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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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verschwinden und er würde allein in diesem ungeheuren Labyrinth zurückbleiben.
    »Ist das dein Vater?«, wollte Harnacht wissen. »Woher kommst du?«
    »Nein, Ker ist mein Onkel«, antwortete Huy atemlos während Harnacht ausschritt. »Wir wohnen in Hut-Herib. Onkel Ker stellt Parfüm für den König her«, fügte er stolz hinzu.
    Harnacht schien unbeeindruckt. »Aha. Und was macht dein Vater?«
    »Er kümmert sich um die Blumen, Bäume und anderen Zutaten für das Parfüm.«
    Harnacht führte Huy zurück in den ersten Hof, ging am Teich vorbei, blieb etwa in der Mitte der Reihe von Kammern stehen und wartete, bis Huy ihn eingeholt hatte, dann winkte er ihn hinein. Der Raum war sehr schlicht. Zwei bezogene Betten, zwei kleine Tische und zwei Kleidertruhen füllten ihn nahezu aus.
    Harnacht warf Huys Gepäck auf eines der Betten. »Normalerweise teile ich die Kammer mit meinem Freund Kay, aber der Vorsteher hat ihm ein Zimmer zusammen mit einem anderen neuen Schüler gegeben, der gestern angekommen ist. Du solltest dich ausziehen und auf dein Bett legen, denn jetzt ist Schlafenszeit. Auspacken kannst du später.«
    Mit gesenktem Kopf zerrte Huy an seinem Schurz. Als Harnacht sah, dass Tränen auf das Leinen tropften, trat er zu ihm und legte unbeholfen den Arm um die schmalen Schultern. »Es wird alles gut«, sagte er. »Meine Aufgabe ist es, dir so gut ich kann zu helfen. Wenn ich versage, wird der Vorsteher mich bestrafen!« Er versuchte, einen Witz zu machen. »Wir hatten anfangs alle Heimweh und haben es auch überstanden.« Er tätschelte Huys Arm, zog sich in seine Zimmerhälfte zurück, legte seinen Schurz ab und ließ ihn auf den Boden fallen. Gähnend streckte er sich auf seinem Bett aus. »Schnarchst du?«
    Huy musste unwillkürlich kichern. »Ich glaube nicht.« Er sah sich nach einem Stuhl um, auf den er seinen Schurz legen konnte, doch da es keinen gab, folgte er dem Beispiel seines Zimmergenossen und ließ ihn einfach fallen. Er kletterte auf das Bett.
    »Ein Diener wird später frische Leintücher bringen«, versicherte ihm Harnacht. »Die Priester legen sehr viel Wert auf Sauberkeit. Wir waschen uns alle dreimal täglich und wechseln unseren Schurz und das Lendentuch zweimal am Tag.« Er gähnte erneut laut. »Ich zeige dir das Badehaus, wenn du wieder wach bist. Doch bis dahin sei still. Ich habe heute Abend Schießunterricht.«
    Huy stützte sich auf seinen Ellenbogen. »Mit Pfeil und Bogen? Werde ich das auch lernen?«
    »Vielleicht, wenn dein Vater zusätzlich für die Stunden bezahlt. Schlaf jetzt.«
    Huy sagte lieber nicht, dass sein Onkel für seine Ausbildung aufkam. »Was macht dein Vater, Harnacht?«, fragte er vorsichtig.
    Harnacht seufzte theatralisch. »Mein Vater ist der Bürgermeister von Abtu, wo der Kopf von Osiris begraben ist. Und jetzt halt den Mund, oder ich komme rüber und verpasse dir eine.«
    Huy legte sich auf das Kissen. An dieser Decke gab es keine tröstlichen Risse. Trotz der schmerzlichen Leere in seinem Herzen wurde Huy schläfrig. Er überlegte, ob sein Onkel die Stadt schon verlassen hatte. Er begann stumm zu weinen, hielt sich den Mund mit beiden Händen zu, dann sank er in den Schlaf.
    Als er erwachte, wusste er einen beängstigenden Moment lang nicht, wo er war. Ein Gewirr von Stimmen, durchsetzt mit dem Lachen junger Männer und heiseren Rufen, drang in den Raum. Sehnsüchtig dachte er an die Stille seines Elternhauses. Harnachts Bett war leer, doch als sich Huy auf den Boden schwang, fiel ein Schatten über ihn. Er stammte von einem Mann, der eine dampfende Wasserschüssel und einen Hocker in den Händen trug und ein in Sackleinen gewickeltes Bündel unter den Arm geklemmt hatte.
    »Du hast lange geschlafen«, sagte der Mann, setzte den Hocker ab und stellte die Schüssel auf Huys Tisch. Auf dem Bett entrollte er das Bündel. Es enthielt mehrere Fächer, in denen Messer steckten. »Mein Name ist Pabast, und ich bin den Schülern in den Kammern zu Diensten. Du bist aber nicht mein Herr, also versuch nicht, mir Befehle zu erteilen. Ich bin gekommen, um deinen Kopf zu scheren, ehe du ins Badehaus gehst.«
    Huy griff nach seinen schwarzen Locken. »Meine Haare müssen ab? Warum denn?« Er war immer noch benommen vom Schlaf, und seine Augen waren schwer vom Weinen.
    »Weil jedes Kind hier, egal, wer seine Eltern sind, die Jugendlocke trägt. Anscheinend bist du nicht der Sohn eines Adeligen, denn sonst wärst du schon geschoren.« In der Stimme des Mannes lag ein

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