Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Lügen, die sie erzählt, an alles Böse, das sie getan hatte, um sein Herz zu gewinnen, um sein Bett mit ihm zu teilen. Und sie dachte an all die Dinge, die sie weiterhin tat, damit sie an seiner Seite bleiben konnte. Sie hasste sich für das, was sie sich von ihrem letzten Beschützer hatte antun lassen. Und sie verspürte fast den gleichen Hass auf Wolf, weil er in ihr ein solches Verlangen weckte, dass sie zu den gleichen Dingen bereit war.
Sie sah, wie er einen Arm um die Taille der schmächtigen jungen Frau legte und sie an sich zog. Ihr entging nicht die Zärtlichkeit dieser Geste, auch nicht sein eindringlicher Blick, als er sie beim Betreten des Stalls ansah.
Zorn kochte in ihr hoch. So hatte er sie nie angesehen. Nicht ein einziges Mal!
Zugegeben, er sorgte für alles, was sie brauchte, und er gewährte ihr auch eine Freiheit, die sie sich niemals erträumt hätte. Aber sie sehnte sich nach seiner Berührung, seiner Nähe, die wie ein Heilmittel für jene Gehässigkeit war, von der sie sich hatte vereinnahmen lassen. Ohne ihn würde das Gift ihrer Taten sie am Ende töten.
Sie brauchte ihn, und bei Gott, sie würde ihn zurückbekommen. Er mochte mit ihr abgeschlossen haben, umgekehrt jedoch konnte davon keinesfalls die Rede sein.
Sechzehntes Kapitel
So etwas hatte Izzy noch nie erlebt. Der Tag war eine einzige, anhaltende Wonne gewesen. Sie und Wolf ritten allein zu einer Stelle, die nicht allzu weit von der Burg entfernt lag, und die mit ihrer Aussicht auf grüne Hügel und schroffe Felsen so wirkte, als seien sie in ein entlegenes Reich geraten, in dem es außer ihnen niemanden gab.
Sie rollte sich auf der Wiese nahe dem Bach zusammen, der gurgelnd an ihr vorbeiplätscherte, und genoss den Sonnenschein wie eine verschlafene Katze. Es war ein Augenblick weit weg von der düsteren Wirklichkeit, fernab von allen Täuschungen, vom Schmerz der Vergangenheit, von der Ungewissheit der Zukunft.
Die Sonne durchdrang das Gebüsch am Bachrand und ließ Lichtpunkte wie funkelnde Edelsteine auf der Wasseroberfläche tanzen. Für Izzy war das ein größeres Geschenk als echte Juwelen. Sie verspürte ein Gefühl von Frieden und Sicherheit und sogar Glück, das die Schatten aus ihren Gedanken vertrieb.
Es mochte ein flüchtiger Moment sein, doch er gehörte ganz allein ihr. Sie atmete die nach Heidekraut duftende Luft ein und versuchte, sich diesen Augenblick so gut einzuprägen, dass sie ihn niemals vergessen würde.
»Ihr seht glücklich aus«, stellte Wolf fest, als er sich zu ihr setzte und sein muskulöser Oberschenkel gegen ihre Hüfte drückte. Sein sauberer, würziger Duft regte ihre Sinne auf eine ihr unbegreifliche Weise an und ließ ihr Herz schneller schlagen. Die sie umgebende Schönheit trat allmählich in den Hintergrund, bis sie nur noch Wolf wahrnahm.
Sie versuchte, sich an die Vergangenheit zu erinnern -; an das düstere Gefängnis, an den unangenehmen Geruch, der von ihr selbst ausging, an die schmerzenden Fesseln, an den Wahnsinn ihrer Mutter -, doch nichts war in der Lage, die wohlige Wärme zu verdrängen, die Wolf durch seine Nähe auslöste.
Was war nur mit ihr los? »Warum sind wir hier?«, fragte sie, obwohl ihre Zunge sich so schwer anfühlte, dass sie glaubte, kein Wort herausbringen zu können.
Er verzog den Mund zu einem betörenden Lächeln. »Wir wollen beide einfach alles hinter uns lassen, auch wenn es nur für einen Augenblick ist.«
»Aber warum mit mir und nicht mit Fiona?«, platzte sie heraus und wandte rasch den Blick von ihm ab, da sie gar nicht wissen wollte, was sie an seinen Augen hätte lesen können.
Er legte ihr einen Finger an das Kinn und hob ihren Kopf an, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Fiona ist nicht meine Braut, Ihr dagegen schon«, meinte er und lächelte zufrieden.
»Seid Ihr darüber glücklich?« Wieder erschrak sie und fragte sich, was in sie gefahren sein mochte, so offen mit ihm zu reden. Wenn sie sich so geradeheraus verhielt, setzte sie viel zu viel aufs Spiel. Bei ihrer Ankunft auf Duthus Castle war sie einzig von dem Wunsch beseelt gewesen, so bald wie möglich von hier wegzukommen. Jetzt dagegen konnte sie nicht mit Gewissheit sagen, ob es sich hierbei um die richtige Antwort auf ihre Probleme handelte.
»Ich habe mich an den Gedanken gewöhnt«, antwortete er mit einem neckischen Grinsen.
Bei seiner Antwort verspürte sie ein Kribbeln im Bauch. Er brachte sie noch um den Verstand, er überwand jede ihrer Abwehren, und zu
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