Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
dieses Kleid.«
Beide Frauen drehten sich um, als sie hinter sich Fionas Stimme hörten.
»Wolfie hasst Grün, und wenn Ihr dieses Kleid anzieht, wird er Euch von Herzen verabscheuen.« Sie stand in der offenen Tür, in einer Hand hielt sie ein Holzbrettchen, darauf ein in Scheiben geschnittener Apfel und ein Stück von einem goldgelben Käse.
»Seid vorsichtig, Lady Fiona«, sagte die ältere Frau und warf Izzy ein dünnes Unterkleid über, das über Taille und Hüften bis zum Saum dicht über ihren Knöcheln glitt. »Lord Wolf will Euch in diesem Gemach nicht sehen.«
Ungerührt trat Fiona vor und stellte das Brettchen auf den Tisch in der Zimmermitte. »Ich bin nicht hier, um für Unruhe zu sorgen. Vielmehr möchte ich Frieden schließen.« Sie deutete auf die Speisen. »Und ich möchte meine Dienste anbieten, nachdem ich nun entschieden habe, die Burg doch nicht zu verlassen.«
Mistress Rowley runzelte die Stirn.
»Welche Art von Diensten?«, fragte Izzy zögerlich, die an den ehrbaren Motiven der Frau ihre Zweifel hatte.
Fiona nahm eine Apfelscheibe und knabberte an dem blassen Fruchtfleisch. Ihre Gesten hatten etwas Geübtes und Übertriebenes, zugleich Zivilisiertes an sich. Nichts davon war Izzy jemals beigebracht worden. »Mistress Rowley mag eine große Hilfe sein, um Euch zu waschen und Euch vorzeigbar zu machen, aber von mir könnt Ihr Dinge lernen, die nur eine wohlerzogene Dame weiß. Wenn Ihr bereit seid, Euch diese Dinge anzueignen, dann kommt zu mir.« Fionas hübsche Gesichtszüge waren von einer gar nicht anziehenden Härte.
»Lady Isobel muss von Euch nichts lernen.« Mistress Rowley griff nach dem Kleid und zog es über Izzys Kopf, dann half sie ihr in die langen Ärmel. Während sie sich den kleinen Knöpfen an den Ärmeln widmete, ignorierte sie Fiona völlig. Nachdem sie hiermit fertig war, ging sie um Izzy herum und fasste die Schnüre, um den Stoff auf dem Rücken zusammenzuziehen, damit das Kleid richtig saß.
»Das werden wir ja noch sehen«, meinte Fiona gereizt. »Und wie ich bereits vermutet habe, hilft dieses Kleid in keiner Weise, Euer Aussehen zu unterstreichen.« Mit einer dramatischen Geste drehte sie sich um und verließ den Raum.
»Hört nicht auf sie, meine Liebe«, warnte Mistress Rowley sie und fügte beruhigend hinzu: »Ihr seht bezaubernd aus.« Die ältere Frau begann zu lächeln, als sie den Stoff zurechtzog, der sich um Izzys Taille und Hüften schmiegte. »Aye, das wird Mylord Wolf ohne jeden Zweifel gefallen.« Dann griff sie nach einem Kamm und begann die noch feuchten Haare zu kämmen. »Wenn ich erst einmal Euer Haar geflochten habe, werdet Ihr traumhaft aussehen.«
Izzy rührte sich nicht, kam sich aber in ihrer eigenen Haut wie eine Fremde vor. Ihr stockte der Atem, als sie über den Stoff strich, der eng ihren Körper umhüllte und ihr plötzlich das Gefühl gab, völlig nackt zu sein. »Dieses Kleid ist nicht das richtige für mich.« In dieser Kleidung konnte sie ihre weiblichen Kurven nicht so verbergen wie in dem weiten Kleid, in dem sie hergekommen war. Bei diesem seidigen Stoff dagegen hatte sie das Gefühl, als streichele er sie auf eine äußerst intime Weise. »Ich will mein altes Kleid wiederhaben.«
Mistress Rowley stutzte. »Wofür denn das?«
Aufgebracht griff Izzy hinter sich und versuchte, die Schnüre zu lösen, damit sie dieses Kleid ausziehen konnte.
»Nein, meine Liebe.« Die Frau bekam ihre Hände zu fassen und hielt sie fest. »Euer Kleid muss gewaschen und geflickt werden. Außerdem hat Mylord darum gebeten, dass Ihr etwas anzieht, das Eurer Stellung an seiner Seite angemessener ist. Ihr wollt ihn doch nicht enttäuschen, oder etwa?«
Izzy befreite ihre Hände aus Mistress Rowleys Griff, während sie von einem Gefühl der Panik befallen wurde. Sie machte einen Satz auf die Badewanne zu und bückte sich, um ihr altes Kleid vom Boden aufzuheben.
Aber Mistress Rowley war schneller und drückte den Stoff an ihre Brust. »Das kann ich nicht zulassen. Mylord Wolf wird mir die Schuld an allem geben.«
Izzy verzog den Mund. Sie wollte Mistress Rowley keinen Ärger bereiten, doch darüber durfte sie nicht ihre eigenen Bedürfnisse vergessen. »Es ist doch nur ein Kleid.« Sie machte zwei Schritte auf die Frau zu. »Er wird das schon verstehen.«
Plötzlich drehte die ältere Frau sich um und warf Izzys altes Kleid ins Kaminfeuer.
»Nein!«, rief sie entsetzt und tat einen Satz nach vorn, doch es war bereits zu spät. Die Flammen
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