Der Seher des Pharao
entspannt in dem kühlen Raum. »Wahrscheinlich isst er gleich in der Küche, statt sich das Mittagsmahl den ganzen Weg hierherbringen zu lassen«, bemerkte Huy.
Ischat seufzte. »Ich könnte auch etwas zu essen gebrauchen. Wie wird das mit den Mahlzeiten, Huy?«
In diesem Moment verdunkelte sich der Eingang, und Methen kam herein. Sofort stand Ischat auf und verbeugte sich. Einen Augenblick betrachtete er sie, dann hellte sich seine Miene auf. »Das ist die kleine Ischat!«, rief er. »Die jetzt nicht mehr so klein ist. Sei gegrüßt! Und Huy. War der Besuch zu Hause erfolgreich?«
»Ich glaube«, antwortete Huy vorsichtig. »Meine Mutter war überglücklich, mich wiederzusehen, und Heby ist ein liebenswertes Kind. Ich habe versprochen, sie einmal in der Woche zu besuchen.«
»Gut.« Ischat wartete offenbar, dass sich der Priester einen Stuhl nahm. Methen bedeutete ihr, sich zu setzen. »Hat Huy dich zum Beten mitgebracht, oder brauchst du einen Rat?«, fragte er freundlich.
Ischat beugte sich eifrig vor, um zu antworten, aber Huy kam ihr rasch zuvor. Takt gehörte nicht zu Ischats Vorzügen. »Ischat hat angeboten, sich um meinen Haushalt zu kümmern«, sagte er. »Sie hat die Erlaubnis meiner Mutter und die ihrer Mutter Hapsefa, der Dienerin meiner Familie. Ich weiß, dass ein Mann schicklicher wäre, Methen, aber ich kann niemanden bezahlen. Ischat arbeitet für Kost und Logis.«
Methen sah ihn nachdenklich an. »Wärst du direkt dem Tempel unterstellt, wäre ein solches Arrangement nicht erlaubt. Doch ich habe dich privat als meinen persönlichen Schreiber eingestellt. Ich gehe davon aus, dass du nicht vorhast, mit dieser Frau Atums Willen zuwiderzuhandeln, oder?«
»Ganz und gar nicht!«, antwortete Huy. »Ischat und ich sind seit Kindertagen befreundet. Meine Mutter braucht sie jetzt nicht mehr im Haus, und Ischat wollte nicht bei Fremden in den Dienst treten. Sie kann ihre Eltern jede Woche besuchen, wenn ich zu meinen gehe. Sie bekommt eines der drei Zimmer für sich allein. Das hat alles seine Ordnung, Methen, das schwöre ich. Gestattest du mir das?«
»Mit Einschränkungen«, sagte der Priester mit schwerer Stimme. »Wir müssen abwarten, ob sich Gläubige oder meine Hilfspriester irgendwann beschweren.« Er wandte sich an Ischat. »Das Gesetz verlangt nicht, dass du Huy dienst, Ischat, wenn du nicht willst, solange kein formeller Vertrag besteht.« Huy beobachtete besorgt, wie Ischat Arme und Beine löste und ihre Handflächen züchtig auf ihre Schenkel legte. Sag ihm nicht, dass das ganze Arrangement deine Idee war, beschwor er sie stumm und war überrascht, wie sehr er sich freute, sein Leben mit ihr zu teilen. Zuvor hatte er nicht daran gedacht, einsam sein zu können.
»Ich freue mich, Huys Familie weiterhin zu dienen, indem ich jetzt ihn versorge, Meister«, sagte Ischat. »Ich werde hart arbeiten und keinen Skandal auslösen.« Sie verschränkte die Finger. »Ich glaube, dass die Götter Großes mit Huy vorhaben. Um dem richtig nachkommen zu können, muss er frei von Haushaltspflichten sein.«
Methen hob die Augenbrauen. »Glaubst du das wirklich?«, murmelte er. »Offenbar kennst du deinen Freund gut. Wir werden sehen. Huy, ich habe mit dem Gärtner gesprochen. Du kannst ein bisschen Tünche haben. Und du kannst noch einmal in das Lagerhaus gehen und ein Bett für Ischat suchen. Ansonsten gibt es Soda, Lumpen und sicher einen überzähligen Besen in der Küche.« Er lächelte. »Das Amun-Fest für Hapi beginnt bald. Da werden wenige Leute kommen, um Chenti-Cheti ihre Reverenz zu erweisen, also könnt ihr beiden die ersten fünf Festtage nutzen, um euer Haus bewohnbar zu machen. Das Fest dauert zwar fast einen Monat, bis Mitte Athyr, aber die meisten Bewohner der Stadt werden viel früher genug vom Trubel haben, sodass ich dich am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats zur Arbeit erwarte. Ich werde den Flussgott zusammen mit meinen Eltern feiern.« Huy war verblüfft, und Methen lachte. »Glaubst du, ich wäre so alt?«, fragte er Huy spöttisch. »Ich war kaum zwanzig, als du das erste Mal hierherkamst, Huy. Also gut. Ihr müsst euch um eure Bleibe kümmern, und ich muss meine kleine Reise vorbereiten. Vergesst nicht, ein paar Blumen zu suchen, die ihr auf das Wasser werfen könnt. Der Gott versorgt uns immer großzügig mit Fischen, sobald Isis begonnen hat zu weinen.«
Huy und Ischat erhoben sich. Methen umarmte Huy und berührte Ischat kurz an der Schulter. »Tut das Richtige«, sagte
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