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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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weniger voll sein«, sagte er, als sie die Stufen erreichten und warteten, bis Huys Beutel in der Sänfte verstaut waren. »Die Gebäude hier sind Lagerhäuser, Wohnquartiere der Armen und Läden, wo die Händler den Pilgern und Besuchern ihre Waren feilbieten. Die Adeligen und Reichen von Iunu wohnen weit weg von hier. Ihre Anwesen liegen unter schützenden Bäumen und sind von Mauern gesäumt. Steig ein.« Huy zog sich in die Sänfte und setzte sich auf die Kissen. Augenscheinlich hatten die Götter nicht vor, die Stadt zu zerstören, sodass er nicht umkehren konnte.
    Iunu war riesig und uralt. Es strahlte eine feierliche Zielstrebigkeit und eine ehrwürdige Atmosphäre aus. Räucherschwaden aus den Tempeln lagen in der Luft, auf den vornehmen Hauptstraßen drängten sich weiß gekleidete Priester. Trotz seiner Traurigkeit ließ Huy sich mitreißen, als ein in eine Staubwolke gehüllter Wagen die Sänfte rasch überholte. »Die Federbüsche der Pferde sind blau und weiß«, sagte er begeistert zu Ker, der nickte.
    »Iunu ist ein wichtiges Zentrum der Religion und des Handels«, erläuterte Ker. »Der Mann, der hinter dem Wagenlenker steht, ist wohl ein königlicher Herold oder ein Vorsteher.«
    Huy lehnte sich aus der Sänfte. Vor ihnen glitzerte das Wasser eines Kanals in der Sonne. Die Träger wandten sich nach rechts und gingen nun auf Gras. Schon bald weitete sich der Kanal zu einem großen See, auf dessen blauem Wasser das großartigste Schiff lag, das Huy je gesehen hatte. Die Planken waren vergoldet und sprühten geradezu Funken, als sie daran vorbeizogen. Auch die Kabine war vergoldet. Am Bugsporn und auf der Flagge oben am Mast war unter der scharlachroten Sonnenscheibe ein Falkenkopf zu erkennen. »Das ist der Tempel des Re, und dies ist sein Boot«, erläuterte Ker. Die Sänfte wurde gesenkt, und Huy sah sich bewundernd um.
    Vor dem See befand sich ein riesiger, mit Steinplatten gepflasterter Platz. Die Platten, die schon jetzt durch seine Sandalen hindurchbrannten, führten zu einem Pylon, der sich vom tiefblauen Himmel abhob. Rund um den Platz standen hohe Säulen, und Huy konnte erkennen, dass es innerhalb der festen Mauern, die den Bezirk an drei Seiten einfassten, noch viel mehr davon gab. Einige wenige Leute gingen durch den Pylon, ansonsten war der riesige Platz leer. Auf dem Rasen rund um den See standen Sykomoren und graugrüne Tamarisken. Priester hatten sich gruppenweise in deren Schatten versammelt.
    Ker und Huy schritten über den Platz. Das schien endlos zu dauern, aber schließlich fand sich Huy im angenehm kühlen Schatten des Pylons wieder. Doch es blieb ihm nicht viel Zeit, das zu genießen. Ker, der seine beiden Lederbeutel trug, führte ihn über den weitläufigen äußeren Hof zu einer großen Doppeltür in der Mauer. Sie trug denselben Falkenkopf unter der Sonnenscheibe wie die Götterbarke. Ein Mann, der links neben der Tür auf einem Hocker saß, stand auf und verbeugte sich. »Seid gegrüßt. Ich bin der Türöffner des Himmels. Die Gläubigen, die Gabenbringer und die Bittsteller dürfen in den inneren Hof kommen. Wenn ihr eintreten wollt, müsst ihr eure Schuhe ausziehen.«
    Ker erwiderte die Verbeugung. »Ich bin Ker aus Hut-Herib und bin gekommen, um meinen Neffen dem Vorsteher der Schule anzuvertrauen. Wir werden erwartet.« Der Mann nickte und zog an dem Ring an der Tür. Der innere Hof war zwar kleiner, erschien Huy aber immer noch verwirrend groß. Weit vor ihm lag das Allerheiligste, der Ort, wo der Gott wohnte. Die Türen davor waren verschlossen. Der überdachte Hof wurde nur von Lichtschlitzen hoch oben in den Mauern ein wenig erhellt. Rechts und links sahen sie mehrere offene Türen.
    »Wartet hier, ich werde ihn holen«, sagte der Türöffner und verschwand. Seine nackten Füße glitten geräuschlos über den Steinboden. Huy hatte plötzlich ein komisches Gefühl. Er spürte die Wände seines Schlafzimmers, die Dellen der Matratze unter sich und wusste, dass er jeden Moment die Augen öffnen und das vertraute Gesicht von Hapsefa erblicken würde, die das Frühstück klappernd neben sein Bett stellte.
    Es kam ihm vor, als hätte er seit Ewigkeiten die Finger seines Onkels festgehalten, doch dann öffnete sich plötzlich eine der kleineren Türen. Der Türöffner kam zusammen mit einem zweiten Mann, der lächelte und die Hand ausstreckte, auf sie zu.
    »Du hast einen günstigen Zeitpunkt für deine Ankunft gewählt, mein Freund«, sagte der Fremde zu Ker. »Der

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