Der Selbstversorger (Einzeltitel) (German Edition)
Jungen die nächste Generation heran.“
Der Gärtnermeister ignorierte meine Belehrung. „Ehe wir losschießen, müssen wir erst einmal nachdenken, warum sie überhaupt erschienen sind. Was ist die Ursache für den Befall? Blattläuse sind eher als Symptome zu verstehen, etwa von ungünstigen Wetterverhältnissen, schlechter Düngung, falscher Fruchtfolge oder was auch immer. Man kann nicht einfach aufgrund von Theorien Aktionen starten. Man muss genau beobachten und dann daraus die richtigen Schlüsse ziehen.“
Nach einer kurzen Pause sagte er: „Wir machen gar nichts. Nach einer Woche werden sie verschwunden sein. Zur Kräftigung geben wir den Bohnen verdünnte Brennnesseljauche.“
Ich hatte meine Zweifel. Aber tatsächlich, nach einer Woche waren wir die Plagegeister los.
Die aus vergorenen Brennnesseln hergestellte Jauche wurde nicht etwa auf die Läuse gesprüht, sondern mit der Gießkanne direkt auf den Boden gegossen. Die Bohnenpflanzen nehmen das auf, es verändert ihre Säfte und dann schmecken sie den Blattläusen nicht mehr so gut.
Kräuterjauchen
Neben der Brennnesseljauche stellte Manfred mehrere Jauchen und Brühen her.
Als Behälter dient ein Fass, am besten ein Holzfass. In dieses wird frisches Pflanzenmaterial locker eingefüllt und mit Regenwasser aufgefüllt. (Nach Arthur Hermes wirke das während des Vollmonds gesammelte Regenwasser am besten.) Man überlässt den Inhalt der Gärung. Förderlich ist es, dem Gebräu eine Dosis Effektiver Mikroorganismen oder eine Handvoll Steinmehl beizugeben. Alle paar Tage wird die Brühe mit einem langen Stock gut durchgerührt.
Bis die Jauche reif und ausgegoren ist, dauert es zwischen 10 Tagen und 3 Wochen. Wie schnell die Gärung verläuft, ist vor allem von der Außentemperatur abhängig. Ein sicheres Zeichen, dass sie reif ist, ist das Erscheinen von dicken weißen Maden mit langen „Schwänzen“: Dabei handelt es sich um das „Atemrohr“ der in der Brühe lebenden Larven, der sogenannten Rattenschwanzlarven. Das sind die Larven der Mistbiene oder Schlammbiene, einer nahen Verwandten der wertvollen Schwebfliegen. Die fertige Kräuterjauche wird vor dem Gebrauch 1:10 mit Regenwasser verdünnt. Regentage oder Tage mit trübem Wetter eignen sich am besten, um die Jauche auszubringen.
Brennnesseljauche
Die verjauchten Brennnesselruten sind ein hervorragendes Mittel zur Stärkung und Kopfdüngung der Gemüse. Die Jauche stärkt die Abwehrkräfte gegen Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben. Da Brennnesseln eisenhaltig sind, unterstützt die Jauche die Chlorophyll-Synthese in den Pflanzen. Brennnesseljauche entwickelt einen wahrhaft höllischen Gestank. Eine Gabe Effektiver Mikroorganismen mindert den Gestank, ein Holzdeckel auf dem Fass tut ein Übriges. Aber nicht umsonst lautet ein alter Gärtnerspruch: „Was stark stinkt, stark düngt!“
Beinwelljauche
Der Comfrey oder Beinwell ist durch eine nicht zu bändigende Vitalität gekennzeichnet. Nicht nur dass jedes winzige Wurzelstückchen eine neue Pflanze hervorbringt – wenn man die Blätter abmäht, treiben sofort neue nach. Die Pflanze enthält Stickstoff und ist besonders mineralreich. Das macht sie geeignet als Kopfdüngung für Starkzehrer. Besonders Tomaten sprechen auf Düngung mit Beinwelljauche an.
Kohlblattjauche
Vergorene Kohlblätter ergeben ebenfalls einen guten Dünger. Er soll den Schwefelstoffwechsel im Boden fördern.
Kuhfladenjauche
Der Kuhfladen wird in Regenwasser verrührt und vergoren. Diese Jauche harmonisiert den Bodenstoffwechsel.
Geflügeljauche
Da Geflügeljauche (aus Hühnermist, Taubendung) besonders reich an Phosphor ist, eignet sie sich als Kopfdünger für Blüten- und Fruchtgemüse wie Blumenkohl, Tomaten, Erdbeeren. Sie wird in zehnfacher Verdünnung ausgebracht.
Adlerfarnjauche
Bei Befall durch Läuse, Rost und Ungeziefer hilft oft eine Düngung mit verjauchtem Adlerfarn. Zudem ist diese Jauche eine gute Kali-Düngung.
Stalljauche
Im frischen, rohen Zustand wird Stalljauche nicht direkt auf das Beet gebracht, sie ist triebkräftig, regt die groben Kräuter wie den Ampfer („Blagge“) an und „verbrennt“ die nützlichen Regenwürmer. Anstatt gleich in den Garten sollte man sie erst einmal über den Kompost leiten. Man kann sie aber auch im Behälter oder der Güllegrube reifen lassen, indem man sie mit Steinmehl, Effektiven Mikroorganismen und biodynamischen Präparaten impft und mit einer Decke aus gehäckseltem Stroh und
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