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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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warum? Und wer steckte dahinter? Sir George persönlich, mit Thompson als seinem Helfershelfer? Oder hatte der Sekretär von sich aus gehandelt und den Namen seines Arbeitgebers nur mit hineingezogen?
    Immer noch über diese Fragen nachgrübelnd, machte sich Mr Sattersway auf die Heimreise. Er war müde und verzweifelt. Seine Fahrt nach Kanada war ein Reinfall gewesen.
    Einen Tag nach seiner Rückkehr ging er ins Arle c chino. Er hatte immer noch das Gefühl, versagt zu haben. Er erwartete nicht, schon beim ersten Mal Erfolg zu haben, doch zu seiner Freude saß die vertraute Gestalt an dem Tisch in der Nische. Auf Mr Quins Gesicht lag ein freundliches Lächeln des Willkommens.
    »Na«, sagte Mr Sattersway und nahm sich etwas Butter, »da haben Sie mich ganz umsonst auf die Jagd geschickt.«
    Mr Quin zog die Brauen hoch. »Ich soll Sie geschickt haben?«, protestierte er. »Es war ganz und gar Ihre eigene Idee.«
    »Wessen Idee es auch war – jedenfalls harte ich keinen Erfolg. Louisa Bullard hatte nichts zu erzählen.«
    Dann berichtete Mr Sattersway in allen Einzelheiten von seiner Unterhaltung mit dem Hausmädchen und schilderte auch sein Gespräch mit Mr Denman. Schweigend hörte ihm Mr Quin zu.
    »In einer Hinsicht fand ich doch etwas heraus«, bemerkte Mr Sattersway. »Man hat sie absichtlich aus dem Land geschickt. Doch warum? Ich begreife es nicht.«
    »Nein?«, fragte Mr Quin, und seine Stimme klang wieder einmal sehr herausfordernd.
    Mr Sattersway errötete. »Vielleicht glauben Sie, ich hätte sie noch genauer ausfragen sollen. Ich versichere Ihnen, dass ich die Geschichte immer wieder mit ihr durchgegangen bin. Es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht erfahren habe, was wir erfahren wollten.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Mr Quin.
    Mr Sattersway blickte erstaunt auf. Mr Quin ließ seine Augen mit jenem leicht spöttischen Ausdruck auf Mr Sattersway ruhen, den dieser so gut kannte. Leicht verlegen schüttelte der kleine Mann den Kopf.
    Es entstand ein längeres Schweigen, das Mr Quin schließlich brach, indem er in völlig anderem Ton sagte: »Neulich haben Sie die Leute, die bei dieser Geschichte eine Rolle spielen, so wunderbar beschrieben. Mit ein paar Worten haben Sie sie so deutlich gemacht, als hätte ich ein Bild von ihnen gesehen. Ich wünschte, Sie würden das mit dem Schauplatz selbst auch tun. Den haben Sie irgendwie im Dunkeln gelassen.«
    Mr Sattersway war geschmeichelt.
    »Den Schauplatz. Meinen Sie Deering Hill? Nun, heute ist es ein ziemlich durchschnittliches Haus. Rote Ziegel und Erkerfenster. Von außen nicht gerade imponierend, doch sehr komfortabel. Kein sehr großes Haus. Ungefähr zwei Morgen Grund dazu. Die Häuser dort sind alle ähnlich. Gebaut für reiche Leute, das Innere erinnert an ein Hotel, die Schlafzimmer gleichen Hotelsuiten. Bäder und heißes und kaltes Wasser und einen Haufen vergoldete Lichtschalter. Alles herrlich bequem, aber nicht gerade ländlich. Man merkt, dass Deering Vale nur neunzehn Meilen von London weg ist.«
    Mr Quin hatte aufmerksam zugehört. »Die Zugverbindungen sind schlecht, soviel ich gehört habe«, meinte er.
    »Ach, das weiß ich nicht«, sagte Mr Sattersway, der sich für sein Thema zu erwärmen begann. »Ich war letzten Sommer eine Zeit lang dort. Man kam bequem in die Stadt. Natürlich fahren die Züge nur jede Stunde, immer achtundvierzig Minuten nach der vollen Stunde, vom Waterloo-Bahnhof aus. Bis abends nach zehn Uhr.«
    »Und wie lange dauert es?«
    »Ziemlich genau vierzig Minuten. Achtundzwanzig Minuten nach ist man in Deering Vale.«
    »Natürlich«, sagte Mr Quin und machte eine ungeduldige Geste, »das hatte ich vergessen: Miss Dale begleitete an jenem Abend jemand zum Zug sechs Uhr achtundzwanzig.«
    Ein oder zwei Minuten sagte Mr Sattersway gar nichts. Seine Gedanken beschäftigten sich wieder mit dem ungelösten Problem, und schließlich sagte er: »Ich wünschte, Sie würden mir verraten, was Sie damit meinten: Ob ich ganz sicher sei, nichts erfahren zu haben.« Es klang ziemlich kompliziert, was Mr Sattersway damit hatte ausdrücken wollen, doch Mr Quin versuchte nicht, so zu tun, als verstände er nicht.
    »Ich überlegte nur, ob Sie die Sache nicht zu genau genommen haben. Schließlich fanden Sie heraus, dass Louisa Bullard absichtlich aus dem Land geschickt worden war. Und dafür muss es einen Grund geben. Und der Grund ist in dem zu suchen, was sie Ihnen erzählte.«
    »Nun«, sagte Mr Sattersway streitsüchtig, »was hat

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