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Der Seitensprung

Titel: Der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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heute zu stellen.«
    Aber mach den Mund zu, du alte Schlampe, sonst fängst du noch an zu sabbern.
    Sie drehte sich wieder zum Publikum.
    »Was meint ihr? Überlassen wir es doch einfach der EDV-Abteilung, der Sache nachzugehen, und vergessen wir, dass es überhaupt passiert ist. Schließlich müssen wir in erster Linie an unsere Kinder denken, nicht wahr?«
    Ein schwaches Gemurmel, und dann nickte jemand. Henrik hatte den gleichen Gesichtsausdruck angenommen wie Linda und saß mit offenem Mund da und starrte sie an.
    Noch eine Gemeinsamkeit, auf der sie ihre Zukunft aufbauen konnten.
    Simons Mutter schien als Einzige anderer Ansicht zu sein. Die Sache könne ganz und gar nicht vergessen werden, als wäre sie nie passiert.
    Eva wandte sich an Kerstin und Linda und lächelte. Kerstin erwiderte ihr Lächeln dankbar, und vielleicht versuchte Linda, das ebenfalls zu tun, es war schwer zu erkennen.
    Kerstin machte einen Schritt nach vorn und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Danke, Eva, wirklich vielen Dank.«
    Den Blick über die ganze Elternschar gerichtet, ging sie weiter.
    »Linda hat darum gebeten, Anfang der Woche ein paar Tage freizubekommen, und ich halte das für eine gute Idee. Sie kann nach dieser ganzen Geschichte ein bisschen Ruhe gebrauchen."
    Eva warf Henrik einen Blick zu, der nun zu Boden starrte. Sie wusste, dass er es niemals wagen würde, offen die Frage zu stellen, ob sein Verdacht begründet war. Denn das hätte bedeutet, er hätte zugeben müssen, was für ein feiger und verlogener Wurm er war.
    Sie hatte noch immer die Oberhand.
    Und am nächsten Morgen würde sie lächelnd in der Einfahrt stehen, ihm zuwinken und ihm mitteilen, wie sehr sie hoffte, dass er schöne Ferien haben würde. Und ihn natürlich bitten, vorsichtig zu fahren.
    Sie selbst würde während seiner Abwesenheit alle Hände voll zu tun haben.

 
    ER STAND ZWISCHEN den Bäumen im Gemeindewald, als der Golf die Garageneinfahrt hinauffuhr. Ein leichtes Unlustgefühl hatte ihn überkommen, als er gemerkt hatte, dass das Haus leer war und er nicht wusste, wo sie sich befand. Sobald das Auto hielt, wurde die Tür an der Fahrerseite aufgestoßen, und der Mann, der Henrik hieß, stieg aus und ging mit eiligen Schritten auf das Haus zu. Sie blieb auf dem Beifahrersitz sitzen, und als sie die Tür öffnete und die Innenbeleuchtung wieder eingeschaltet wurde, hätte er schwören können, dass sie lächelte. Dann stieg sie aus, blieb einen Moment neben dem Auto stehen und hatte es nicht eilig auf dem Weg zum Hauseingang. In selben Moment, als sie die Hand auf die Klinke legte, drückte er die einprogrammierte Kurzwahl auf seinem Mobiltelefon, und als sie gerade im Haus verschwand, hörte er die Stimme dicht an seinem Ohr.
    »Henrik.«
    »Ist da Henrik Wirenström-Berg?«
    »Ja.«
    Er pulte ein Stück Rinde vom dem Baumstamm, der vor ihm stand. Er hatte keine Eile.
    »Sind Sie allein?«
    »Was?«
    »Ja, ich meine, können wir ungestört reden?«
    »Mit wem spreche ich?«
    »Verzeihung, ich heiße Anders und ...«
    Er machte eine kleine Kunstpause, bevor er fortfuhr.
    »Ich müsste etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Aha. Was denn?«
    »Es wäre am besten, wir könnten uns irgendwo treffen. Ich möchte das lieber nicht am Telefon behandeln.«
    Im Hörer wurde es still. Er hörte im Hintergrund klapperndes Geschirr und dann das Schließen einer Tür. In einem der Fenster an der ihm zugewandten Seite des Hauses wurde das Licht angemacht.
    »Worum geht es?«
    »Ich stehe Ihnen morgen den ganzen Tag zur Verfügung. Sagen Sie mir einfach Ort und Zeit, dann treffen wir uns.«
    »Morgen passt es mir nicht.«
    Das weiß ich, du Idiot. Aber du schaffst es, bevor die Fähre ablegt.
    »Und am Dienstag?«
    »Da kann ich auch nicht. Ich fahre ein paar Tage weg.«
    So lange wollte er nicht warten, konnte er es nicht aushalten. Irgendwie musste ein Treffen zustande kommen, aber wie viel sollte er sagen? Das Schwein am anderen Ende war ihm zuwider, aber der Gedanke, dass er es für sie tat, ließ ihn seinen Widerwillen überwinden.
    »Henrik, es ist das Beste für uns, wenn wir beide uns so bald wie möglich sehen.«
    Und als er keine Antwort bekam, schickte er eine kleine Andeutung als letztes Druckmittel hinterher.
    »Ich ertrage es einfach nicht mehr, Sie zu hintergehen.«
    Die darauf folgende Stille bekräftigte, dass seine Worte gesessen hatten. Es war eine ungefährliche Formulierung gewesen. Wie sollte der Mann, der untreu war, wissen, wie oder mit wem

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