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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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– und schon wieder musste er dahin zurück? Nein, niemals, er wollte nicht! In seiner Verzweiflung krallte er sich in Claudias Jacke. Erstaunt blieb sie stehen.
    »Und was wird das jetzt?«
    »Bitte, Claudia, du hast mir die Ablöse versprochen. Bitte, bitte, lass mich mit dir kommen. Du wirst’s nicht bereuen!«
    Genervt versuchte sie, seine versteiften Finger zu lösen, aber sie sah rasch ein, dass er sie sich lieber hätte brechen lassen, als noch einmal in Möllers Haus zurückzugehen.
    »Okay, okay, du hast gewonnen. Dann kommst halt mit mir mit. Is sowieso die Order, dass ich einen Kollegen dabei haben muss und du bist mir lieber als die anderen. Darfst auch fahrn. Aber vorher verrätst mir amol, warum man den Chef nicht mehr erreichen kann.«
    »Na, weil dem sein Handy genauso tot wie dem Möller sein Telefon is. Du kannst ihn nur über die Steffi oder die Hauptnummer erreichen«, war die schnelle Antwort und Krautschneider begann mit einem breiten Grinsen neben Claudia herzutraben.

109
    Bei Oskar war offensichtlich der Redeknopf gefunden worden. Seine Zuhörer staunten nicht schlecht, als er diesen merkwürdigen Tag aus seiner kindlichen Sicht schilderte.
    »Die Mama war heut traurig. Sie hat sich ins Bett gelegt. Dann hat die Sandra auf mich aufgepasst, damit Mama schlafen konnte. Aber Sandra is blöd. Die erlaubt einem echt gar nix. Dann is der komische Mann in mein Planschbecken gesprungen. Der hat dann auch geschlafen, wie die Mama. Und dann sollt ich auch ins Bett. Aber ich hab die Milch nicht getrunken, die die Sandra mir gegeben hat. Die hat genauso schlecht gerochen wie gestern. Aber da hab ich sie getrunken, weil die Mama sie mir gegeben hat. Die Sandra hat nicht hingeguckt und ich hab sie in die Pflanze getan. Trotzdem musste ich aufs Klo. Ich hab erst nach Mama gerufen und dann hab ich sie gesucht.«
    »Mein Gott, wenn ich dem zuhöre, dann schwirrt mir der Kopf«, flüsterte Schnabelhuber Maus zu. »Mich erinnert das ein bisschen an die Alten im Seniorenwohnheim, wo mein Vater jetzt ist. Dort ist auch so eine nette Dame, die ohne chronologischen Ablauf, dafür auch ohne Punkt und Komma ungefähr genauso wie der hier daherredet.«
    »Hm, da werden Sie wahrscheinlich recht haben, was den Erzählstil betrifft. Nur momentan haben wir leider nicht viel und das Kind ist unser einziger Zeuge. Vielleicht sollten wir ihm einfach portionierte, kleine Fragen stellen? Und wir könnten Herrn Li wegen der Zeitangaben miteinfügen.«
    »Das könnte vielleicht klappen«, stimmte Schnabelhuber zu und wandte sich wieder an Oskar. »Sag mal, dieser Mann. Kannst du mir etwas über den erzählen? War der groß oder klein? Hatte der einen dicken Bauch, oder nicht? Wie waren denn seine Haare? So wie deine, oder vielleicht dunkler? Krauselig oder glatt? Was hatte er denn an? Einen Mantel? Eine Lederhose?«
    Das waren tatsächlich eine Menge kleiner Fragen. Oskar machte große Augen, schien etwas überfordert, nahm daher erst einmal einen großen Schluck Kakao, schmatzte und grinste dann.
    »Nee, Lederhosen hatte der nicht an. Die trägt nur der Onkel Sepp!«
    Maus und Schnabelhuber blickten sich erstaunt an. Das war eine Information, mit der sie nicht gerechnet hatten. War es Zufall, dass hier plötzlich von einem Sepp, einem Josef, die Rede war?
    »Onkel Sepp?«, fragte der Kommissar vorsichtig. »Du meinst doch nicht den, der die guten Brezeln macht?«
    »Doch!«, bestätigte das Kind. »Der is doch der größte Bäcker weit und breit. Des weiß doch jeder. Und is ganz oft bei uns. Aber eigentlich darf ich das gar nicht sagen, hat die Mama gesagt.«
    Es war offensichtlich, dass sich Oskar in einer Zwickmühle befand. Da es ihm aber nun schon einmal rausgerutscht war und er die große Aufmerksamkeit der Polizisten sichtlich genoss, fuhr er etwas belehrend fort: »Aber jetzt is er gar nicht in Bad Berging. Des weiß auch jeder! Jetzt is der doch in … Äh, in … Äh, weg. Aber er hat mir versprochen, dass er mir was Tolles zum Spielen mitbringt!«
    »Aha!«, mischte sich jetzt Steffi in das Gespräch ein. »Der nette Onkel war es also nicht. Dann war der Mann in deinem Planschbecken also ein Fremder? Trug er denn eine Badehose?«
    Anerkennend ruhte Maus Blick auf Steffi. Man merkte sofort, dass sie mit Kindern umgehen konnte und er überließ es ihr nur zu gerne, die Befragung fortzuführen.
    »Nö«, jetzt wollte sich Oskar bei der Vorstellung fast ausschütten vor Lachen. »Der hat angezogen

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