Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
…»Den Rest ließ sie unausgesprochen. Wie sollte sie schon erklären, was sie wollte? Wie sollte sie das Bedürfnis beschreiben, das von ihr verlangte, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und selbst darüber zu bestimmen, welchen Weg ihr Leben einschlagen sollte? Ihr kam nur ein passendes Wort in den Sinn. »Ich will lediglich meine Freiheit.«
Der Himmel hellte weiter auf. Das Schiff trieb nicht weit von ihnen entfernt im Wasser. Wolf drehte sie so, dass sie ihn ansehen konnte, während er sie an den Armen hielt. Alle Wärme, die von seinem Körper übergesprungen war, verflüchtigte sich in dem Moment, als sie in seine dunklen Augen schaute, die nur eisige Kälte ausstrahlten. »Ist Euch bewusst, was Ihr da eigentlich wollt? Oder seid Ihr so jung und naiv, dass Ihr nicht verstehen könnt, was Freiheit für Euch tatsächlich bedeuten würde?«
»Ich weiß … was ich will.«
»Ist das wahr?«
Sein schroffer Tonfall war ihr zuwider.
»Und wie wollt Ihr überleben ohne einen Beschützer, ohne Geld und Essen?«
»Ich …»Sie hatte Schlimmeres überlebt, doch das würde sie ihm nicht anvertrauen. Sie besaß nichts von Wert, das sie gegen ein paar Münzen hätte eintauschen können -; ausgenommen das einzige Erinnerungsstück an ihre Mutter. Izzy fühlte das Gewicht des Anhängers auf ihrer Brust. Neben ihrem Überlebenswillen war es das Einzige, was ihr gehörte. Und dieser Wille war es, der sie auf eine Lüge verfallen ließ. »Ihr habt Recht … ich besitze nichts«, brachte sie heraus.
Das anschließende Schweigen wurde kurz darauf von dem klatschenden Geräusch unterbrochen, das die Ruder des Beiboots verursachten. Izzy fühlte seinen hitzigen Blick über ihren Körper wandern. »Ihr habt mich«, sagte er.
Dann schwieg er wieder und zog sie fester an sich, woraufhin sie schlucken musste, da sie spürte, wie seine stählernen Muskeln gegen ihre Brüste drückten. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Sie konnte das Salz auf seiner Haut riechen, sie sah, wie die Wassertropfen in seinen Haaren glitzerten und auf den durchnässten Leinenstoff tropften, der seine breite Brust bedeckte. So nahe, wie sie ihm in diesem Moment war, kam sie sich klein und unbedeutend, verwundbar und kalt vor.
Als hätte er ihre Gedanken erraten, drückte er sie noch etwas fester an sich, damit er ihr mehr Wärme spenden konnte. »Danke«, erwiderte sie, obwohl sie wusste, dieses Wort brachte nicht alles zum Ausdruck, was sie fühlte. Jedoch würde er nicht mehr von ihr bekommen.
Etwas Unbekümmertes, Sündhaftes spiegelte sich in seinen Augen wider. »Gern geschehen«, meinte er nur.
Das Beiboot kam näher, und allmählich waren die gedämpften Stimmen der Männer besser zu verstehen.
Wolf verlagerte sein Gewicht ein wenig und hob eine Hand, um ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, während er gemächlich im Wasser trat, damit sie beide an der Oberfläche blieben. Izzy versuchte sich von ihm zu lösen, aber er hielt sie in seine Armbeuge gedrückt. Er wickelte sich eine ihrer Strähnen um den Finger und strich ihr über die Wange, ehe er seine Hand um ihr Kinn legte, damit er ihren Kopf leicht anheben konnte. »Ich werde Euch ein Versprechen geben, wenn Ihr mir im Gegenzug auch etwas versprecht.«
»Und was für ein Versprechen soll das sein?«, fragte sie und versuchte vergeblich, nicht so zu klingen, als sei sie außer Atem.
Sein Blick wanderte zu ihren Lippen. Ein lautes Pochen dröhnte in ihren Ohren, als ihr Blut in Wallung geriet, da sie im Gegenzug auch seinen verlockenden Mund betrachtete. »Bleibt in meiner Obhut, ohne einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen, und ich verspreche, Euch im Rahmen der Ehe zu beschützen, und zwar ausschließlich im Rahmen der Ehe. Alles, was darüber hinausgeht, soll ganz an Euch liegen.«
Er nahm die Hand von ihrem Kinn und legte sie ihr um die Taille. Der Druck seiner Finger wurde stärker, als er sie anhob, damit ihr Mund dem seinen näher war. Plötzlich ging kein Windhauch mehr, und sogar die Wellen schienen zum Erliegen gekommen zu sein, als wagten sie nicht, sie beide zu stören.
»Sind wir uns einig?«, fragte er.
Sie zitterte am ganzen Leib. Ihre Gedanken gerieten außer Kontrolle, und sie nahm nur noch seinen Mund wahr, der vor dem ihren zu schweben schien. Sie musste nur nicken, dann hätten sich ihre Lippen berührt. Aus Angst, auch nur einen winzigen Schritt zu weit zu gehen, hauchte sie ihm nur ein »Aye»entgegen.
Noch nie hatte sie sich so sehr im
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