Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Der Seerosenteich: Roman (German Edition)

Titel: Der Seerosenteich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
Vom Netzwerk:
Vivien Trakenberg mit Herrn Peter Ansaldi, Sohn des verstorbenen Werner Ansaldi und dessen Gemahlin Hannelore Ansaldi, geborene Meyer, bekanntzugeben, stand links oben auf der Bütten-Einladung. Nur Eingeweihte wußten, daß Peter Ansaldis Vater keineswegs verstorben, sondern nur vorübergehend verschwunden und dann in einem bayerischen Gefängnis wieder aufgetaucht war, wo er fünfzehn Jahre wegen Totschlag, Raub und Erpressung einsitzen mußte.
    Charlotte hatte anfangs Bedenken wegen der Verbindung gehabt. Doch Peter Ansaldi hatte hart an sich gearbeitet, es verstanden, seine Herkunft vergessen zu machen, Carls Geschäften zu neuer Blüte zu verhelfen und darüber hinaus Vivien zu zähmen und zu umsorgen, kurz, es gab für Charlotte nach all den Jahren keinen vernünftigen Grund mehr, Einwände gegen diese Ehe zu erheben. Im Gegenteil: Peter Ansaldi war ein geschickter Spieler und Karrierist, er hatte aus der Chance, die Carl ihm als Jugendlichem gegeben hatte, das Beste gemacht, war erst unentbehrlicher Mitarbeiter geworden, dann unersetzlicher Kompagnon, schließlich liebevolles Familienmitglied. Er hatte von Anfang an nach dem Prinzip «Ich hol mir vom Leben, was ich brauche» gelebt, und sein Ziel, ein Trakenberg zu werden, nach dem alten Grundsatz «Willst du die Tochter, küsse die Mutter» erreicht. Mittlerweile schwärmte Charlotte für ihn fast noch mehr, als Vivien es tat. Wenn er seine künftige Schwiegermutter besuchte, brachte er ihr stets Blumen mit. Er nahm sich Zeit für sie, und das tat ihr gut, denn an der Seite ihres Mannes war sie mehr und mehr vereinsamt. Er hörte ihr zu, gab ihr recht, widersprach im richtigen Moment. Er besaß jene überzeugende Mischung aus Nachgiebigkeit und Härte, die ihn auch im Beruf so erfolgreich machte. Niemand hegte Zweifel an seiner Redlichkeit, seiner Integrität, seiner Loyalität. Mit Ausnahme von Isabelle.
    Seit ihrer Geschichte mit Remo war sie besonders empfindlich gegenüber jungen Männern, die allzu forsch auftraten. Ihr angeborener Skeptizismus, ihre mittlerweile erworbene Lebenserfahrung, ihr Instinkt und ihr Menschenverstand gaben ihr sofort das Gefühl, daß mit Peter Ansaldi nicht gut Kirschen essen war. Bei dem Empfang nach der kirchlichen Trauung traf sie ihn in der Trakenbergschen Villa wieder. Während seine Frau mit einer alten Tante, die nicht mehr laufen konnte, im gedrängt vollen Salon saß und plauderte, näherte er sich Isabelle durch die Grüppchen eleganter Hochzeitsgäste hindurch und bot ihr das zweite Glas Champagner an, das er in der Hand hielt: «Vivien will es nicht. Sie hat Angst, betrunken zu werden. Die Aufregung, verstehst du?»
    Er duzte sie. Isabelle hatte gedacht, sie sei per Sie mit ihm, entschloß sich jedoch, die Frage zu übergehen. Peter Ansaldi sah besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er sprach mit ihr über ihre letzte Begegnung in Carls Büro, die nun schon ein paar Jahre zurücklag, damals, als Carl Isabelle überzeugt hatte, erst nach Paris zu gehen, wenn sie ihre Lehre abgeschlossen hätte. Isabelle, die kurz und höflich auf das Wohl des Bräutigams anstieß, wunderte sich darüber, daß er diese Geschichte kannte, und mehr noch darüber, daß er sich so genau daran erinnerte.
    «Ich hab das Gedächtnis von einem Elefanten», erklärte er. «Bin auch so nachtragend!» fügte er hinzu und zeigte grinsend seine Zahnlücke. Seine krausen Haare hatte er etwas länger wachsen lassen und mit Gel gebändigt. Sein Cut saß perfekt, seine Haltung war kerzengerade. Er hatte etwas von einem Offizier. Isabelle fiel wieder ein, wie schrecklich er damals angezogen gewesen war, wie billig er auf sie gewirkt hatte. Nichts mehr von alledem. Er plauderte charmant und anscheinend intensiv mit ihr und registrierte doch aus den Augenwinkeln jede Bewegung um ihn herum. Während sie sich unterhielten, grüßte er nach links und rechts, machte angedeutete Verbeugungen vor älteren Herren, winkte jovial seinen Kumpels und Freunden zu, schüttelte den Damen nur die Hand, wenn sie sie ihm reichten. Vivien muß ihm eine gute Lehrerin gewesen sein, dachte Isabelle.
    Es wurden Canapés gereicht. Die Serviermädchen brachten frisch gefüllte Champagnerflöten auf Silbertabletts und räumten die leeren Gläser ab. Ida half ihrer Freundin Gretel in der Küche, sie ließ sich bewußt nicht blicken. Ein Bote schleppte ein Blumenbukett in Zellophan herein und ließ sich von Charlotte, die ein elegantes helles Mantelkleid von Puppe Mandel

Weitere Kostenlose Bücher