Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Ehemann einen finsteren Blick zu. »Würde es Euch anders ergehen, wenn Ihr an ihrer Stelle wärt?«
»Vermutlich nicht«, meinte Wolf amüsiert.
»Was ist mit unserer Hochzeit?«, fragte sie.
»Ich gewähre Euch einen Aufschub bis morgen früh.«
Bis morgen früh. Izzy ließ sich diese Worte wieder und wieder durch den Kopf gehen. Es war unvermeidbar, dass sie diesen Mann heiraten würde, dennoch war sie ihm für den Aufschub dankbar. So bekam sie ein bisschen Zeit, um sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass sie morgen seine Braut sein würde.
Der Weg vom Schiff bis zum Ufer am Fuße der Burg schien nur wenige Augenblicke in Anspruch zu nehmen, und viel zu schnell wurde sie zu Fuß die Klippe hinauf eskortiert, um durch das große Tor mit dem schützenden Fallgitter ins Innere geleitet zu werden.
Brahan und die anderen Männer folgten Izzy und Wolf auf den äußeren Burghof, der vom Stimmengewirr und dem Scheppern von Metall auf Metall erfüllt wurde. Um Izzy herum waren Männer in Kettenhemden mit ihren Waffen paarweise in Kampfübungen vertieft. Jede Gruppe, an der sie auf ihrem Weg vorbeikamen, hielt inne, manche Männer schienen mitten in der Bewegung zu erstarren, während sie Izzy nachsahen, die sich ganz wie die Gefangene fühlte, die sie im Grunde ja auch war.
»Willkommen daheim, Mylord.« Ein dunkelhaariger Ritter steckte sein Schwert weg und verbeugte sich tief vor dem Mann.
Wolf blieb stehen und lächelte. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, Fenwick.«
»Mylady.« Mit einem zögerlichen Nicken begrüßte Fenwick Izzy, dann sah er unschlüssig zwischen ihr und Wolf hin und her. »Ähm, Mylord, ich weiß nicht so recht, wie ich Euch das sagen soll …»
»Mein Lieber, endlich bist du zurückgekehrt«, ertönte eine Frauenstimme von der anderen Seite des Burghofs. »Ich wollte meinen Augen kaum trauen, als ich die Ategenos näher kommen sah.«
Eine Frau in einem braungelben Seidenkleid kam zu ihnen geeilt, das eng um ihre schmale Taille lag und ihre Brüste so hochschob, dass sie auf beeindruckende Weise über dem Mieder hervorschauten. Sie kniff ihre braunen Augen argwöhnisch zusammen, als sie Izzy entdeckte, und zog mit ihren makellos geformten Lippen einen Schmollmund. »Sag nicht, du hast noch ein Dienstmädchen mitgebracht! Wir haben schon so viel Personal in diesem Haushalt, dass ich nicht mehr weiß, was ich mit all diesen Leuten anfangen soll!«
Ihr schweres Parfüm raubte Izzy den Atem, und das intensive süßliche Aroma bewirkte, dass sich ihr der Magen umdrehte. Der Geruch war so aufdringlich, als würde sie an einem völlig windstillen Tag mitten im Heidekraut stehen.
Brahan übergab den Beutel mit Mistress Henny darin einer älteren Frau. »Bring das in die Feste. Kennzeichne das Huhn irgendwie, damit andere wissen, dass ihm kein Schaden zugefügt werden darf. Sollte es trotzdem jemand versuchen, wird er mir Rede und Antwort stehen müssen.« Die Frau nickte und brachte die Henne weg.
Bevor Brahan dann vortrat, um die makellose Schönheit zu begrüßen, warf er Wolf einen Blick zu, den Izzy nicht zu deuten wusste. »Fiona Kincaid, wie schön, Euch wiederzusehen.«
Die Frau ließ sich von Brahan begrüßen, der sich vorbeugte und ihr einen flüchtigen Handkuss gab.
Izzy spürte, wie Wolfs Hand von ihrem Arm rutschte. »Das hat mir noch gefehlt«, murmelte er, während sein Blick an den vollen Brüsten der Frau hängenblieb.
Mit einer Hand strich Izzy über ihr altes braunes Kleid. Kein Wunder, dass die Frau sie für eine Dienstmagd hielt, immerhin sah sie danach aus und man hatte sie ja auch jahrelang als Bedienstete gehalten.
Der kritische Blick der Frau wanderte von Izzys Gesicht über ihren gertenschlanken Körper bis hinunter zu ihren abgewetzten Schlappen. Eigentlich war sie genauso eine Lady wie ihr Gegenüber, und doch kam sie sich wie eine Motte in der Gegenwart eines exotischen Schmetterlings vor.
Izzy nickte zum Gruß, was Lady Fiona mit einem zornigen Aufblitzen in ihren Augen kommentierte. »Mein Lieber, diesmal bist du wirklich zu lange auf Reisen gewesen.« Sie ging um Brahan herum und lachte eine Spur zu fröhlich.
»Fiona«, sagte Wolf ein wenig gereizt, »wir müssen uns unterhalten.«
»Das können wir später immer noch machen.« Die Frau kam näher und schmiegte sich an ihn, bis ihre Hüfte gegen Wolfs muskulösen Oberschenkel drückte, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund.
Ein Wirbelwind aus wilden Gefühlen
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