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Der Seelenhändler

Der Seelenhändler

Titel: Der Seelenhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orontes
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diesem Stadium des Nachforschens bestimmte Dinge für sich behält.“
    Damit war das Thema erledigt und die Einwände der Steyrer und des Hallstatters abgeschmettert.
    „Wenn Ihr mir vielleicht noch eine Frage gestatten würdet?“, wandte sich Katharina von Klingfurth erneut an Wolf.
    „Aber nur zu, gnädiges Fräulein“, forderte er sie auf.
    „Ihr spracht davon, dass die Schnapphähne lange im Voraus über den Transport und die Mission der drei Herren aus Venedig Bescheid gewusst haben könnten. Allein, ich frage mich, woher?“
    „Diese Frage solltet Ihr nicht mir stellen. Ich vermag nicht zu beurteilen, in welchem Ausmaß das Wissen um die Mission der drei Herren der Öffentlichkeit zugänglich war. Herr von Schmelzer und Graf von Saurau werden Euch dazu sicher mehr sagen können.“ Wolf blickte zum Grafen hinüber.
    „Nun ja … das Ganze wurde nicht gerade als Geheimnis gehandelt“, erwiderte der Saurauer zögernd. „Es gab viele, die davon wussten. Sowohl hier auf der Burg, im Stift – und auch in Steyr, nehme ich an.“ Er sah in Richtung des Schmelzer.
    „Ja, natürlich … es war kein Geheimnis … wie Ihr bereits sagtet“, bestätigte der Steyrer.
    „Mit anderen Worten: Den Schnapphähnen dürfte es nicht gerade schwergefallen sein, alles über den Transport und seine Begleiter zu erfahren“, resümierte die Klingfurtherin.
    „Ihr sagt es“, bestätigte Wolf. „Mit diesem Wissen gerüstet, konnte die Bande zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und wirkungsvoll zuzuschlagen.“
    Betroffenes Schweigen breitete sich in der Runde aus. Friedrich von Saurau erhob sich und trat an eines der Fenster.
    Am Himmel über der Buchau, dort, wo die Gier der Räuber den Boden blutig gefärbt hatte, kreiste ein Habicht auf der Suche nach Beute.
    Die zehnte Stunde des Tages nahte. Noch ruhten die Gäste aus Steyr in den Kammern, die ihnen nach dem Mittagsmahl zugewiesen worden waren. Nicht so Katharina von Klingfurth. Sie stand gerade im Begriff, die ihre zu verlassen und auf den langen Flur zu treten, als ihr Wolf begegnete, dessen Unterkunft am anderen Ende des Ganges lag. Erstaunt stellte er fest, dass sich die junge Frau umgezogen hatte. Sie trug das Habit eines Jägers. Über einem weißen leinernen Wams, an welchem eine geschlossene Hose aus Hirschleder mit Gürtel und Jagdmesser befestigt war, trug sie eine eng anliegende braune Schecke. Ihr blondes Haar war unter einem in engen Windungen um den Kopf geschlungenen Tuch und einem darübergestülpten braun-grünen Jagdhut verborgen.
    Es war nur natürlich, dass sich Wolfs Verwunderung schnell in Bewunderung wandelte. „Ihr erstaunt mich immer wieder, edles Fräulein“, sagte er galant, „wollt Ihr etwa zur Jagd ausreiten?“
    „Warum nicht?“, lächelte sie ein wenig mokant zurück. „Lasst Euch nicht irritieren. Meine Kleidung ist stets eher praktischer als damenhafter Natur. Ich möchte ein wenig die Gegend erkunden. Der Graf war so freundlich, mir eins seiner Pferde zu borgen. Wollt Ihr mich begleiten?“
    Trotz des leicht spöttelnden Blickes war ihre Frage mit jener entwaffnenden Natürlichkeit gepaart, der kein Mann widerstehen konnte.
    „Es wird mir ein Vergnügen sein“, antwortete Wolf.
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe zur Eingangshalle hinunter, wo Katharina zielsicher auf eine gegenüber der Tür abgestellte Kiste zusteuerte, der sie ein Paar derber Stiefel aus braunem, dunklem Leder entnahm, welche sie sogleich anlegte. Sie reichten ihr bis unters Knie.
    Wolf sah ihr verwundert zu.
    Wieder lächelte sie. Diesmal jedoch ohne Spott. „Meine Habseligkeiten kamen schon einige Tage früher auf Gallenstein an. Ein Fuhrmann, der einen Weintransport von Steyr nach Judenburg bringen sollte, war so freundlich, meine Truhe bis hierher mitzunehmen.“
    „Aha“, nickte Wolf.
    Sie traten auf den Hof hinaus. Es war heiß und schwül.
    Katharina blickte sich suchend um. „Wisst Ihr, wo die Ställe liegen?“
    „Die Ställe? – Sie befinden sich dort drüben. Wenn Ihr mir folgen wollt?“
    Als sie bei den Stallungen anlangten, war bereits einer der Reitknechte damit beschäftigt, einen prächtig aussehenden Fuchs zu satteln. Dienstbeflissen verbeugte sich der Mann. „Euer Pferd ist gleich bereit, edle Dame“, wandte er sich an Katharina, die nicht lange warten musste, bis auch Wolf seinen Rappen aus dem Gästestall geholt und gesattelt hatte.
    „Würdet Ihr den Führer machen? Ihr kennt die Gegend“, bat Katharina und schwang

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