Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Einklang mit der Welt ringsum befunden, obwohl sie sich gleichzeitig benommen und verwirrt fühlte. Langsam hob sie die Hände und legte sie auf seine muskulöse Brust. Sein Herz schlug kräftig unter ihren Handflächen.
Sein Griff um ihre Taille wurde fester und er bewegte sie weiter auf seinen Mund zu. Ihre Augenlider schlossen sich flatternd, und sie hielt gebannt den Atem an, während sie darauf wartete, dass sich ihre Lippen berührten.
Er hob sie höher und höher, bis sie verwundert die Augen aufschlug und feststellen musste, dass sie auf ihn bereits herabsehen konnte. Im nächsten Moment wurde sie seinem Griff entzogen und landete recht unsanft in dem kleinen Beiboot, das gekommen war, um sie zum Schiff zurückzubringen.
Ihre Wangen glühten, und sie hielt den Kopf gesenkt, damit sie Walters neugierigem Blick ausweichen konnte. »Ihr könnt Euch glücklich schätzen«, sagte er mürrisch und warf ihr eine dicke Wolldecke zu. Dann wandte er sich zu den anderen um, die ihn aus dem Wasser zogen.
Die Welt um sie herum begann wieder zu existieren, und mit ihr kehrte auch die durchdringende Kälte zurück, die auf ihren Armen und Beinen lastete und ihr das Gefühl gab, unendlich schwach zu sein. Der Rhythmus der Wellen ließ das kleine Boot sanft schaukeln. Eine Möwe flog kreischend über sie hinweg. Izzy biss sich auf die Lippe, die erwartungsvoll kribbelte, sah ihm in die Augen.
Wolfs Gesicht zeigte keine Regung, seine Augen verrieten nichts von dem, was in ihm vor sich ging. Er hob die Decke auf, die Walter ihr zugeworfen hatte, und legte sie ihr um die Schultern. Als er dabei mit einer Hand ihre Haut berührte, zuckte Izzy zusammen, als wäre sie mit Feuer in Berührung gekommen.
Er griff nach der zweiten Decke und warf sie sich selbst über. »Ich erwarte, dass Ihr Euer Versprechen haltet.«
»Und ich … erwarte das Gleiche von Euch«, erwiderte sie, vor Kälte zitternd.
Er musterte sie eindringlich, als suche er nach irgendetwas, dann deutete er eine höfliche Verbeugung an und begab sich in den hinteren Teil des Boots.
Kurz darauf befanden sie sich wieder an Bord der Ategenos , und Wolf blieb auf Abstand zu ihr. Er widmete sich den Aufgaben, die auf einem Schiff anfielen, indem er auf dem Achterdeck die Seekarten überprüfte und seinen Männern Befehle zurief. Sobald er in ihre Nähe kam, nickte er ihr knapp zu, tat sonst aber nichts.
Izzy lehnte sich gegen die Backbordreling und sah zu einer Küstenlinie, die sich allmählich am Horizont abzuzeichnen begann. Es war fast so, als hätte es diesen Moment im Wasser gar nicht gegeben, da nur noch ein Hauch ihrer beider Lippen voneinander getrennt hatte. Der Gedanke daran ließ ihre Wangen glühen. Sie hatte ihn tatsächlich küssen wollen.
War sie denn nicht von ihrer Mutter vor solchen Dingen gewarnt worden? Die Ehe war nur der erste Schritt auf einem langen, qualvollen Pfad in den Wahnsinn. Izzy drückte die Finger gegen ihre heißen Wangen. Sie sollte auf das hören, was ihre Mutter gesagt hatte. Wenn ihre Reaktion auf Wolfs Nähe von Bedeutung war, dann würde sie in die gleiche Falle tappen wie ihre Mutter, und es würde kein Entkommen für sie geben.
War ihre Freiheit für immer verwirkt? Izzy hatte ihm versprochen, keinen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen. Sie straffte die Schultern und legte die Hände auf die Reling. Wenn man einem Highlander eines glauben konnte, dann war es das Wort, das er gab. Ihr Verstand, ihr Körper und ihre Sinne mochten verwirrt sein über das, was sie wollte. Doch ihre Seele wusste es, und die sehnte sich nach einem Leben, das sich nicht in der Dunkelheit oder hinter dicken Mauern verborgen abspielte.
Sie würde schon einen Weg finden, um das zu erreichen. So oder so würde sie ihre Freiheit bekommen.
Aus dem Schatten einer anderen, nicht weit entfernten Burg traten zwei Männer hervor. »Mylord.« Sie verbeugten sich und warteten darauf, dass er sie ansprach. Lord Grange presste die Lippen aufeinander. Mylord. Das Wort reizte ihn wie ein Dorn in seinem Fleisch. Sie sollten ihn mit Euer Gnaden anreden, und bevor die Jahreszeit wechselte, würden sie das auch tun. Als Gemahl der Balliol-Erbin hatte er einen Anspruch auf den Thron. Wenn ihm nur nicht die Stewarts im Weg gestanden hätten!
Er knurrte verärgert, als er sich den beiden Männern zuwandte. »Wo ist das Mädchen? Und warum ist dein Vater nicht hier, um sie persönlich zu mir zu bringen?«
Aldous MacDonald wurde bleich. »Sie ist
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