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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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besten Willen nicht die Wahrheit anvertrauen. »Ich bin eine Waise, und das schon seit sehr vielen Jahren.« Das war wenigstens nicht gelogen.
    Mistress Rowley gab einen missbilligenden Laut von sich, und sie rieb etwas sanfter über Izzys Kopf. »Nun, meine Liebe, jetzt seid Ihr bei uns. Und ich werde gut auf Euch aufpassen.«
    Ihre freundliche, sanfte Erwiderung war nicht das, womit Izzy gerechnet hätte. Da sie ihrer Stimme nicht vertrauen wollte, nickte sie stumm und hoffte, auch auf diese Weise ihre Dankbarkeit ausdrücken zu können. In ihrer Brust verspürte sie eine Wärme, die nichts mit dem heißen Badewasser zu tun hatte. So musste es sich wohl anfühlen, wenn eine Mutter sich um einen kümmerte. Obwohl sie selbst eine Mutter gehabt hatte, war es stets Izzy gewesen, die Trost spendete, aber nie empfing.
    Leise summend spülte Mistress Rowley ihr den Seifenschaum aus den Haaren, während Izzy die Augen zukniff, um sich durch nichts von diesem Augenblick ablenken zu lassen. Sie holte tief Luft und hielt den Atem an, damit sie nur dieses wunderbare Gefühl verspürte, von einem anderen Menschen umsorgt zu werden. Was schadete es schon, wenn sie sich vorstellte, diese Burg, dieses Gemach sei ihr Zuhause? Wenn sie so tat, als könnte sie Mistress Rowley ihre schlimmsten Ängste anvertrauen?
    Jahrelang hatte sie alles ihrem Huhn anvertraut, wobei ihr immer bewusst gewesen war, dass das Tier nur ein Ersatz für die menschliche Gesellschaft war, die sie sich eigentlich wünschte. Wie musste es wohl sein, wenn sie mit einer mitfühlenden Frau über ihre Ängste und Hoffnungen sprach?
    Ein zögerliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wie wäre es wohl, eine echte Freundin zu haben? Aber einer echten Freundin tischte man keine Lügen auf. Der Gedanke ließ ihr Lächeln gefrieren, und sie atmete wieder aus. Ein solches Wunschdenken hatte keinen Platz in ihrem Leben, und daran würde sich auch niemals etwas ändern.
    »Woher kommt Ihr, meine Liebe? Wir wissen so wenig über Euch.« Mistress Rowley tauchte ein weiches Handtuch in das Badewasser und rieb es mit der süßlich duftenden Seife ein, dann reichte sie es Izzy.
    Die schrubbte sich damit den Schmutz ab, der an ihrem Körper haftete. »Von der Isle of St. Kilda«, gab sie zu. Es konnte nicht verkehrt sein, diese einfache Tatsache zu verraten.
    »Wie seid Ihr dann dem Herrn begegnet, wenn Ihr so weit von hier entfernt gelebt habt?«, wunderte sich Mistress Rowley. »Am Hof kann es ganz sicher nicht gewesen sein.« Sie nahm Izzy das nunmehr schmutzige Handtuch ab. »Ich bitte um Verzeihung, meine Liebe, doch Ihr seid mehr von der Sorte Frau, die Wolf mitbringt, damit sie im Haushalt hilft, aber nicht, damit er Hochzeitspläne mit ihr schmiedet.«
    »Es war der König, der für uns dieses Schicksal beschlossen hatte.«
    »Der König, sagt Ihr?«, wiederholte sie überrascht.
    Izzy nickte.
    »Dann möge der Himmel uns allen beistehen«, tat Mistress Rowley in einem verzweifelten Tonfall kund und griff nach einem frischen Handtuch, um Izzys Haare zu trocken.
    »Ich möchte ihn gar nicht heiraten.«
    »Wirklich nicht?« Mistress Rowley hob skeptisch eine Braue. »Wie könnt Ihr darauf hoffen, Euch dem Befehl des Königs zu widersetzen? Nicht mal Wolf, sein eigener …»Sie brach ihren Satz abrupt ab und begann von neuem: »Nicht einmal Mylord Wolf kann sich über eine solche Anweisung hinwegsetzen.« Sie legte ein frisches Handtuch auf den Wannenrand, dann drehte sie sich weg. »Ganz gleich, wie Ihr zusammengefunden habt, ich hoffe, der Burgherr liefert Euch einen Grund, ihn zu heiraten. Das wäre für Euch und ihn das Beste – Ihr hättet eine Familie, und es gäbe für den König eine Möglichkeit weniger, ihn zu kontrollieren.«
    Izzy stand auf und wickelte sich das Tuch um den Körper. In der frischen Nachtluft kribbelte ihre Haut. »Wie meint Ihr das?«
    Mistress Rowley seufzte. »Vergebt mir, meine Liebe. Ich bin nur eine alte Frau, die drauflosredet, ohne nachzudenken.« Sie führte Izzy zu einem Stuhl neben dem Kamin, auf den sie saubere Kleidung gelegt hatte, und nahm ein Kleid aus laubgrünem Damast hoch, um es Izzy hinzuhalten. »Darin werdet Ihr wunderschön aussehen. Auch wenn es eines von Fionas abgelegten Kleidern ist, werdet Ihr darin dem Herrn sicher gefallen.«
    Fast erschrocken betrachtete Izzy den edlen Stoff. Etwas so Erlesenes konnte sie unmöglich tragen, damit würde sie sich nur an Wolf binden. »Ich möchte ihm nicht gefallen.«
    »Dann tragt

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