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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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ihm zu misstrauen.“
    „Haltet von ihm, was Ihr wollt, Onkel. Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie er dem Metschacher weiszumachen versuchte, dass Ihr statt ein paar leicht bewaffneten Knechten auch Geharnischte hättet schicken können.“
    „Das hat er gesagt?“
    „So wahr ich hier stehe. Das hat er gesagt.“
    „Und – was hat der Prior daraufhin entgegnet?“
    „Nichts. Aber der Hinweis saß, das dürft Ihr mir glauben.“
    „Eigentlich hat er Recht – der Wolf. Ich hätte tatsächlich die Knechte mit schweren Rüstungen versehen lassen sollen. Aber konnte ich denn ahnen, dass sie gewissermaßen in eine Schlacht ziehen würden?“, versuchte der Graf sich zu rechtfertigen.
    „Nein, das konntet Ihr nicht. Grämt Euch nicht, Onkel. Man muss die Dinge nehmen, wie sie nun mal sind. Im Übrigen meine ich, dass der Prior selbst einen schweren Fehler begangen hat.“
    „Einen Fehler?“
    „Einen schweren Fehler, sagte ich. Otto Metschacher hat den Wolf mit einer Generalvollmacht versehen. Er soll die Sache untersuchen. Er soll der Bande auf die Spur kommen und ihr das Handwerk legen. Ein Witz, findet Ihr nicht auch?“
    „Er hat den Wolf damit beauftragt? – Die Idee ist so schlecht nicht“, entgegnete der Graf sinnend. „Er ist ein schlauer Kopf. Und was den Prior angeht: Niemand kann ihm verwehren, dass er jemanden beauftragt, sich der Sache anzunehmen, wenn er das als im Interesse des Stiftes erachtet. Ich denke, das solltest auch du akzeptieren.“
    Arnim fühlte sich zurechtgewiesen. Er lenkte ein. „Ich akzeptiere es auch, Onkel. Ich habe dem Wunsch Wolfs entsprochen und bin mit ihm zum Tatort geritten. Außerdem habe ich ihn gebeten, sich mit Euch unverzüglich in Verbindung zu setzen. Er wird es sicherlich heute noch tun.“
    „Das war sehr vernünftig. Ich danke dir.“ Müde wandte sich der Saurauer um, trat in den Turm zurück und stieg zu seinem Gemach empor. Er hatte das Bedürfnis, allein zu sein.
    Der Ritter führte indes sein Ross über den inneren Burghof zum Stall hinüber. Dabei fluchte er, was das Zeug hielt. Dass der Schlag, den er gegen das Ansehen Wolfs beim Grafen hatte führen wollen, gründlich danebengegangen war, ärgerte ihn gewaltig. Gewiss, er hatte das eine oder andere Mal auf Bitten des Priors hin mit ihm zusammengearbeitet, sich dabei aber immer von ihm in den Hintergrund gedrängt gefühlt, weshalb auch sein Groll gegen den Klausner stetig gewachsen war. Doch er musste achtgeben. Er durfte sich ihm gegenüber nichts anmerken lassen. Also würde er weiterhin gute Miene zum bösen Spiel machen. So lange, bis er endlich sein Ziel erreicht hatte – freier und unabhängiger Herr auf Burg Gallenstein zu sein. Danach würde er weitersehen, was den Klausner anging.

8
    Hufe stampften, Staub wirbelte auf. Sporenklirren, Lederknirschen und lautes Rufen waren zu hören.
    Soeben war die berittene Schar im Hof der Feste Gallenstein angekommen. Geräuschvoll saßen die Männer ab.
    Pünktlich zur Sext, wie vorgesehen, war die Abordnung aus Steyr, die die Handelsgesellschaft der dortigen Eisenkaufleute vertrat, eingetroffen. Angeführt wurde sie von Jakob von Schmelzer, der einem der vornehmsten und reichsten Steyrer Kaufmannsgeschlechter entstammte. Er selbst war schon einige Tage vorher aufgebrochen, um diverse Geschäfte in der Gegend zu tätigen, und erst heute Morgen bei Altenmarkt zur Gruppe hinzugestoßen. Seit Jahren schon unterhielt er ein eigenes Kontor im Fondaco dei Tedeschi in Venedig und genoss dort hohes Ansehen. Man behauptete, er kenne Venedig wie seine Gürteltasche. Ein Umstand, der ihn geradezu dazu prädestinierte, die Verhandlungen mit den Kaufherren zu führen.
    Jakob von Schmelzer übergab die Zügel seines Rappen einem der herbeieilenden Reitknechte und ging freudestrahlend auf den Grafen zu, der, zusammen mit Arnim von Hallstatt, die Gäste bereits im Burghof erwartete.
    „Welche Freude, Euch gesund und munter zu sehen, lieber Graf. Auch Euch einen guten Tag, Herr von Hallstatt“, rief er gut gelaunt.
    Dann aber merkte er, dass der Gruß, den er geleistet hatte, wohl gänzlich unpassend zu sein schien, sah er im versteinerten Gesicht seines Gastgebers doch in ein Augenpaar, in dem dumpfe Verzweiflung flackerte. Von Schmelzers Blick glitt zu Arnim hinüber, aber auch in dessen Miene spiegelte sich unübersehbar der Widerschein einer Katastrophe.
    „Aber Herr Graf … edle Herren … was gibt es? … Was ist geschehen?“, entsetzte er sich und trat

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