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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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zusammenzuckte. Er hielt immer noch mit beiden Händen Amenhoteps Hand und quetschte dessen Finger. Sobald er erkannte, wo er war und was geschehen war, ließ er den König los. Amenhoteps Finger waren weiß vom Druck, aber er rieb sie sich nicht, sondern legte beide Hände in seinen Schoß. Niemand sagte etwas. Huy atmete weiterhin stoßweise, den Kopf hatte er auf die Knie gelegt. Nach einer Weile spürte er, wie ihn jemand anstieß. Er sah auf: Es war Men, der ihm einen Becher hinhielt.
    »Das ist warmes Wasser mit gemahlenen Bohnen des Johannisbrotbaums«, sagte der Mann. »Eine sehr gute Stärkung. Trink, Meister.« Huy war durstig und leerte den Becher so schnell, dass er den ungewohnten Geschmack kaum wahrnahm.
    »Men, bring einen Hocker für den Seher«, befahl der König. Dankbar setzte sich Huy darauf und reichte dem Haushofmeister den leeren Becher. Die Kraft kehrte diesmal schneller als sonst in seinen Körper zurück. Huy schrieb das dem Johannisbrot zu und fragte sich, ob Ischat wohl welches besorgen könnte.
    Amenhotep hob seine schwarzen Augenbrauen. »Wirst du jetzt sprechen, Meister?«
    Huy nickte. Er berichtete alles, was ihm seine Vision über Amenhoteps Feldzug gegen den Aufstand in Retenu und darüber hinaus gezeigt hatte. Nur den Anblick Atums behielt er für sich. Amenhotep lauschte aufmerksam.
    »Sieben Prinzen von Tachsi?«, hakte er nach. Er hatte zu lächeln begonnen. »Lebendig an meinem Bug? Die Götter seien gepriesen! Ich werde die Gefangenen vor Amun opfern und die Leichname an der Stadtmauer von Weset aufhängen. Vielleicht sollte ich einen behalten und ihn in Napata im Lande Kusch, beim vierten Katarakt, baumeln lassen. Die Südländer erheben sich auch gern.« Er beugte sich mit leuchtenden Augen vor. »Und wie sieht es mit der Beute aus, Huy? Nach diesem Feldzug möchte ich den Hof wieder in den Palast von Mennofer verlegen, wo ich aufgewachsen bin. Bringe ich große Reichtümer in meine alte Heimat?«
    Huy hatte solche Schmerzen, dass er nicht klar sehen konnte. »Das wirst du. Ich habe über fünfhundert Prinzen aus Retenu und zweihundertvierzig ihrer Frauen gesehen, zweihundertzehn Pferde, dreihundert Streitwagen, vierhunderttausend Deben Kupfer sowie Goldvasen und andere Goldgefäße mit einem Gewicht von insgesamt sechstausendachthundertvierundvierzig Deben.«
    »So genau!«, rief Kenamun ungläubig. »Willst du uns erzählen, dass die Götter dir nicht nur das triumphale Vordringen des Königs gezeigt haben, sondern auch seine Beute in allen Einzelheiten?«
    Huy war nicht in der Stimmung, taktvoll zu sein. Er betrachtete das hochmütige Gesicht mit vor Schmerz zusammengekniffenen Augen. »Nicht die Götter, sondern Atum selbst. Wie kannst du es wagen, das Wort des Neb-er-Djer in Zweifel zu ziehen? Wenn sich meine Visionen als wahr herausgestellt haben, wirst du Atum auf den Knien huldigen.« Er wandte sich wieder Amenhotep zu. »Majestät, ich habe eine persönliche Botschaft für dich. Atum sagte: ›Berichte meinem Sohn Amenhotep, was ich dir zeigen werde, und übermittle ihm diese Warnung: Er darf nicht von der Harmonie der Maat, die ich eingerichtet habe, abweichen. Denn er ist bereits versucht, das zu tun.‹ Das war alles.« Huy packte seine Knie, um sich von dem Schmerz in seinem Kopf abzulenken.
    Einen Moment lang war es so still in der Kabine, dass die leisen Gespräche der Männer draußen deutlich zu hören waren, dann räusperte sich Amenhotep. »Ich werde über diese Warnung nachdenken, wenn sich all die Einzelheiten über meinen Feldzug als richtig erweisen«, sagte er mit schwerer Stimme. »Tun sie das, haben wir wahrlich einen mächtigen Propheten in unserer Mitte. Huy, Sohn des Hapu, was kann dir dein König für deinen heutigen Dienst zukommen lassen?«
    Huy hob die Hand. »Mir genügt es, dass ich dir dienen konnte, Majestät. Aber ich wäre dankbar für etwas Mohnpulver. Es ist kostbar, und jedes Mal, wenn ich meine Sehergabe einsetze, leide ich unter Kopfschmerzen. Je lebhafter die Bilder sind, desto größer sind die Schmerzen. Vergib mir.«
    »Wofür?«, der Ton des Königs war mild. »Men, bereite sofort eine Dosis Mohn zu und gib Huy einen Krug mit allem Mohn, den du hier hast. Schick einen Läufer nach Mennofer, damit er mehr holt. Huy, ich werde sicherstellen, dass du angemessen versorgt bist. Bleib ruhig sitzen, bis es dir besser geht.« Er war eindeutig in Hochstimmung angesichts dessen, was Huy gesehen hatte, und begann mit den Anwesenden über

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