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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Gesicht hin. »Ich erzähle dir von meiner Schule, und dann kannst du mir von deiner erzählen«, befahl er. »Bist du in all deinen Fächern durchgefallen, dass du immer noch auf der Schule sein musst? Du bist viel älter als die größten Jungen in meinem Unterrichtssaal.«
    Huy begann, diesen kessen Bruder zu mögen. »Ich glaube, deine Schule unterrichtet nur Jungen bis zum Alter von acht Jahren. Auf meine kann man bis sechzehn gehen.«
    Heby drehte sich zu Hapu um. »Ich mag die Schule«, verkündete er mit hoher Stimme. »Ich will wie Huy sein und bis sechzehn zur Schule gehen. Komme ich auf eine andere Schule, wenn ich acht bin, Vater?«
    Hapu setzte sein Bier ab. »Warten wir ab, was dein Onkel Ker dankenswerterweise beschließt«, antwortete er. Huy sah, wie sich seine Finger verkrampften.
    Heby schob die Unterlippe vor. »Ich will aber in Huys Schule gehen.«
    »Ich bin nicht mehr dort«, sagte Huy rasch. »Meine Ausbildung ist abgeschlossen.«
    »Oh.« Mit der kleinen Kindern eigenen Abruptheit verlor Heby das Interesse an dem Thema und fing an, sich in Richtung von Huys Becher zu schlängeln. Ker ermöglicht also die Ausbildung eines weiteren mittellosen Verwandten, dachte Huy grimmig. Zweifellos betet er, dass er diesmal nicht Schande und Schmach erntet. Ich verfluche euch beide, Vater und Ker! Ich möchte die Nacht nicht bei diesen verlogenen Fremden verbringen. Ich möchte zu Methen und seiner bedingungslosen Zuneigung zurück. Abwesend legte er die Hand auf Hebys’, als das Kind versuchte, seinen Becher an den Mund zu heben.
    »Nein, Heby«, sagte Itu bestimmt. Heby brach in Geheul aus, Itu stand auf und nahm ihn von Huys Schoß. »Er ist müde. Hapsefa soll ihn ins Bett bringen.« Sie ging hinaus, und Huy und Hapu saßen sich in ungemütlichem Schweigen gegenüber. Den ganzen Nachmittag und Abend hatte Huy nach Ischat fragen wollen. Sicher hatte ihr Hapsefa längst erzählt, dass er nach Hause gekommen war. Wo war sie?
    »Ich würde gern in den Garten gehen und ein bisschen die Nachtluft genießen.«
    Hapu nickte sichtlich erleichtert. »In diesem Haus fängt der Tag früh an, wie du sicher noch weißt. Itu und ich werden Heby schon bald ins Bett folgen. Ich sage deiner Mutter gute Nacht von dir. Hapsefa hat die Laken auf deinem Bett schon gewechselt.«
    Huy verbeugte sich. »Dann also gute Nacht, Vater. Und falls ich dich morgen früh nicht mehr sehe – nächste Woche komme ich wieder.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in den schmalen Flur, und mit ein paar Schritten war er unter dem Sternenhimmel.
    Sofort fiel die Anspannung von ihm ab. Die Luft war lind und roch nach der frisch aufgeschütteten Erde des Gemüsebeets seiner Mutter. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ging er über den Rasen zu dem Teich und betrachtete die stille Oberfläche, in der sich der großartige Nachthimmel spiegelte. Unter den Pflanzen hier mussten irgendwo die Steine liegen, mit denen er den verhassten Spielzeugaffen zerschmettert hatte. Es war ihm, als würde er sich wieder vorbeugen und zuschlagen, während Ischat auf gewohnt lautlose Weise auftauchen und ihm sagen würde, er solle sich keine Sorgen machen, sie würde die Scherben aufsammeln. Er hatte von Anfang an eine böse Aura, dachte er und merkte, dass er sich in der Tat vorbeugte. Seufzend richtete er sich auf. Viel von meiner schrecklichen Zukunft lauerte in ihm, wartete darauf, dass ich ihn berührte, um in mich hineinzufließen. Wenn ich an das Idiotengesicht denke, zittere ich immer noch. Er schaute zu der Hecke zwischen Garten und Obstbäumen und hoffte irgendwie, dass die Blätter rascheln und Ischat heraustreten würde. Aber die Büsche bewegten sich nicht.
    Die Berührung an seiner Schulter ließ ihn aufjaulen. Er fuhr mit klopfendem Herzen herum und fand sich einer jungen Frau gegenüber. Sie grinste ihn an. Trotz der Dunkelheit konnte er ihre Schönheit erkennen. Die festen Züge und die hohen Wangenknochen würden ihr gutes Aussehen bis weit in die mittleren Jahre bestimmen. Das offene schwarze Haar fiel in großen Wellen auf das grobe Leinenkleid, unter dem sich die Brüste verlockend abzeichneten. Sie war ebenso groß wie er. Sie verschränkte die Arme und lachte ihn aus. »Wer ist dieser Gott, der auf die Erde gestiegen ist, um Hapus bescheidenen Garten zu schmücken«, spottete sie. »Ist es vielleicht Horus selbst? Oder ist es Bes ohne seinen fetten Bauch? Aber nein – ich denke, es ist ein unglücklicher kleiner

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