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Der Seelenleser

Der Seelenleser

Titel: Der Seelenleser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harper Paul
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nicht«, sagte Elise, und es galt sowohl Kroll als auch Lore.
    Lore nickte energisch. Du musst!, schien sie sagen zu wollen.
    » Gut, in Ordnung«, sagte Kroll in plötzlich beruhigendem und zurückhaltendem Tonfall. » In Ordnung, aber trotzdem sollten wir reden. Ich muss verstehen, was geschehen ist… Das schuldest du mir, oder etwa nicht? Um mir zu helfen, es verstehen zu können.«
    Elise erstarrte. Sein Tonfall war so ernsthaft und ehrlich wie in ihren besten gemeinsamen Tagen, seine Stimme herzenswarm und mitfühlend…, und dennoch oder gerade deswegen lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Genau dies war die emotionelle Betrügerei, mit der er sie von Beginn an manipuliert hatte, und die plötzlich darin erkennbare Grausamkeit kränkte sie sehr. Sie war schockiert.
    » Elise?« Krolls Stimme zeigte, dass ihr Schweigen ihm Sorgen bereitete. Er fürchtete, sie zu verlieren. » Wir können doch nicht…«
    Lore huschte eilig zu Elises Schreibtisch, schnappte sich dort einen Füller und ein Blatt Papier und begann heftig zu kritzeln.
    » …uns so trennen«, fuhr Kroll gerade fort. » Wir müssen darüber reden… und zumindest das lösen, was dich… so sehr aufregt.«
    Lore wirbelte zu Elise herum und hielt das Papier hoch, auf das sie schnell in großen Buchstaben gekritzelt hatte:
    TREFFT EUCH IN DER ÖFFENTLICHKEIT … HOTEL - LOBBY ??!!!
    » Elise?«
    » Ich bin noch da«, sagte sie nur.
    » Wir sollten uns treffen und reden.«
    Sie zögerte lange. » Wo?«
    » Ich kenne da ein Haus… Es ist ruhig, abgelegen…«
    » Nein!«
    Stille. » In Ordnung.« Seine Stimme war besänftigend. » Was schlägst du vor?«
    » Wo auch andere Leute sind«, sagte sie.
    » In der Öffentlichkeit? Nun, gut, wie wäre es mit…«
    » Im Fairmont«, unterbrach sie ihn. » In der Lobby. Es gibt da kleine Nischen, wo wir miteinander reden können… In der Lobby.«
    Kroll antwortete nicht gleich. » Das verstehe ich nicht. Warum vor anderen Leuten? Das haben wir doch noch nie gemacht.«
    » Ich traue mir… nicht… mit dir.«
    Hatte sie damit genau das Falsche gesagt? Sie warf Lore einen weiteren verzweifelten Blick zu und erntete ein zustimmendes Nicken.
    Kroll blieb eine Weile still.
    » In Ordnung«, sagte er schließlich. » Ich werde dort sein. Neun Uhr.«

Kapitel 38
    Hektische Telefongespräche folgten. Zuerst bat Fane Elise zu bleiben, wo sie war, er würde sie gleich zurückrufen. Er rief Roma an, dann Vera. Dann wieder Elise. Sie vereinbarten, sich in Veras Praxis zu treffen.
    Elise und Lore kamen zusammen und beichteten gleich zu Beginn, dass sie sich in der vergangenen Nacht getroffen hatten, um zu reden, und dass Lore die Nacht bei Elise verbracht hatte und auch heute dort übernachten würde. Die ganze Angelegenheit war zwar heikel, aber den beiden Frauen schien das wichtig zu sein.
    Bis zum Treffen am Abend hatten sie drei Stunden. Fane wunderte sich über die lange Zeitspanne, aber niemand außer ihm schien das zu bemerken. Immerhin gab es ihnen Gelegenheit, sich vorzubereiten.
    Bücher und Roma trafen ebenfalls zusammen ein. Fane stellte alle flüchtig vor, dann erklärte Bücher den Frauen, dass er hier war, um ein hochsensibles Drahtmikrofon in Elises BH zu installieren. Er bat Elise, ins Bad zu gehen, den BH auszuziehen und ihm für ein paar Minuten zu überlassen.
    » Können Sie das nicht machen, während ich ihn anhabe?«
    » Der Draht wird entlang der Innenseite des Bügels des linken Körbchens befestigt«, erwiderte Bücher etwas steif.
    » Dann ist das wohl einfacher«, sagte sie und stand auf, um ihre Bluse aufzuknöpfen.
    Ohne sie anzusehen, öffnete Bücher seine kleine Tasche und holte den Draht heraus, der einer mit einer Perle verzierten Hutnadel ähnelte. In kurzer Zeit hatte er den Draht installiert.
    Nachdem er ihr erklärt hatte, was sie vermeiden musste, um die Übertragung nicht zu gefährden, und auch ihre Fragen beantwortet hatte, setzte er Kopfhörer auf und testete die Funktion. Zufrieden mit dem Ergebnis, sammelte er sein Werkzeug zusammen und ging wieder.
    Fane erklärte, wie sie die Überwachung geplant hatten und wie es funktionieren würde.
    » Jon wird im Kontrollzentrum im Laster sein und der Rest von uns in Autos, sechs Autos insgesamt.«
    » Wer wird hören können, was gesagt wird?«, wollte Elise wissen.
    » Jeder«, antwortete Fane. » Wir müssen alle jederzeit auf dem gleichen Wissensstand sein. Denn wenn wir uns entschließen, etwas zu tun, muss jeder gleich wissen,

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