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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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beim Arm .
    „Was sagtet Ihr da eben? Dem Mann fehlten drei Finger?“, stieß sie atemlos hervor.
    Überrascht starrte Wolf auf seine Begleiterin, in deren Miene auf einmal höchste Erregung stand.
    „Ja“, erwiderte er befremdet.
    „Der Mann, der mir aus der Höhle half, dieser Kräutersammler – auch er hatte nur zwei Finger an seiner Rechten. Zeige-, Mittel- und Ringfinger fehlten. Es fiel mir auf, als er mir die Hand reichte und mich nach oben zog“, sprudelte es aufgeregt aus Katharina heraus.
    Wolf sprang auf.
    „Das ist kein Zufall. Es bedeutet, dass sich die mutmaßlichen Täter immer noch in der Gegend aufhalten. Und das vier Wochen nach der Tat“, resümierte er nicht weniger erregt. „Andererseits …“ – er überlegte kurz – „… andererseits scheint damit auch klar zu sein, dass zwischen dem Überfall auf die Venezianer und dem Mord an der Familie Arnulfs kein Zusammenhang besteht. Darauf deutet der Umstand, dass Euch der Mann aus der Höhle befreit hat.“
    Katharina nickte nachdenklich. „Ich verstehe. Wäre der Alte an dem Überfall beteiligt gewesen, hätte er mir wohl kaum geholfen, mein unterirdisches Gefängnis zu verlassen. Allerdings …“ – Katharina blickte sinnend zu Boden – „… allerdings … machte der Mann auf mich sowieso nicht den Eindruck, als sei er ein Mörder. Im Gegenteil. Er erschien mir irgendwie … gütig. So, als ob er keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Ich fasste sofort Vertrauen zu ihm, als ich ihn sah.“
    Wolf ließ ein hartes Lachen hören. „Das bedeutet nichts. Selbst der Teufel erscheint manchmal in Gestalt eines Engels“, erwiderte er bitter.
    Sie schwiegen und sahen einige Augenblicke lang nachdenklich in die bewaldete Ferne, wo es bereits zu regnen schien. Inzwischen türmten sich auch am Himmel über ihnen bedrohlich schwarze Wolkenmassen, während sich der Horizont gegen Osten hin Unheil verkündend schwefelgelb färbte.
    Plötzlich pflügte eine ungestüme Windbö durch das Wipfelmeer, auf das sie blickten, und erste schwere Tropfen fielen.
    „Kommt! Es wird Zeit, einen geschützten Platz aufzusuchen“, meinte Wolf und erhob sich.
    Sie führten die Pferde am Halfter ein Stück den Pfad zurück, auf dem sie gekommen waren. Dann bog Wolf nach einigen Schritten plötzlich in den Wald ab und ging zwischen den Bäume hindurch auf eine Lichtung zu, die einen aus Bohlen und Brettern gefertigten und mit Schilfbündeln gedeckten Unterstand barg, dessen Öffnung der Wetterseite abgekehrt war und der sie verhältnismäßig gut schützte.
    „Eine Holzerhütte für die Waldknechte“, erklärte Wolf seiner Begleiterin.
    Kaum dass sie sich mit den Tieren dorthin zurückgezogen hat-ten, brach das Unwetter auch schon über sie herein; heulend, brüllend und krachend vermischten sich Donner, Regen und Sturm zu einem infernalischen Getöse. Blitze fuhren weißglühend durch die dunklen Wolken auf die Erde hernieder, und das Lärmen der Elemente mischte sich mit dem panischen Aufbegehren der Pferde. Sie hatten alle Hände voll zu tun, um die furchtsamen Tiere zu beruhigen.
    Doch so schnell, wie das Unwetter gekommen war, ging es auch wieder vorüber. Der Himmel klarte zunehmend auf. Bald zuckten nur noch vereinzelte Blitze am Horizont, und der Donner verlor sich in der Ferne zu einem verhaltenen Grollen. Auch der Sturm legte sich allmählich. Zwar hielt der Regen noch an, doch er hatte seine Gewalt verloren. Das trommelnde Prasseln war einem sanften Rauschen gewichen.
    „Gut, dass Ihr diesen Platz hier kennt. Ich wage nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wäre ich ohne Euch ausgeritten“, sagte Katharina.
    „‚ Besser Zwei als Einer‘ “, rezitierte Wolf. „Altes Testament“, fügte er lächelnd hinzu.
    „Ich weiß, Buch des Predigers. , Auch wenn zwei beisammen schlafen, so wärmen sie einander; der Einzelne aber, wie wird er warm werden?‘ “, zitierte die Klingfurtherin verschmitzt.
    Wolf hob die Brauen. „Ihr seid bibelfest?“, fragte er erstaunt.
    „Nur ein wenig“, gab Katharina zur Antwort. „Ihr wohl auch?“
    „Nur ein wenig“, schmunzelte Wolf.
    Die junge Frau schüttelte nachdenklich den Kopf. „Herr von der Klause, Ihr gebt mir Rätsel auf. Ihr seid hochgebildet, was ich an Eurer Art zu sprechen erkenne. Ihr genießt im Stift und auf Gallenstein hohes Ansehen. Manchmal werdet Ihr Herr Wolf genannt, manche nennen Euch einfach nur Wolf, andere sagen Herr von der Klause zu Euch. Mit einem einfachen Köhler

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