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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und Narren trug. Zu seiner großen Erleichterung hörte er, dass Mr Harley Quin noch dort wohnte. Keine Minute später stand er seinem Freund von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Mr Sattersway ergriff Mr Quins Hand und redete aufgeregt auf ihn ein. »Ich bin schrecklich durcheinander. Bitte, helfen Sie mir! Obwohl ich das entsetzliche Gefühl habe, dass es bereits zu spät ist. Dass das reizende Mädchen als nächste dran ist. Sie ist eine anständige Person, durch und durch.«
    »Wenn Sie mir erzählen würden«, erwiderte Mr Quin lächelnd, »worum es sich eigentlich handelt?«
    Mr Sattersway blickte ihn vorwurfsvoll an. »Sie wissen es genau. Ich bin überzeugt, Sie wissen Bescheid. Aber ich werde es Ihnen erzählen.«
    Er schilderte ihm seine Erlebnisse in Abbot’s Mede, und wie immer, wenn er mit Mr Quin zusammen war, machte ihm das Erzählen Spaß. Er sprach glänzend, anschaulich und war sehr genau, was die Einzelheiten betraf.
    »Verstehen Sie«, sagte er zum Schluss. »Dafür muss es eine Erklärung geben.«
    Er sah Mr Quin hoffnungsvoll an, ähnlich wie ein Hund seinen Herrn.
    »Aber Sie sind es, der das Problem lösen muss, nicht ich«, erklärte Mr Quin. »Ich kenne die Leute gar nicht. Sie aber kennen sie!«
    »Ich kannte die Barron-Mädchen vierzig Jahre«, sagte Mr Sattersway nicht ohne Stolz.
    Mr Quin nickte mitfühlend, und etwas getröstet fuhr sein Gegenüber fort:
    »Damals in Brighton, wirklich komisch, wie Bottacetti kenterte. Wir haben sehr gelacht. Mein Gott, war ich noch jung. Wir machten einen Haufen Dummheiten. Ich erinnere mich auch an die Zofe, die bei ihnen war. Sie hieß Alice, ein reizendes kleines Ding, sehr treuherzig. Ich küsste sie auf dem Hotelgang, und eine der beiden Schwestern hätte mich beinahe dabei erwischt. Ach, wie lange das her ist!«
    Wieder schüttelte er den Kopf und seufzte. Dann sah er Mr Quin fragend an. »Sie können mir also nicht helfen?«, fragte er bekümmert. »Bei einer andern Gelegenheit…«
    »Bei andrer Gelegenheit war der Erfolg ganz allein Ihr Verdienst«, erklärte Mr Quin würdevoll. »Diesmal wird es genauso sein. Wenn ich Sie wäre, würde ich jetzt nach Abbot’s Mede fahren.«
    »Ganz recht, ganz recht«, rief Mr Sattersway. »Das hatte ich auch vor. Ich kann Sie nicht überreden, mitzukommen?«
    Mr Quin schüttelte den Kopf. »Nein, meine Aufgabe hier ist beendet. Ich reise gleich ab.«
     
    In Abbot’s Mede wurde Mr Sattersway sofort zu Margery Gale geführt. Sie saß im Frühstückszimmer am Schreibtisch und ordnete eine Menge Papiere. Ihre herzliche Begrüßung rührte ihn. Sie schien sich über seinen Besuch sehr zu freuen.
    »Roley und Marcia sind gerade weggefahren. Ach, Mr Sattersway, es ist ganz anders, als die Ärzte glauben. Ich bin überzeugt, absolut überzeugt, dass meine Mutter unter Wasser gedrückt wurde. Sie wurde ermordet, und wer immer das ist – er will auch mich umbringen. Ich bin absolut sicher. Deshalb…« Sie wies auf das Blatt Papier vor sich.
    »Ich habe mein Testament gemacht«, erklärte sie. »Eine Menge Geld und ziemlich viel Grundbesitz gehören nicht zum Titel. Außerdem ist da noch das Vermögen meines Vaters. Noel soll mein Alleinerbe sein. Ich weiß, er wird das Beste draus machen, und Roley traue ich nicht über den Weg. Er ist scharf auf alles, was er bekommen kann. Würden Sie den Zeugen machen?«
    »Meine liebe junge Dame«, sagte Mr Sattersway. »Sie müssen in Gegenwart von zwei Zeugen unterzeichnen, die dann ebenfalls unterschreiben.«
    Margery fegte diese rechtlichen Bedenken beiseite.
    »Ich finde nicht, dass es auch nur die geringste Rolle spielt«, erwiderte sie. »Clayton sah, wie ich unterschrieb, dann setzte sie ihren Namen darunter. Ich wollte eigentlich gerade nach dem Butler läuten, doch Sie können es auch tun.«
    Mr Sattersway äußerte keinen neuen Protest mehr. Er schraubte seinen Füllfederhalter auf. Gerade als er unterzeichnen wollte, fiel sein Blick auf einen Namen. Er hielt inne. Eine Flut von Erinnerungen überschwemmte ihn. Auf dem Testament stand der Name Alice Clayton.
    Irgendetwas schien in seinen Gedanken an die Oberfläche kommen zu wollen. Alice Clayton… Im Zusammenhang mit ihr sollte er sich etwas Wichtiges ins Gedächtnis zurückrufen. Es hing mit Mr Quin zusammen. Mit etwas, das er vor gar nicht langer Zeit zu Mr Quin gesagt hatte.
    Ah, jetzt hatte er es! Alice Clayton, das war ihr Name gewesen. »Ein reizendes kleines Ding« hatte er sie genannt. Die Leute

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