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Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Titel: Der Seerosenteich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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über sein Gesicht. Sie nahm die Statue dabei hoch und flüsterte: «Bring mir Glück!» Versonnen hielt sie die Figur eine Weile in der Hand. Im Sockel war seitlich die Signatur des Künstlers eingeritzt. Isabelle drehte die Statue um. Auf der Unterseite klebte ein vergilbter, mit Schreibmaschine geschriebener Zettel. Als sie ihn las, mußte sie lächeln. Dort stand: Gestohlen bei Carl Trakenberg.

Kapitel 12
    Remo kam am Abend desselben Tages sehr spät nach Hause. Es war schon stockfinster draußen. Vorsichtig wuchtete er seine Fototasche von der Schulter und ließ sie sanft zu Boden gleiten. Er versuchte leise zu sein, denn er glaubte, Isabelle schliefe bereits. Doch er irrte sich. Sie lag auf dem Sofa und las. Auf einem Eisenhocker, den sie neben das Sofa gerückt hatte, stand eine Tischlampe aus Milchglas, die gemütliches Licht auf ihr Gesicht warf. Sie sah schön aus. Remo beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie.
    «Tut mir leid», sagte er, «es hat länger gedauert!»
    «Kein Problem.»
    Erstaunt blickte Remo sich um. Isabelle hatte auf Anregung von Christin gemeinsam mit ihr die Wohnung aufgeräumt. Die Zeitschriftenberge waren vom Staub befreit und standen jetzt dekorativ sortiert nebeneinander in der Ecke. Die Wäsche hing frisch gewaschen und sauber duftend auf einer Leine, die Christin im Badezimmer über der Wanne gespannt hatte. Isabelle hatte gespült, gesaugt und die Fenster geputzt. Im Kamin brannten drei sorgfältig aufgestapelte Holzscheite und verströmten knisternd wohlige Wärme und Gemütlichkeit. Auf dem Markt hatte Isabelle knuffige Bunde von Babyrosen gekauft, die nun in Wassergläsern auf dem Kaminsims und dem Tisch standen. In den Fensternischen flackerten Kerzen in alten versilberten Leuchtern.
    «Was ist denn hier passiert?»
    «Ich habe ein bißchen Ordnung gemacht. Christin und ich fanden ...»
    «Christin, soso.»
    «Was hast du nur gegen sie?» Isabelle setzte sich auf.
    Remo ging zum Kamin, nahm aus dem davorstehenden Weidenkorb ein Holzscheit und legte es ins Feuer. «Wieso?»
    «Du sagst das in letzter Zeit immer in so einem Ton.»
    «Ach was ... es nervt mich auf Dauer eben nur, daß ... daß ...»
    «Was?»
    «Sie hockt immer hier rum, sie ist ständig mit dir zusammen, sie hat dich völlig unter Kontrolle.»
    «Sie ist meine Freundin.»
    «Aber wir sind fast nie mehr allein. So wie früher.»
    Er drehte sich zu ihr um, versuchte eine freundliche Miene aufzusetzen, aber das mißlang.
    «Remo, hör auf. Wir sehen uns nur noch so selten, weil du ständig unterwegs bist. Das hat doch mit Christin nichts zu tun!»
    «Na ja, einer muß ja das Geld verdienen.» Er ging durch die geöffnete Tür ins Badezimmer, in dem Licht brannte, und wusch sich die Hände.
    Isabelles Stolz war empfindlich getroffen. Als Remo zurückkam, starrte sie nachdenklich in das lodernde Feuer. Er spürte, daß er sie verletzt hatte, ging zu seiner Fototasche, nahm eine Flasche Veuve Cliquot, seinen Lieblingschampagner, heraus und hielt sie hoch. «Schau!»
    «Ich trinke heute sicher nichts!»
    Er setzte sich neben sie. «War nicht so gemeint.» Lächelnd hielt er ihr die Flasche vor die Nase. «Hmm?»
    Sie schüttelte den Kopf, ohne Remo anzusehen.
    Endlich brachte er es heraus: «Wir haben ... nämlich was zu feiern!»
    Er drückte ihr den Champagner in die Hand, und sie merkte, daß er nicht kalt genug war, um getrunken zu werden. Remo ging in die Küche, sie hörte ihn die Schranktüren klappen und Gläser herausnehmen. Mit zwei Kelchen kam er zurück, federnden Schrittes. Er blieb vor ihr stehen. «Endlich habe ich den ersehnten Auftrag! Die große Sache! ... Gib ...», er nahm ihr die Flasche ab, «... nimm ...» Er gab ihr die Gläser. «Moment!» Er löste die Metallfolie und , drehte dann, mit Kennermiene und perfekt wie ein Sommelier, am Draht, bis er sich löste. Dann umfaßte er den Korken und ließ ihn langsam herausgleiten, während er Isabelle unverwandt ansah.
    «Der wahre Gentleman ...»
    Sie unterbrach ihn: «... küßt, trinkt und öffnet Champagnerflaschen geräuschlos. Ich weiß!»
    Die Flasche schäumte über, Isabelle stand auch auf und hielt ihm die Gläser hin, während er einschenkte und weitersprach. «Ich mach eine Riesenstrecke, ein Weiß-Strecke, nur die Farbe Weiß, ja? So auf Raumfahrt, ganz spacig. Und nun kommt das Beste: mit Titel! Das wird mein erster Titel. Jetzt geht's los, glaub mir. Laß uns darauf anstoßen!» Strahlend hielt er ihr das Glas hin. Sie stießen an

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