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Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Titel: Der Seerosenteich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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sich von ihr und ging zum Bett zurück, auf dem sein Koffer aus gewelltem Aluminium lag. Er klappte ihn zu und ließ die Schlösser zuschnappen. Diese Geräusche, so leise sie auch waren, klangen für Isabelle unerträglich laut, schmerzhaft laut.
    «Ich muß immer an den zerbrochenen Teller denken, Jon.» «Wieso das denn?» Er drehte die Zahlenschlösser, um den Koffer zu sichern.
    «Diese zwei Hälften ...», langsam ging sie in dem Hotelzimmer auf und ab, «grade letzte Nacht, als ich nicht schlafen konnte und du so ruhig neben mir lagst, da kam mir das in den Sinn: Diese beiden Hälften sind du und ich, hast du gesagt. Aber diese beiden Hälften, das sind auch zwei Seiten meines Lebens. Ich habe immer nur die eine Hälfte gelebt. Die andere Hälfte: Das ist das Leben mit dir, das bist du, ein Mann mit einem ...», sie lächelte kurz, «... anständigen Leben, ein Mann, der das Zu-Hause-Gefühl symbolisiert, ein Mann, der Familie ist. Meine Familie.»
    Nebeneinander setzten sie sich auf das Bett. Sie legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, Jon ergriff sie, strich ihr mit der anderen liebevoll über den Handrücken.
    Isabelle sprach weiter, er merkte, daß sie noch etwas auf dem Herzen hatte, das sie unbedingt loswerden wollte. «Du hast einen Sohn. Und ich beneide dich darum. Ich habe den Gedanken immer schön verdrängt. Quatsch, habe ich gedacht, was soll ich mit Kindern ... Aber jetzt spüre ich, ja, jetzt weiß ich: Sie fehlen mir. Kinder. Eigene Kinder.»
    «Du bist jetzt Anfang Vierzig. Es ist doch noch nicht zu spät, Isabelle!»
    «Fast Mitte Vierzig!» Sie lächelte. «Zu spät ist es nicht. Aber sehr spät. Sehr spät.» Nun begann sie seine Hand zu streicheln. «Meine Firma ... die nicht mehr meine ist ..., die Wohnung nebenan im Hampshire House, diese irre riesige Wohnung, die ich ja unbedingt haben mußte!, das Haus in East Hampton, mein ganzer Besitz, das Geld, und es ist nicht wenig – selbst der wunderschöne Monet ... unser Seerosenteich, Jon: alles, was ich im Laufe der Jahre an mich gerissen habe, um mich geschart habe, angehäuft habe, alles, alles ist nur Ersatz. Wenn ich richtig in mich reinhorche ...», Isabelle ließ ihn los und legte ihre Hände auf die Brust, «hier hineinhorche, wo die Seele liegt, dann schmerzt es, weil ich weiß: Alles ist nur geliehen. Wir werden diese Welt verlassen, eines Tages, du und ich, und wir werden alles zurücklassen, alle Dinge. Andere werden von ihnen Besitz ergreifen. Und all das Sammeln, das Horten war ohne Sinn. Die Dinge sprechen nicht von uns. Sie sind tot. Kinder aber: Sie werden von uns sprechen, unser Lied singen, unsere Geschichte weitererzählen. Unsere Gefühle, unsere besten Gedanken werden so weiterleben. In ihnen. Ich beneide dich um deinen Sohn.»
    Das Telefon klingelte. Jon nahm ab. Der Mann vom Empfang sagte ihm, daß die von Isabelle bestellte Limousine da sei, der Fahrer auf ihn warte. Jon legte auf und sah auf seine Armbanduhr. Zeit, zu gehen. Sie standen auf. Isabelle nahm Jons Bordkoffer, das andere Gepäck ließen sie auf dem Zimmer zurück. Unten wiesen sie den Bellman an, die Sachen herunterzuholen. Jon zahlte. Dann traten sie hinaus auf die Straße.
    Es war ein heißer Tag. Geschäftsleute in Anzügen jagten vorbei. Touristen schlenderten. Autos lärmten. Elegante New Yorkerinnen, teuer gekleidet, flanierten schnatternd über den Gehsteig. Gäste verließen das Hotel, betraten es. Die Drehtür war unablässig in Bewegung. Ein zahnloser Bettler hielt die Hand auf und wurde vom Doorman davongejagt. Das Gepäck wurde auf einem Gepäckwagen aus einer Seitentür hinausgerollt und eingeladen. Ehe Jon es bemerkte, steckte Isabelle dem Kofferträger eine Zehn-Dollar-Note zu, sie war geübt in solchen Gesten. Der Fahrer stand erwartungsvoll an der Limousine und hielt die Tür auf. Jon und Isabelle verabschiedeten sich voneinander. Er stieg ein, lächelte zu ihr hoch. Der Chauffeur ließ die Tür schwer und satt zufallen. Er ging um den Wagen herum. Jon ließ die abgedunkelte Fensterscheibe heruntergleiten. «Komm bald nach», sagte er.
    Isabelle beugte sich hinunter und küßte ihn. Das Auto wurde gestartet, das Geräusch des Motors war kaum zu hören. Der Fahrer setzte den Blinker, drehte das Lenkrad, und langsam rollte der Wagen aus der Parklücke heraus. Jon winkte. Isabelle winkte zurück. Dann ließ er die Fensterscheibe wieder hochgleiten. Die Limousine fuhr ab und verschwand im Verkehrsgewühl. Gedankenverloren ging Isabelle

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