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Der Seewolf

Der Seewolf

Titel: Der Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Pfropfen mit meinem Messer und kippte das Pulver auf einen flachen Stein. In die Mitte legte ich das Zündhütchen. Jetzt war alles bereit. Maud sah gespannt vom Zelt aus zu. Während ich mein Stück Papier in der linken Hand hielt, griff ich mit der rechten nach einem Stein und schlug damit auf das Zündplättchen. Ein Rauchwölkchen stieg auf, eine Flamme züngelte empor und der Rand des Papiers brannte.
    Begeistert klatschte Maud in die Hände. »Prometheus!«, rief sie. Ich war sehr beschäftigt. Das winzige Flämmchen musste sorgsam genährt werden, damit es stärker wurde und weiter brannte. Spänchen für Spänchen und Ästchen für Ästchen päppelte ich es hoch, bis es lebhaft knisternd die dickeren Scheite umzüngelte. Da ich aber nicht damit gerechnet hatte, auf eine einsame Insel verschlagen zu werden, gab es keinen Kessel oder irgendein anderes Kochgefäß in unserem Gepäck. Wir mussten mit der Konservenbüchse vorlieb nehmen, mit der wir das Wasser aus dem Boot geschöpft hatten. Im Laufe der Zeit, als wir immer mehr Dosen leerten, vergrößerte sich unser Küchengerät beachtlich.
    Ich erhitzte das Wasser und Maud bereitete den Kaffee. Er schmeckte köstlich! Mein Beitrag bestand aus Dosenrindfleisch und aufgeweichtem Zwieback. Unser Frühstück war ein voller Erfolg! So saßen wir viel länger am Feuer, als es für unternehmungslustige Forscher eigentlich ratsam ist, und schlürften unseren heißen Kaffee.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass wir in einer der Inselbuchten eine Station vorfinden würden, denn ich wusste, dass die Robbeninseln im Beringmeer auf diese Weise geschützt wurden. Maud hingegen war der Ansicht, wir seien auf einem unentdeckten Eiland an Land gegangen. Dennoch war sie sehr gut gelaunt und nicht gewillt, unsere Lage als schlimm zu bewerten.
    »Falls Sie Recht haben«, sagte ich, »müssen wir uns darauf vorbereiten, hier zu überwintern. Unser Proviant wird nicht reichen, aber wir haben ja die Robben. Im Herbst werden sie weiterziehen, deshalb sollte ich schleunigst damit beginnen, Fleischvorräte anzulegen. Außerdem müssen wir eine Hütte bauen und Treibholz sammeln. Wir sollten auch Tran auslassen, damit wir Licht haben. Alles in allem hätten wir alle Hände voll zu tun, falls die Insel tatsächlich unbewohnt ist - was ich nicht glaube.«
    Doch Maud hatte Recht. Wir segelten an der Küste entlang und suchten dabei jede Bucht mit dem Fernglas ab. Hin und wieder gingen wir auch an Land, aber wir entdeckten keinen einzigen Hinweis auf menschliches Leben. Trotzdem erfuhren wir, dass wir nicht als Erste auf der Mühsalinsel gelandet waren.
    Hoch oben auf dem Strand der zweiten Bucht entdeckten wir das geborstene Wrack eines Bootes. Es handelte sich um ein Robbenfängerboot und sein Name, Gazelle No. 2, war gerade noch zu entziffern. Offensichtlich lag es schon seit langer Zeit dort, denn es war voller Sand, das Holz stark verwittert. Unter dem Sitz zog ich eine Flinte und ein völlig verrostetes abgebrochenes Messer hervor. »Jedenfalls ist es ihnen gelungen, von hier wieder fort zu kommen«, sagte ich zuversichtlich. Mich aber plagte die Vorstellung von bleichen Knochen, die möglicherweise irgendwo im Sand herumlagen. Einen solchen Anblick wollte ich Maud ersparen. Deshalb stachen wir wieder in See, um die Nordostspitze der Insel zu umrunden.
    An der Südküste gab es keinerlei Strände und so segelten wir am frühen Nachmittag um das felsige Vorgebirge herum und kehrten zu unserer Bucht zurück.
    Die Insel hatte einen Umfang von schätzungsweise fünfundzwanzig Meilen und war circa drei Meilen breit. Mindestens zweihunderttausend Robben bevölkerten ihre Küste.
    Im Südwesten war die Insel am höchsten, nach Nordosten fiel sie allmählich ab, bis sie nur noch wenige Fuß über den Meeresspiegel hinausragte. Hinter den Buchten, die wir erforscht hatten, stiegen steinige Wiesen sanft an, die zum Teil mit Moos und Tundragras bewachsen waren. Dort tummelten sich die Robben und die alten Bullen bewachten ihre Harems. Die jungen Bullen blieben unter sich.
    Mehr gibt es nicht über die Mühsalinsel zu sagen. Heimgesucht von Wind und Wellen war sie entweder rau und felsig oder feucht und sumpfig. Dazu dröhnte ununterbrochen das Brüllen der Seetiere. Nicht gerade ein verlockender Aufenthaltsort! Maud, die sich den Tag über lebhaft und munter gezeigt hatte, verlor ihre Zuversicht, als wir in unserer Bucht ankamen. Tapfer mühte sie sich, ihre Verzweiflung vor mir zu verbergen, doch

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