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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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geradezu ansteckend auf Heinrich, und so waren sie kurz nach Mitternacht mit ihrer Unterhaltung zu Ende gekommen und bald über dem monotonen Rauschen des Regens eingeschlafen.
    Rudlin wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber er war auf einen Schlag wach geworden. Es hatte aufgehört zu regnen, Nebel kroch über den Fluss. Er sah zu Heinrich hinüber, der noch immer tief und fest den Schlaf des Gerechten schlief. Im Gegensatz zu ihm verfügte Rudlin über viele Jahre an Erfahrung, die seine Sinne außerordentlich geschärft hatten.
    Vor allem seinen Sinn für Gefahr.
    Da – da war es wieder!
    Das Schmatzen stapfender Stiefel auf dem vom Regen aufgeweichten Boden. Stark gedämpft, aber doch vernehmbar, klang das Geräusch vom gegenüberliegenden Ufer herüber.
    Rudlin erstarrte. Waren sie entdeckt worden?
    Vorsichtig richtete er sich auf. Die Ohren gespitzt wie ein Wachhund, spähte er, verborgen hinter einem Gewirr von Laub und Zweigen, in Richtung des Geräusches.
    Jetzt, endlich, begann er deutlicher zu sehen.
    Das erste fahle Licht des Tages, das als Streifen am Horizont heraufzog, genügte, um ihn durch die Nebelschwaden hindurch, mal mehr, mal weniger deutlich, die dunklen Silhouetten von vier Männern erkennen zu lassen. Langsam ging einer von ihnen, groß und schlank gebaut, den am Fluss entlangführenden Weg auf und ab.
    Er läuft wie eine Katze, registrierte Rudlin in Gedanken. Zwei der Männer, beide mit schwarzen Bärten, standen bei einer knorrigen alten Eiche nahe am Fluss. Der vierte hatte sich auf einem großen Stein dicht am Ufer niedergelassen. Auch er verfügte über eine beachtliche Körpergröße, aber besonders auffällig war sein langes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel.
    Die zwei bei der Eiche unterhielten sich, wobei sie aufgeregt mit den Armen fuchtelten. Obwohl sie laut zu sprechen schienen, klang das Gemurmel ihrer Stimmen nur gedämpft an Rudlins Ohr, sodass er nicht verstehen konnte, was sie sprachen. Dann gesellte sich der Katzengestaltige, der bis jetzt unruhig hin und her geschritten war, zu den beiden. Er sagte etwas zu ihnen und deutete mit der Linken zuerst in die eine, dann in die andere Richtung des Weges.
    Rudlin hielt den Atem an, Schweiß trat auf seine Stirn. Wer waren diese Männer? Schergen im Dienst der Inquisition, ausgesandt, um Heinrich und ihn zu ergreifen?
    Jetzt ließen sich die drei, die bei der Eiche standen, im Gras nieder und lehnten ihre Rücken an den Stamm des Baumes. Der vierte auf dem Stein am Ufer erhob sich, schlenderte zu ihnen hinüber und setzte sich zu ihnen. Im Gegensatz zu vorher verlief die Unterhaltung nun wesentlich ruhiger, das aufgeregte Gefuchtel der beiden Schwarzbärte hatte aufgehört, das Gemurmel war leiser geworden.
    Mit einem Mal wurde Rudlin klar, dass die Männer warteten. Sie waren nicht geschickt worden, um nach ihm und seinem Begleiter zu suchen. Sonst hätten sie sich anders verhalten. Sie warteten einfach nur. Und sie hatten keinen blassen Schimmer, dass sie dabei von einem Häretiker beobachtet wurden. Die Vorstellung brachte ihn zum Schmunzeln, seine Anspannung legte sich.
    Blieb nur die Frage, auf wen die vier warteten.
    In diesem Augenblick kam Rudlin ein Gedanke.
    Seitlich seines Unterschlupfes ragte ein schmaler, mit Bäumen und Büschen dicht bewachsener Streifen Land ein gutes Stück weit in den Fluss hinein. Wenn er es schaffte, ungesehen bis dorthin zu robben, würde er so nah an die Männer herankommen, dass er mühelos verstehen konnte, was sie sagten.
    Rudlin überlegte. Er sah auf seinen schlafenden Begleiter. Sollte er ihn wecken? Nein. Tiefe, regelmäßige Atemzüge verrieten, dass Heinrich nicht so schnell erwachen würde. Also kroch er kurzentschlossen und ohne ein verdächtiges Geräusch zu verursachen, im Schutz des Dickichts zur Landzunge hinüber. Als er jedoch am Ende der Zunge ankam und hinter einem Gebüsch innehielt, musste er feststellen, dass die Unterhaltung zwischen den Männern mittlerweile verstummt war. Das Kinn auf die Brust gesenkt, dösten sie vor sich hin.
    Rudlin beschloss zu warten. Doch während der schmale Streifen am Horizont zunehmend breiter und sein Licht stärker wurde, machte keiner der Männer auch nur die geringsten Anstalten, zu erwachen. Schon glaubte Rudlin, sich unverrichteter Dinge zurückziehen zu müssen, als einer der beiden Schwarzbärte urplötzlich mit einem Fluch aufsprang, worauf auch die anderen hochfuhren.
    „Verdammt! Gleich geht die Sonne auf. Wo bloß der

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