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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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den Käse, die eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen waren. Dazu tranken sie etwas von dem Bier. »Ich wünschte, ich hätte auch einen leeren Wasserkrug gefunden, einen von den größeren«, sagte Ischat. »Wir brauchen Wasser zum Trinken und auch, um die Tünche anzurühren. Darf ich das Badehaus benutzen, Huy? Ich wäre gern sauber, aber heute Abend bin ich zu müde. Wir haben auch die Leinentücher vergessen.«
    Sie verteilten die Möbel in dem winzigen Haus. Dazu brauchten sie nicht lange, und hinterher wirkte ihre Heimstatt noch kleiner als zuvor. Ischat füllte Öl in die Lampen, das sofort langsam herausquoll. »Ich gehe damit in das Bierhaus nebenan und zünde sie dort am Feuer an«, sagte sie und wirkte ein klein wenig erschöpft. »Hör dir den Lärm an, Huy! Wir brauchen Hapis Großzügigkeit nicht gesondert zu feiern, denn wir haben unweigerlich an dem Jubel jedes Gastes teil, der sich vor unserer Haustür mit Bier volllaufen lässt.« Sie ging hinaus.
    Huy versuchte nicht, seine Niedergeschlagenheit und das Gefühl, am falschen Ort zu sein, zu bekämpfen. Was habe ich getan?, fragte er sich einmal mehr. Alles ging so schnell. Ich hätte in Iunu bleiben sollen. Selbst wenn ich mich auf den Marktplätzen als Schreiber angeboten hätte, um Briefe für die Ungebildeten zu verfassen – alles wäre besser gewesen, als in den Lärm, den Gestank und die Armut hier zurückzukehren! Wenn ich in Iunu arbeiten würde, könnte Nacht vielleicht meine Entschlossenheit erkennen. Und er könnte seine Meinung ändern und mir eine Stellung geben. Anukets geplante Heirat könnte schließlich ausfallen. Anuket … Verzweiflung mischte sich in seinen Anfall von Mutlosigkeit, und er hätte sich am liebsten auf den staubigen Boden geworfen und geweint. Siehst du deinen Auserwählten, mächtiger Atum?, dachte er bitter. Was hältst du jetzt von deinem Wiedergeborenen? Ich möchte aus meiner Zelle ins Badehaus gehen, mich mit duftendem Wasser übergießen und mir von einem Diener parfümierte Öle in die Haut kneten lassen. Ich möchte auf feinem Leinen liegen und mich mit Thutmosis auf dem Nachbarbett unterhalten, während ich die flackernden Schatten der Lampe an der Decke beobachte. Ich möchte eine Sänfte kommen lassen und mich zu Nachts Haus tragen lassen, wo mich Nascha fest umarmt und Anuket … Anuket mich anmutig auf die Wange küsst und dabei ihre kleine Hand unter meinem Haar schnell und heimlich an meinen Hals drückt.
    Doch als Ischat die Tür mit dem Fuß hinter sich zuzog und mit zwei Schritten vor ihm stand, konnte er schon wieder lächeln. Sie trug ein Tablett mit einer großen, dampfenden Schüssel und den beiden Öllampen, die mit dünnen Flammen brannten. Huy stellte das Tablett auf den Tisch und nahm die Lampen herunter. Ischat kramte in dem Korb aus der Küche und förderte ein großes Leinentuch zutage.
    »Der Besitzer des Bierhauses möchte Nachbarn haben, die sich nicht ständig über den Lärm beklagen«, sagte sie. »Die alte Frau, die vorher hier gewohnt hat, tat das wohl unablässig. Er hat mir angeboten, sein Feuer zum Lampenanzünden und Wasserkochen zu benutzen. Setz dich auf den Stuhl.« Huy tat wie geheißen. Ischat stellte vorsichtig die Schüssel auf den Boden neben seinen Füßen, zog ihm die Sandalen aus, tauchte das Leinentuch in das heiße Wasser und begann, seine Waden zu waschen. Er protestierte, aber sie brachte ihn zum Schweigen. »Ich bin keine Leibdienerin, und es gehört sich nicht für mich, andere Teile deines Körpers als diese zu waschen. Den Rest musst du selber übernehmen. Wenn du fertig bist, reinige ich mich auch mit dem Wasser. Wir sind beide schmutzig und müde. Das Tablett und die Schüssel bringe ich morgen zurück.«
    Huy blieben die Einwände in der Kehle stecken. Das ist ein echter Schlag für deinen verdammten Stolz, sagte er sich. Vor einem Moment noch war dein Geist nur mit Anuket beschäftigt, aber diese Frau, diese Freundin, ist so viel wert wie ein Dutzend Anukets. Würde dir Anuket die Füße waschen, wenn sie dich liebte? Ich glaube nicht. Sie würde stattdessen einen Diener rufen. Doch du, Ischat, würdest, auch wenn du eine Königin wärst, ohne zu zögern heißes Wasser bringen, niederknien und dies tun. Spontan legte Huy seine beiden Hände auf ihren gebeugten Kopf. Ihr Haar war warm, und als er sich vorbeugte, konnte er den beruhigenden Geruch der Eselin Freundlichkeit, den von Ischats eigenem Schweiß und den leicht beißenden des billigen

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