Der Seelenhändler
das Emblem darauf – hängt mit dem Mord an Arnulf und seiner Familie zusammen. Herr von der Klause versucht in diesem Zusammenhang die Identität des Wappens zu klären.“
Ungläubigkeit lag in der Miene des Cellerars. „Was sagt Ihr da? Dieses Leinen soll etwas mit dem Massaker zu tun haben?“
Katharina schüttelte den Kopf. „Nein, Vater Basilius, nicht das Leinen – das Wappen, das sich darauf befindet!“
„Mein Gott“, murmelte der Mönch.
„Herr Cellerar, wir müssen unbedingt herausbekommen, was es mit diesem Leinen auf sich hat“, beschwor die Klingfurtherin den Mönch. „Es scheint seit Langem im Frauenkloster im Gebrauch zu sein. Wisst Ihr, wer darüber näher Auskunft zu erteilen vermag?“
Basilius dachte nach. Dann nickte er.
„Da kommt nur Meisterin Euphemia infrage, die Vorsteherin des Frauenklosters.“
„Könnt Ihr sie dazu bewegen, dass sie mit mir spricht?“
Basilius zögerte ein wenig. „Nun … Ihr wisst, dass die Schwestern nur in besonderen Fällen mit Außenstehenden sprechen dürfen. Die Regeln sind in dieser Hinsicht sehr streng. Andererseits …“, wieder zögerte er, „… andererseits scheint Euer Anliegen wichtig genug zu sein, um ein solches Gespräch zu rechtfertigen. – Ich will sehen, was sich machen lässt. Kommt in etwa einer Stunde zur Frauenkirche. Dort erwarte ich Euch.“
Noch war die Stunde nicht vergangen, als sich Katharina vor dem Portal der Kirche der Benediktinerinnen einfand. Diese war den Heiligen Martin und Rupert geweiht und schloss unmittelbar an das Frauenkloster an, das von einer hohen, geradezu abweisend wirkenden Mauer umgeben war. Während sie diese umrundete, stellte die Klingfurtherin fest, dass kein einziges Tor, nicht einmal die kleinste Tür darin vorhanden waren, die einen Einlass gestattet hätten. Lediglich an der Westseite befand sich eine kleine Öffnung, die mit einem eisenbeschlagenen Laden aus Holz verschlossen war und nur von innen geöffnet werden konnte. Katharina dachte daran, was Bruder Heinrich ihr erzählt hatte. Bei der Öffnung handelte es sich offensichtlich um das Versorgungsfenster, durch das den Schwestern sowohl alltäglich benötigte Dinge gereicht, als auch der Abfall entsorgt wurden, den Bruder Heinrich täglich abzutransportieren pflegte.
Schon vor Tagen hatte sich Katharina für das Frauenkloster interessiert und sich bei Wolf danach erkundigt. Bei dieser Gelegenheit hatte sie erfahren, dass nur eine einzige Pforte ins Kloster hineinführte, die sich direkt hinter dem Altar der Kirche befand und mit drei Schlössern gesichert war. Zwei der Schlüssel waren im Besitz älterer Stiftspriester; den dritten, der von innen sperrte, hielt die Meisterin in Verwahrung. Die Klingfurtherin erschauerte bei dem Gedanken, dass eine Nonne, die sich einmal dazu entschlossen hatte, den Schleier zu nehmen und die Profess abzulegen, niemals wieder lebend diese Mauern verließ. Erst nach ihrem Tod öffnete sich die Pforte wieder für sie. Und durch die mit schweren Schlössern gesicherte Tür, durch die sie einst getreten war, um dem Herrn in der Abgeschiedenheit ihrer Zelle zu dienen, wurde – während die Mönche ein getragenes Responsorium anstimmten, das den Nonnen reichlich Tränen entlockte – ihr Leichnam in feierlicher Prozession in die Kirche der Ordensfrauen getragen, um anschließend von den Mönchen, und nur von diesen, in die Stiftskirche überführt zu werden. Anschließend bettete man sie auf dem Stiftsfriedhof zur letzten Ruhe.
Noch während Katharina in stillem Schauder über all das nachdachte, ging plötzlich ein Türflügel des Portals knarrend auf.
Bruder Basilius erschien und bedeutete ihr einzutreten.
„Ich habe mit Meisterin Euphemia gesprochen. Sie kann Euch tatsächlich Näheres über das Leinen mitteilen und ist bereit, Euch zu empfangen“, sagte er. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.“
Katharina betrat die Kirche. Kühle, modrige Luft schlug ihr entgegen. Obwohl durch einige wenige schmale Fenster aus farbigem Butzenglas spärliches Licht fiel, war es verhältnismäßig dunkel. Katharinas Augen mussten sich erst daran gewöhnen.
Eilig strebte der Cellerar in Richtung des Chors. Katharina folgte ihm. Der Kirchenraum hallte wider von ihren Schritten, ansonsten war es still.
Vor einem mit einem Holzladen verschlossenen Fenster, das in die Wand eingelassen war, die linksseitig den Chor begrenzte, hielt Bruder Basilius plötzlich inne. Vor dem Fenster stand eine Bank. Der Cellerar bat
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