Der seltsame Mr Quin
blieb auch ziemlich lange.«
Mr Sattersway nickte. Er meinte, es sei am besten, wenn er sich mit Clayton unterhalte, der Zofe. »Ist sie schon lange bei Ihnen?«
»Eine Ewigkeit«, antwortete Margery. »Sie kam ins Haus, als Mutter und Tante Beatrice noch Mädchen waren. Deshalb hat Mutter sie auch behalten, obwohl sie jetzt für sich eine französische Zofe angestellt hat. Clayton näht und macht alle möglichen Arbeiten.«
Sie führte ihn in den ersten Stock und machte ihn mit Clayton bekannt. Sie war eine große, magere, alte Frau mir ordentlich gescheiteltem grauem Haar. Der Gipfel der Ehrbarkeit.
»Nein, Sir«, antwortete sie auf Mr Sattersways Fragen. »Ich habe nie gehört, dass es im Haus spuken soll. Offen gestanden, Sir, bis heute Nacht hielt ich es für Einbildung. Miss Margery hat eine blühende Fantasie. Aber ich habe wirklich etwas gespürt – irgendetwas ist in der Dunkelheit an mir vorbeigehuscht. Und ich schwöre, Sir, es war kein menschliches Wesen! Und dann die Verletzung an Miss Margerys Hals. Die hat sie sich doch nicht selbst beigebracht, die Ärmste!« Doch ihre Worte hinterließen bei Mr Sattersway einen Verdacht. Hatte Margery sich etwa absichtlich verletzt? Er hatte von den seltsamsten Fällen gehört, wo Mädchen, die so gesund und vernünftig wirkten wie Margery, die erstaunlichsten Sachen gemacht hatten.
»Es wird bald verheilt sein«, meinte Clayton. »Nicht wie meine Narbe.«
Sie deutete auf ihre Stirn. »Das ist vor vierzig Jahren passiert, Sir. Und die Erinnerung daran ist immer noch zu sehen.«
»Es geschah, als die Uralia unterging«, warf Margery ein. »Clayton wurde von einem Stück Holz am Kopf getroffen, nicht wahr, Clayton?«
»Ja, Miss.«
»Was halten Sie denn von der Sache, Clayton?«, fragte Mr Sattersway. »Was steckt hinter dem Überfall auf Miss Margery?«
»Ich kann eigentlich gar nichts dazu sagen, Sir.«
Mr Sattersway deutete die Antwort richtig als die Zurückhaltung einer wohl erzogenen Angestellten. »Was glauben Sie nun wirklich, Clayton?«, fragte er einschmeichelnd.
»Ich denke, Sir, dass in diesem Haus irgendetwas Verrücktes geschah und es keinen Frieden geben wird, bis das nicht geklärt ist.«
Sie war sehr ernst, und ihre blassblauen Augen wichen seinem Blick nicht aus.
Ziemlich enttäuscht ging Mr Sattersway wieder nach unten. Offenbar war Clayton der üblichen Ansicht, dass es im Haus wegen einer üblen Tat, die in der Vergangenheit geschehen war, spukte. Mr Sattersway war nicht so leicht zu überzeugen. Das Phänomen war erst in den letzten zwei Monaten aufgetreten, erst seit Marcia Keane und Roley Vavasour zu Besuch weilten. Er musste mehr über die beiden herausfinden. Es konnte möglich sein, dass das Ganze nur ein Scherz war. Doch er schüttelte den Kopf. Diese Lösung befriedigte ihn nicht. Die Geschichte war viel ernster.
Die Post war gekommen und Margery gerade dabei, sie zu öffnen und zu lesen. Plötzlich stieß sie einen kleinen Ruf aus. »Mutter ist wirklich zu albern«, sagte sie. »Bitte, lesen Sie!« Sie reichte Mr Sattersway das Blatt.
Es war ein für Lady Stranleigh sehr typischer Brief. Sie schrieb:
»Liebe Margery,
ich freue mich so, dass der nette kleine Mr Satter s way bei dir ist. Er ist schrecklich klug und kennt viele große Tiere. Du musst sie alle einladen und die ganze Sache genau ergründen. Ich bin übe r zeugt, es wird dir viel Spaß machen, und ich wünschte nur, ich könnte dabei sein. Ich bin in den letzten paar Tagen sehr krank gewesen.
Die Hotels passen wirklich nicht auf, was sie einem zum Essen servieren. Der Arzt behauptet, es sei eine Art Vergiftung. Ich füh l te mich entsetzlich elend.
Lieb von dir, mir Pralinen zu schicken, Margery, aber was für ein verrückter Einfall ! Ich meine, es gibt doch hier die herrlich s ten G e schäfte.
Bis bald, mein Liebling. Viel Vergnügen bei der Jagd nach dem Familiengespenst. Bimbo findet, dass ich immer besser Tennis spi e le.
Tausend Küsse,
Deine Barbara«
»Mutter möchte immer, dass ich sie Barbara nenne«, erklärte Margery. »Völlig verrückt, finde ich.«
Mr Sattersway lächelte ein wenig. Manchmal musste die ernsthafte, konservative Tochter Lady Stranleigh ziemlich auf die Nerven gehen. Der Inhalt des Briefes beunruhigte ihn. Margery war offensichtlich nichts aufgefallen.
»Haben Sie Ihrer Mutter Pralinen geschickt?«, fragte er.
Margery schüttelte den Kopf. »Nein. Es muss jemand anders gewesen sein.«
Mr Sattersway machte ein
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