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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerri Russell
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spielte. Doch mit der Zeit wurde der Punkt größer, und dann auf einmal war mitten im schwarzen Nichts der blaue Himmel zu sehen.
    Kurz vor der Grenze zwischen Schwärze und Licht hielt er sein Pferd an. Woher sollten sie wissen, dass sie nicht in eine Falle liefen? Ein Feind konnte mühelos zuschlagen, wenn sie im Gänsemarsch aus der Felsspalte kamen.
    »Wartet hier und haltet euch versteckt«, befahl er seinen Männern. »Ich werde mich erst davon überzeugen, ob uns da draußen keine Gefahr droht. Kehre ich nicht in Kürze zurück, dann werdet ihr die schützende Dunkelheit nicht verlassen.«
    »Ich sollte rausgehen«, wandte Brahan ein.
    Wolf machte eine entschlossene Miene. »Kümmere du dich um die Männer. Ich bin bald wieder hier.«
    Ehe Brahan ihm widersprechen konnte, dirigierte Wolf sein Pferd weiter. Als er ins Licht gelangte, gab Wolf dem Verlangen nach, die frische Luft tief einzuatmen. Doch die erwartete Erleichterung stellte sich nicht ein. Stattdessen hielt sich beharrlich das Gefühl, dass irgendetwas hier auf sie lauerte.
    Systematisch suchte er das Gelände nach drohenden Gefahren ab, und erst als er sich sicher war, dass es keine Bedrohung für seine Männer gab, kehrte er zu ihnen zurück. Einer nach dem anderen kamen sie aus dem Durchgang, Erschöpfung und Erleichterung prägten ihre Mienen, die Gesichter waren nassgeschwitzt. Die Beine hatten sie sich an den Felswänden blutig geschrammt, ein Beweis dafür, wie unbarmherzig der Berg zu ihnen gewesen war. Alle Blicke richteten sich auf Wolf, da die Männer auf ihre nächsten Befehle warteten.
    Auch wenn sein Instinkt ihm zu etwas anderem riet, konnte er den Männern doch ansehen, dass sie eine Pause dringend nötig hatten. »Wir werden kurz Rast machen, bevor wir weiterreiten«, erklärte er und saß ab.
    Die Sonne stand hoch über ihnen und vertrieb den letzten Rest des Frühnebels, der von dem Unwetter zeugte, das in der Nacht über das Land gezogen war. Doch so idyllisch die Szene auch wirkte, wurde er den Eindruck nicht los, dass etwas nicht stimmte. Seine Sinne waren hellwach, so wie bei einem Tier, das eine Witterung aufzunehmen versuchte. Was war es bloß, das er spürte, aber nicht benennen konnte?
    Nachdem er die Pferde zu einer Wiese gebracht hatte, wo sie in Ruhe grasen konnten, kam Brahan zurück zu Wolf. »Die Männer sind dankbar für diese Rast.«
    »Der Pass hat uns einen halben Tag erspart, da haben sie sich eine Pause verdient.«
    Brahan wischte sich den Schweiß von der Stirn und musterte dabei Wolfs Gesicht. »Stimmt etwas nicht?«
    Wolf sah auf den vor ihnen liegenden Wald. »Ich kann es nicht genau sagen, allerdings warnt mich mein Instinkt vor einer tödlichen Gefahr.«
    »Ich dachte, ich bin hier der Seher«, gab Brahan verdutzt zurück.
    Wieder regte sich das unheimliche Gefühl und bereitete ihm ein Kribbeln im Nacken. »Es muss mit Isobel zu tun haben.«
    »Was macht dich so sicher?«
    Wolf ballte die Fäuste. »Weil ich mir nur einer Sache wirklich noch sicher bin, nämlich dass Isobel mich braucht.«
    Brahan nickte. »Ich hole die Männer zusammen, dann reiten wir sofort weiter.«
    »Nein«, wehrte er kopfschüttelnd ab. »Sie sollen sich ausruhen. Ich reite vor.«
    »Hältst du das für klug?«
    »Nein, aber eine innere Stimme sagt mir, dass ich jetzt aufbrechen sollte.«
    »Na gut«, lenkte Brahan ein. »Ich werde mit den Männern schnellstens folgen.«
    Mit jedem Herzschlag wurde das Gefühl nahenden Unheils stärker, bis Wolfs Nerven so angespannt waren, dass er vor Schmerzen am liebsten um sich geschlagen hätte. »Bis dahin«, rief er Brahan über die Schulter zu und lief zu seinem Pferd. Mit einem Satz schwang er sich in den Sattel und drückte dem Tier die Fersen in die Flanken, das seine Eile zu bemerken schien und durch das Tal in Richtung Wald galoppierte.
    Isobel.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
     
    Walter kniete auf dem kalten Steinboden der Kapelle nieder und legte die Armbrust vor sich hin. Einen Moment lang verharrte er in dieser Haltung, hielt die Hände gefaltet und starrte auf den Altar, der vom Sonnenlicht in blaue, grüne und rote Farbtöne getaucht wurde.
    Er war nicht seinetwegen hergekommen, sondern wegen seines Bruders. Er kannte seinen Bruder besser als die meisten Menschen, und er wusste, die Frau, die er töten musste, hatte längst einen Platz in dessen Herzen erobert.
    Sein Bruder würde ihm diese Tat niemals verzeihen.
    Walter kniff die Augen zu und presste die Hände so fest zusammen,

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