Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
Vom Netzwerk:
magst du erst mal eine schöne Tasse Kakao. Und dann sehn wir mal weiter.«
    »Ich muss mal!«, erinnerte ihn das Kind. Trotzdem schien auch das süße Getränk durchaus verlockend. »Und Kakao will ich auch.«
    »Na, prima, dann sind wir uns also einig. Du gehst aufs Klo und ich mach derweil die Milch warm, oder so. Ich bin übrigens der Kommissar Maus!«
    Der Junge kicherte. »Nicht ungewöhnlich, wenn man so einen Namen hat«, dachte Maus ergeben. Aber zumindest schien er damit die Tür des Vertrauens endgültig aufgestoßen zu haben, denn eine kleine Hand nahm die seine, zog ungeduldig, bis er wieder auf die Beine kam, und gemeinsam mit Herrn Li gingen sie zur Tür.
    »Sag mal, wie heißt du eigentlich, junger Freund.«
    »Oskar. Oskar Klöter«, antwortete das Kind.

105
    Das Handy klingelte. Wolfgang, kurz vor dem Höhepunkt, verdrehte die Augen und ließ in sein rhythmisches Schnaufen den Satz – »I bin ned do!« – einfließen. Das Handy schien davon aber nicht beeindruckt. Erika versteifte sich, was wiederum Wolfgang aus dem Takt brachte. Das Handy klingelte weiter. Jetzt drückte Erika energisch gegen seinen Brustkorb und als er nicht gleich reagierte, stieß sie ihn fast brutal von sich. Erstaunt rollte er sich zur Seite und beobachtete, wie sie neben das Bett griff, wo sie ihre Jacke hingeschleudert hatte.
    »Was soll denn das?«, murmelte er beleidigt, als er langsam wieder zu Atem kam.
    »Scheiße, Scheiße, des is meins..«, sie fingerte jetzt das Telefon aus der Tasche und kontrollierte die Nummer. Als hätte sie es geahnt! Wolfgang – neugierig geworden – beugte sich zu ihr und sah sie erwartungsvoll an.
    »Wer is denn des?«
    Erika biss sich auf die Lippe, zögerte noch einen Moment und ging dann ran.
    »Sandra? Was gibt’s?«, rief sie gezwungen freudig. »Nein … Nein, du störst doch nicht …«
    Sie überhörte gekonnt Wolfgangs beleidigtes Aufschnaufen, schwang ihre Beine aus dem Bett und fing an, im Zimmer auf und ab zu laufen. Na wenigstens kann ich sie in ihrer ganzen natürlichen Schönheit bewundern, dachte der vergessene Liebhaber und ließ langsam seine Hände unter die Bettdecke gleiten.
    »Waaas is los?«
    Wolfgang zuckte zusammen und verharrte in der Bewegung. Erika war schneeweiß geworden, fuhr mit der Zunge nervös über die Lippen und blieb stehen.
    »Nein, nein, hör sofort auf zu weinen, sonst verstehe ich dich nicht … Ja, so ist’s besser. Und jetzt ganz ruhig und noch mal von vorne …«
    Irgendwie schämte er sich jetzt, dass er immer noch an Sex dachte, während offenbar etwas ganz Schlimmes mit dieser Sandra passiert war. Hin und her gerissen zwischen der Erregung, dem schlechten Gewissen und der Neugier, zog er dann doch seine Hände wieder zurück, verschränkte diese wie zum Gebet und konzentrierte sich auf das Gespräch.
    »Oh, mein Gott, das gibt’s doch nicht! Bist du denn jetzt vollkommen … Okay, lass mich nachdenken! Mir fällt gleich was ein! … Bist du sicher? … Verstehe … Gut, dann tu jetzt nix Unüberlegtes, hörst du? … Nein, nein, ich bin nicht sauer, ich mach mir nur Sorgen, verstehst du?! … Wohin seid ihr unterwegs? … Wo soll das denn sein? … Ach, doch, doch das kenn ich! … Ja, ja, und jetzt pass mal auf! Ich komm zu dir. Nein, hör mir zu! Ich komm gleich und dann sehn wir weiter, ja? … Sandra, hör auf zu heulen und reiß dich zusammen! Wir schaffen das schon! … Sandra? … Sandra? … Verdammt! Sie hat aufgelegt!«, bei ihrer letzten Bemerkung war nicht ganz klar, zu wem sie sprach; zu sich oder zu Wolfgang, der jetzt mit großen Augen dasaß und richtig froh war, dass ihm keins der Worte entgangen war.
    »Verdammt, verdammt, verdammt, diese dumme Gans!«
    Jetzt war klar, dass es sich um ein wütendes Selbstgespräch handelte. Erika fing an, schnell ihre im ganzen Raum verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln. Plötzlich schien sie sich an etwas zu erinnern und fuhr herum.
    »Wolfgang! Schnell zieh dich an! Ich brauch deine Hilfe! Wir müssen los!«, ließ sie ihre gefürchtete Kindergartenkommandostimme ertönen und Wolfgang sprang sofort aus dem Bett.
    »In Ordnung, klar. Ich bin soweit. Wohin geht’s?«, stammelte er und wurde plötzlich rot, denn sie musterte ihn jetzt eingehend.
    »Äh, ja wir nehmen meinen Wagen. Aber du hüpfst vielleicht erst mal unter die kalte Dusche! Aber beeil dich bitte!«

106
    »Hallo, hallo Frau Klööööööööööter! Oskar! Frau Klöööööter!«, rief Sybille, während sie weiter

Weitere Kostenlose Bücher