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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Junge, der sich als Gott verkleidet hat. Ich habe dich kaum erkannt, Huy, und du mich offensichtlich auch nicht.«
    »Götter«, rief er atemlos, »bist du das wirklich, Ischat?« Noch gefangen in der Zeit des Affen, hielt er verwirrt Ausschau nach einem sehnigen Mädchen.
    Sie schnaubte. »Natürlich bin ich das. Wer sonst sollte mitten in der Nacht hier herumschleichen? Es verwundert mich nicht, dass du mich nicht erkannt hast. Seit Jahren habe ich kein Wort von dir gehört. Um ein Haar wäre ich nicht gekommen, um dich zu sehen«, fügte sie sachlich hinzu. »Als meine Mutter ganz rot und aufgeregt nach Hause gerannt kam und mir erzählt hat, dass du da bist, habe ich beschlossen, den Tag in der Stadt zu verbringen. Aber wie du siehst, habe ich mich erweichen lassen. Ich habe ein versöhnliches Wesen. Außerdem wollte ich wissen, wie unerträglich überheblich du geworden bist.« Sie sah ihn scharf an. »Hast du deine schönen aristokratischen Freunde mitgebracht? Und bist du immer noch in diese affektierte kleine Schlampe verliebt?«
    »Du hast sie ja nicht einmal getroffen«, fuhr er sie an. »Du magst aussehen wie Hathor persönlich, Ischat, aber deine Zunge ist immer noch so ätzend wie die einer wütenden Sachmet.«
    Ischat faltete die Hände hinter ihrem Kopf und reckte sich mit einer bewusst provozierenden Bewegung. »Oh, ich bin also so reizvoll wie Hathor? Danke. Und ich habe auch nichts dagegen, mit einer wütenden Löwengöttin verglichen zu werden. Und was dich angeht, Huy: Deine unglaubliche Einbildung sagt mir, du weißt, dass du so hübsch wie ein Gott bist. Deine Haare sind fast so lang wie meine. Warum ist dein Schädel nicht rasiert?« Sie ließ ihre Arme fallen. Sie sahen sich eine ganze Weile an, dann lächelte Huy.
    »Wir hacken aufeinander rum, als hätten wir uns gestern zuletzt gesehen«, sagte er sanft. »Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht. Ich freue mich so, dich zu sehen.«
    »Natürlich. Aber wieso bist du hier? Sonst bist du doch während der Nilschwemme in der Schule geblieben.«
    Sie hatte also genügend Anteil genommen, um über sein Tun auf dem Laufenden zu bleiben, wahrscheinlich durch die Briefe an seine Eltern. Er war lächerlich froh darüber. Dann wurde er wieder nüchtern. Der Wunsch, ihr alles zu erzählen, kam in ihm hoch. Fast schüchtern griff er nach ihrer Hand, denn es verwirrte ihn immer noch, dass die Stimme seiner alten Freundin aus dem Mund dieser wunderbaren Frau kam. »Komm, wir setzen uns hinter die Hecke, sodass uns vom Haus aus niemand sieht, wie früher«, sagte er und zog sie vom Teich weg.
    Wortlos ließ sie sich durch das Loch in der Hecke und in den tiefen Schatten eines Baumes leiten. Dort hockten sie sich hin. Ischat zog die Knie an. Ihr Kleid rutschte herunter und enthüllte zwei lange, wohlgeformte Beine. Sie machte sich nicht die Mühe, sie wieder zu bedecken. Huy lächelte in sich hinein, als er das bemerkte. Etwas von dem Kind, das es liebte, ungebändigt und schmutzig an den Kanälen entlang zu rennen, war immer noch in ihr.
    »Ich habe die Schule abgeschlossen«, begann er. »Ich bin nach Hut-Herib gekommen, um für Methen zu arbeiten …« Und obwohl es ihm wehtat und er sich schämte, von Nachts Verrat und Anukets langem Verlöbnis mit dem Sohn eines Adeligen, von dem er nicht gewusst hatte, zu reden oder sich von der Bürde des Buches und seiner geheimnisvollen Bedeutung freizumachen, spürte er auch eine Erleichterung, denn es war Ischat, die ihm zuhörte – seine älteste Freundin und Spielkameradin –, und sein Vertrauen in sie hatte sich nicht verändert.
    Sie lachte nur, als er stockend von dem schiefgegangenen Versuch berichtete, seine Jungfräulichkeit bei der jungen Hure loszuwerden. »Du konntest also nichts ausrichten, obwohl du es wolltest?«, fragte sie ungläubig. »Und das bei einer Frau, die sich darauf versteht, einen Mann zu erregen? Wieso nicht?« In kurzen, knappen Sätzen sagte er ihr, warum. Sie schwieg lange und starrte in das Dunkel unter den Bäumen. Als sie ihn wieder ansah, war ihr Ausdruck nicht zu deuten. »Das ist die traurigste, seltsamste Sache, die ich je gehört habe. Bist du dir da sicher, Huy? Dass Atum persönlich deine Jungfräulichkeit wünscht?«
    »Es scheint so«, entgegnete er rau. »Und meistens hasse ich ihn dafür, hasse die Gabe, hasse es, dass ich mich nicht wie alle anderen betrinken kann, hasse es, wenn man mich im Tempel anstarrt und mir Ehre erweist.«
    »So viel Hass.« Sie hatte den

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