könnt Euch doch vorstellen, wie furchtbar ihn diese Nachricht treffen musste“, entgegnete Arnim, während er absaß. „Er fürchtet nicht nur um Ruf und Ansehen des Stiftes und der ganzen Gegend. Er ist auch davon überzeugt, dass wir alle gewaltig Federn werden lassen müssen, wenn erst der Herzog und der Erzbischof von der Sache Wind bekommen. Und das wird sich nicht vermeiden lassen. Nicht nur der Landesherr, auch das Stift trägt Verantwortung für die Strecke von Trieben bis hin nach Altenmarkt; und damit auch Ihr als Burgherr. Der Prior glaubt, das Privileg, das Herzog Albrecht der Strecke einst verlieh, sei in Gefahr, wenn es nicht endlich gelingt, die Bande zu fassen. Was das bedeutet, brauche ich Euch nicht zu sagen.“
Gramvoll nickte der Graf. Er wusste, dass viele Steyrer Kaufleute nur darauf warteten, die von Venedig kommenden Waren endlich wieder über den Pyhrnpass führen zu können, was ihnen ein Dekret des ehemaligen Herzogs Albrecht des Dritten seit dem Jahr des Herrn dreizehnhundertsiebzig bis zum heutigen Tag untersagte. Stattdessen hatten sie die Strecke über Zeiring, Trieben, Admont und Altenmarkt zu befahren, was natürlich bedeutete, dass man um die Strecke herum kräftig von den durchreisenden Kaufleuten profitierte. Dem Admonter als auch den Sankt Gallenern Stift hatte das herzogliche Edikt einen dicken Geldbeutel beschert.
„Ich teile die Befürchtung, die man in Admont hegt“, gab Fried-rich zur Antwort. „Aber was, zum Teufel, soll ich denn tun? Die Herren im Stift machen es sich leicht, wenn sie allein mir die Verantwortung für die Straße über die Buchau aufhalsen wollen.“
„Aber Onkel, davon war nicht die Rede. Der Metschacher hat mit keinem Wort erwähnt, dass er Euch die alleinige Schuld gibt.“
„Erwähnt hat er es vielleicht nicht. Aber er denkt es. Ich kenne ihn“, erwiderte der Graf heftig.
„Mit Verlaub, das glaube ich nicht. Aber …“, Arnim hielt kurz inne, „… ein anderer könnte ihm vielleicht einen Floh über Euch ins Ohr setzen.“
„Ein anderer? Wer will mir am Zeug flicken? Wen meinst du, Neffe?“ Der Graf war hellhörig geworden.
„Nun, ich denke, Ihr werdet überrascht sein, wenn ich es Euch sage. Ich spreche von Wolfram von der Klause.“
Der Graf sah ihn verständnislos an. „Wolf? Er soll mir Übles wollen? Nie im Leben. Wie kommst du denn darauf? Du weißt, wie sehr ich ihn schätze. Dass du nicht mit ihm zurechtkommst, ist für mich kein Grund,
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