Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
Vom Netzwerk:
ihrem Schrecken musste sie sich eingestehen, dass sie sich daran nicht einmal störte.
    Er beugte sich nach vorn, und sie fühlte, wie seine Lippen über ihre Wange strichen, als würde er einen wortlosen Pakt besiegeln. Dann streckte er die Hand aus. »Begleitet mich, ich möchte Euch etwas zeigen.«
    Izzy schluckte und fasste seine Hand, so dass sich seine kräftigen Finger um ihre schließen konnten. Er stand auf und zog sie hoch, dann führte er sie zu einem dem Bachlauf folgenden Pfad. »Wohin gehen wir?«
    »Vertraut Ihr mir?«, fragte er.
    »Aye«, bestätigte sie, ohne nachzudenken. Beim nächsten Schritt geriet sie ins Stocken und wäre fast gestolpert.
    »Ganz vorsichtig.« Seine Hände legten sich um ihre Taille, um ihr Halt zu geben.
    Sie nickte dankbar, entzog sich aber gleich wieder seinem Griff. »Ich muss gegen einen Stein gestoßen sein.«
    Wortlos lächelnd ging er mit ihr weiter den Pfad entlang. Das einzige Geräusch war das leise Flüstern des Wassers, das sich den Weg durch sein steiniges Bett bahnen musste.
    Einträchtig schweigend spazierten sie weiter, bis der Pfad breiter und von einer Hecke gesäumt wurde. Schließlich war in einiger Entfernung ein Gebäude auszumachen.
    »Ein Haus?«, fragte sie überrascht.
    »Kommt.« Er zog an ihrem Ärmel, während er seine Schritte beschleunigte, bis er schließlich fast rannte. Als sie vor ausgelassener Freude über das ganze Gesicht strahlte, lächelte er schelmisch.
    »Was für ein Ort ist das?«, erkundigte sie sich, als sie den Weg erreichten, der vom Pfad zum Haus abzweigte.
    Er blieb stehen. »Hier bin ich aufgewachsen. Das ist mein Zuhause.«
    Stolz schwang in seinen Worten mit. Das kleine, aber gepflegte Haus war nicht annähernd so vornehm wie Duthus Castle, doch sein Stolz erfüllte sie mit einer ungewohnten Wärme. Hier hatte er also seine glückliche Kindheit verbracht. »Und wer wohnt jetzt hier?«
    »Niemand. Früher lebte meine Mutter hier, doch sie starb vor fast fünf Jahren.«
    Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, führte er sie um das Gebäude herum, wo eine Reihe von Bäumen den Verlauf des Bachs markierte. »Hier ist das, was ich Euch zeigen möchte.« Am massiven Stamm einer Eberesche blieb er stehen.
    Ein Baum? »Oh, er ist sehr … groß.«
    Er lachte von Herzen. »Nein, nicht der Baum. Die Leiter und noch mehr.« Dabei zeigte er auf eine Reihe von Sprossen am Stamm. Ihr Blick folgte der Richtung, in die sein muskulöser Arm wies, bis sie das entdeckte, was sie sich ansehen sollte. Die Konstruktion inmitten der Äste wirkte weniger wie etwas von Menschenhand Geschaffenes, sondern mehr wie eine natürliche Ausdehnung des Baums.
    »Als ich ein Junge war, habe ich das ganz allein gebaut.«
    Izzy spürte, wie ihr Widerstand gegen ihn und gegen die Situation insgesamt immer weiter schwand, je mehr er von sich offenbarte. Er teilte sein Leben, seine Vergangenheit mit ihr. Aber warum nur? Sie waren doch längst verheiratet, und er musste nicht mehr um sie werben. Sie gehörte ihm, und doch verhielt er sich so, als sei das noch gar nicht sicher. Den ganzen Tag über hatte er alles getan, damit sie sich willkommen fühlte. Er hatte sich sogar gegen Fiona gestellt und ihr versprochen, dies und jenes zu verändern.
    »Möchtet Ihr hinaufklettern?«
    »Gibt es da noch mehr zu sehen?«
    Er nickte und half ihr, die Sprossen der Leiter zu erklimmen, bis sie die Baumkrone erreicht hatte, dann folgte er ihr auf die Plattform, die mit einem Geländer umgeben war. Er griff um sie herum und zog die Tür auf, doch Isobel blieb Zeit genug, um die kunstvolle Schnitzerei wahrzunehmen, die die dunkle Oberfläche zierte. Ein Drache mit schuppiger Haut und geschwungenem Schwanz war so lebensecht dargestellt, dass die Kreatur ihr förmlich entgegenzuspringen schien. Dann warf sie einen Blick in das Innere des Baumhauses.
    »Tretet ein«, forderte er sie auf.
    Doch sie blieb stehen, da sie sich mit einem Mal unbehaglich fühlte und die Angst sie lähmte, kaum dass sie in die Dunkelheit geschaut hatte.
    Wolf musste sofort gespürt haben, was ihr so zu schaffen machte, denn er ging an ihr vorbei nach drinnen, und einige Augenblicke später wurde der Raum in goldenes Sonnenlicht getaucht, das die Dunkelheit und damit ihre Furcht vertrieb.
    Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorn und hielt abermals inne, diesmal jedoch vor Ehrfurcht und Staunen, als sie den kreisrunden Raum betrachten konnte. So etwas hatte sie nie zuvor zu sehen bekommen. Zwei

Weitere Kostenlose Bücher