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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Auch die anderen Besucher waren mittlerweile näher gekommen, das lebhafte Stimmengewirr betretenem Schweigen gewichen.
    Der Saurauer sandte einen langen Blick in die Runde, bevor er zu einer Erklärung ansetzte.
    „Ich grüße Euch, Herr von Schmelzer. Und auch Ihr anderen Herren, seid willkommen. Doch entschuldigt, wenn meine Begrüßung nicht so ausfällt, wie Ihr es eigentlich erwarten dürftet. Ich bitte Euch, mir in die große Halle zu folgen, dort werde ich mich näher erklären. Ich habe schlechte Nachrichten“, sagte er im Tonfall eines alten, gebrochenen Mannes.
    Die Tür zur großen Halle stand weit offen.
    Gedämpft klangen die Stimmen einiger Männer auf den Flur hinaus. Prior Otto Metschacher, Wolf von der Klause und Nikolaus Schinopl, Pfarrer zu Sankt Gallen, saßen auf einer Bank neben dem offenen Kamin und unterhielten sich. Zu ihren Füßen lagen Felle und dicke Kissen aus Brokat, die einzige Andeutung von Behaglichkeit in dem ansonst karg eingerichteten Raum, dessen Mitte von einem gewaltigen Tisch mit einer eichenen Platte dominiert wurde, um den herum wiederum zwölf Stühle mit hohen Lehnen angeordnet waren. Plötzlich verstummte die Unterhaltung. Der Graf und die Steyrer betraten den Saal.
    Wie schon zuvor der Empfang durch den Grafen, fiel auch die Begrüßung zwischen den drei bereits wartenden und den neu angekommenen Gästen sehr zurückhaltend aus. Grabesstimmung erfüllte die Halle.
    Mit einer stummen Geste bedeutete der Saurauer den Anwesen den, sich zu setzen. Er selbst nahm an der Stirnseite des Tisches Platz. Das unvermeidliche Räuspern und Stühlerücken war noch nicht ganz verklungen, als er auch schon das Wort ergriff.
    „Meine Herren, ich sagte es schon: Es gibt schlechte Nachrichten“, wandte er sich unvermittelt an die zuletzt angekommenen Gäste. „Ihr findet mich in großer Not. Um es kurz zu machen: Es ist etwas Entsetzliches geschehen. Die Herren Polo, dal Pietra und Lombardi wie auch die Dame, die sich in ihrer Begleitung befand, Katharina von Klingfurth, wurden überfallen und entführt, der Transport gekapert. Von den eben Genannten, den Fuhrleuten und natürlich auch von den Waren und dem Geld fehlt jede Spur. Die bewaffnete Eskorte, die ich zur Sicherung des Zuges abgestellt habe, wurde getötet; zehn meiner Waffenknechte haben ihr Leben verloren“, die Stimme des Grafen bebte vor Wut und Trauer. „Das, meine Herren, ist die Situation“, beendete der Saurauer seine knappe Zusammenfassung der Geschehnisse.
    An der Seite des Tisches, an dem die Steyrer Gäste Platz genommen hatten, machte sich Entsetzen breit. Jakob von Schmelzer schlug die Hände vors Gesicht, während die ihn begleitenden Herren den Saurauer nur ungläubig ansahen.
    Otto Metschacher, Arnim von Hallstatt, Niklas Schinopel und Wolf von der Klause, die die andere Seite des Tisches flankierten, starrten betreten vor sich hin. Aus ihren Mienen sprach Ratlosigkeit.
    Jakob von Schmelzer fuhr sich mit dem Handrücken über den dichten Bart, wobei er ein singendes Räuspern von sich gab. Er brach als Erster das bedrückende Schweigen. „Ihr sagtet, dass der Transport gekapert und die Venezianer zusammen mit Fräulein von Klingfurth und den beiden Fuhrleuten entführt worden sind. Habt Ihr denn wenigstens einen Hinweis, wohin man sie verschleppt haben könnte?“, wandte er sich mit brüchiger Stimme an den Grafen.
    Der Saurauer blickte ihn an und hob achselzuckend die Hände.
    „Bis jetzt nicht einen einzigen“, antwortete er tonlos.
    Wolf meldete sich zu Wort. „Verzeiht, Graf, wenn ich Euch widerspreche“, wandte er ein. „Ich denke, einige Hinweise gibt es schon. Allein: Ob sie ausreichen, die Signori zu finden, mag dahingestellt sein. Doch wir werden jeder noch so geringen Spur nachgehen.“
    Von Schmelzer wandte sich ihm interessiert zu.
    „Hinweise? Würdet Ihr die Güte haben, dies näher zu erläutern?“
    „Nun, die Spuren der Entführten, wie auch des gesamten Transportes, scheinen nach Nordwesten zu weisen, vom Ort des Überfalls aus gesehen. Um genauer zu sein: hinauf zur Admonter Höhe. Von dort gelangt man ins Tal der Laussa und noch weiter, so man will. Es kann eigentlich gar keinen anderen Fluchtweg geben. Ansonsten wissen wir, dass die Bande sehr zahlreich gewesen sein muss. Und dass ihre Mitglieder geübt sind, was den Gebrauch der Armbrust angeht. Dass sie vor keiner Schandtat zurückschrecken, brauche ich nicht eigens hervorzuheben.

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