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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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Einarmige bleibt“, hörte Rudlin den mit den langen Haaren schimpfen.
    „Vielleicht hat er verpennt“, antwortete die „Katze“.
    „Was machen wir, wenn er nicht kommt?“, fragte einer der beiden Schwarzbärte.
    „Er wird schon noch kommen“, antwortete ihm der andere.
    „Er müsste schon lange da sein“, erwiderte der eine.
    „Hör auf, dir in die Bruche zu scheißen, du Nonnenfurz.“
    „Halts Maul, du verlauster Hund.“
    „Ich glaub, du willst eine aufs Fressloch, du Stück Eselsscheiße.“
    Rudlin bemerkte, dass die beiden bärtigen Streithähne kurz davor standen, handgreiflich zu werden.
    Energisch ging der Langhaarige dazwischen und trennte sie. „Gebt Ruhe, ihr Schwachköpfe. Ihr wollt Brüder sein? Eure dämlichen Schädel könnt ihr euch einschlagen, wenn wir wieder zu Hause sind. Wenn ihr nicht aufhört, euch wie Kindsköpfe zu benehmen, seid ihr diesmal das letzte Mal dabei gewesen, verstanden?“
    „Is’ ja schon gut“, lenkte einer der beiden ein. „Wir sind eben ein bisschen gereizt. Is’ doch kein Wunder. Da erledigen wir die Sache, verstecken uns danach einen ganzen beschissenen Tag, wo der Wald am dichtesten ist, hauen uns wieder eine Nacht um die Ohren, um uns den ganzen verdammten Weg zurück bis hierher zu schlagen, und was macht der Einarmige? Der Ziegenarsch lässt uns war-ten.“
    „Ihr werdet’s schon überleben. Und jetzt haltet endlich das Maul“, schimpfte der Langhaarige.
    Plötzlich erschallte ein überraschter Ruf. „Verfluchter Mist, wo bist du so lange gewesen?“
    Ärgerlich klang die Stimme des Katzengestaltigen zu Rudlin herüber. Seine Worte galten einem Reiter, der plötzlich hinter einer Wegbiegung aufgetaucht war und vier Pferde hinter sich herführte.
    Rudlin hatte ihn zuerst nicht bemerkt; zu sehr war er auf den Streit der Männer konzentriert gewesen. Erst als er den Kopf in die Richtung wandte, in die die „Katze“ gerufen hatte, nahm er den Mann und die Tiere wahr. Kein Zweifel, es war der Einarmige. Dem Reiter fehlte der linke Arm; nutzlos baumelte der Ärmel seiner Jacke hin und her. Bei der Eiche angekommen, stieg er vom Pferd.
    „Wo warst du, Ingolf? Verdammt, seit Stunden warten wir auf dich“, wiederholte der Katzengestaltige seine Frage.
    Ingolf begann daraufhin seltsam zu gestikulieren, wozu er seinen gesamten Körper mit einsetzte. Doch er sagte nichts. Er deutete nur und bewegte seine Lippen, über die jedoch kein einziges Wort drang. Es war, als vollführe er einen seltsamen Tanz.
    Vor allem die „Katze“ schien der wunderlichen Vorstellung des Einarmigen konzentriert zu folgen. Erst nachdem Ingolf seinen Auftritt beendet hatte, wandte sie sich den anderen wieder zu.
    „Er sagt, dass er warten musste. Kurz bevor er aufbrechen wollte, machte ein Tross Reisender mit spitzen gelben Hüten bei seinem Versteck Rast. Wahrscheinlich verdammte Juden, die genauso wenig darauf aus sind wie wir, jemandem zu begegnen“, lachte er hämisch.
    Jetzt verstand Rudlin. Ingolf fehlte nicht nur der linke Arm, sondern auch die Fähigkeit, zu sprechen. Er war stumm. Nur die „Katze“ konnte sich anscheinend mit ihm verständigen, seine Gesten deuten und ihm von den Lippen ablesen. Um den anderen dann seine unausgesprochenen Worte zu übersetzen.
    „Genug der Trödelei, Männer! Wir brechen auf! Wir müssen uns sputen. – Und du, Randolph, gib Acht auf die Zehe. Der Eber in Rieden wartet auf seine Trophäe!“, schallte der Ruf der „Katze“ über den Fluss.
    Der langhaarige Mann, der sich als Randolph herausstellte, lachte roh. „Keine Sorge, die hab ich gut verwahrt“, antwortete er. Er zog einen kleinen Beutel aus seinem Gürtel hervor und schwenkte ihn in der Luft. „Hier ist das kostbare Stück. Warum sich der Alte wohl gerade die Zehe ausgesucht hat? Wir hätten ihm ja auch was anderes abschneiden können!“
    Jetzt war es an dem Katzengestaltigen, laut zu lachen – so, als ob der Langhaarige einen guten Witz gemacht hätte.
    Ein seltsamer Witz, dachte Rudlin und erschauerte, während die Männer die Pferde bestiegen und davonritten.
    Erleichtert verließ Rudlin sein Versteck und kehrte zu seiner Lagerstatt zurück. Heinrich schlief noch immer. Rudlin lächelte. Was würde sein Gefährte wohl sagen, wenn er ihm später von dem Geschehen berichtete, dessen Zeuge er geworden war? Er beschloss, noch ein wenig zu schlafen, obwohl es immer heller wurde. Schüchtern tasteten sich die ersten Strahlen der Sonne in den beginnenden Tag

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