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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Schokolade.«
    Mit einem Lächeln stellte Steffi eine dampfende Tasse vor Oskar ab, der auch gleich anfing, zu pusten.
    »So ist’s recht. Erst mal abkühlen lassen«, liebevoll strich sie dem Kleinen übers blonde Haar. Dann drehte sie sich zu Maus.
    »Herr Kommissar, auf ein Wort!«
    Was blieb ihm anderes übrig, als sich jetzt beiseite ziehen zu lassen und zuzuhören.
    »Wir müssen das Jugendamt informieren. Der Junge is ohne Aufsicht durch die Stadt gelaufen. Mitten in der Nacht und wäre beinah noch unter Herrn Lis Räder gekommen!«
    »Steffi, nun halten Sie mal den Ball flach. Es is ja nix passiert. Er is ausgebüxt und ich hab schon jemanden zu ihm nach Hause geschickt. Bevor ich nichts Genaueres weiß, mach ich auch keine Pferde scheu und leg mich vor allem nicht mit dem Jugendamt an. Des sind da sowieso die Letzten, denen ich ein Kind anvertrauen würde. Denken Sie doch mal an die grässliche Schreckschraube mit dem grauen Kostüm und dem Dutt. Wie hieß die noch?«
    »Ingeborg Mann«, half Steffi aus. »Ja, ja, die is wirklich ’ne Bissgurke. Aber trotzdem müssen wir weiterdenken, falls der Mutter etwas passiert sein sollte und sie deswegen nicht auftaucht. Ich hab selbst eine Tochter, wie Sie vermutlich schon wieder vergessen haben, und ich hätte schon gern, dass sich jemand um sie kümmert, wenn so eine Situation eintreten würde und ich irgendwie verhindert wäre.«
    Maus überlegte. Was wollte sie ihm jetzt damit sagen? Wollte sie den Jungen mitnehmen? Das wäre eine gute Lösung. Oder deutete sie etwa an, dass sie seit drei Stunden Feierabend hatte und gerne endlich gegangen wäre, um sich um ihre Tochter zu kümmern? Warum erwarteten Frauen nur immer, dass man zwischen den Zeilen lesen konnte?
    »Steffi, und wieder steh ich in Ihrer Schuld! Ich hab Sie wie so oft schon viel länger beansprucht, als mir zusteht. Aber trotzdem bin ich wie immer dankbar, dass Sie sich die Zeit genommen haben, den Jungen zu versorgen. Aber genug is genug. Gehen Sie jetzt nach Hause zu Ihrer kleinen Julia und grüßen Sie sie von mir.«
    Der Sieg war auf seiner Seite. Nicht nur, dass er richtig geraten hatte, wo der Schuh drückte, er konnte sich doch tatsächlich an Steffis Kind erinnern. Mit Namen – und, wenn sie es von ihm verlangt hätte, sogar mit Alter und Geburtstag. Er war eben nicht nur der auf die Arbeit fixierte Chef, sondern auch ein Mensch, dem seine Kollegen am Herzen lagen. Zufrieden sah er sie an.
    »Herr Kommissar, Sie haben mich mal wieder total missverstanden«, belehrte sie ihn aber gleich eines Besseren. »Erstens wollte ich Ihnen damit eigentlich sagen, dass wir Mütter unsere Kinder nur alleine lassen würden, wenn etwas ganz, ganz Schreckliches passiert wäre. Wir müssen also mit dem Schlimmsten rechnen! Und zweitens heißt meine Tochter Jana. Julia ist Hammers Tochter. Ja und ich habe Feierabend, aber Jana ist übers Wochenende bei meinen Eltern auf dem Bauernhof, sodass ich gar keine Lust habe, in meine leere Wohnung zurückzugehen. Vorher geh ich lieber noch mal ins Krankenhaus und gratulier dem Gerster zu seinem Kind, das übrigens Jaqueline heißt!«
    Maus blinzelte nervös, als sie am Ende ihrer Rede angekommen war. Das waren eindeutig zu viele Mädchen. Wie gut, dass sie hier einen Jungen hatten, der jetzt – während er seinen Kakao genüsslich schlürfte – Zutrauen gefasst hatte und sich mit Schnabelhuber unterhielt.

108
    »Krautschneider, was machen Sie denn hier?«
    An der Haustür waren Claudia und der Kollege fast zusammengeprallt. Verdutzt schauten sie sich an.
    »Äh, … äh, Anruf vom Revier. Die haben da den Sohn des Hauses gefunden. Allein! Und deshalb sollte ich mal nachsehn!«, versuchte Krautschneider zu erklären.
    Claudia nickte. Endlich kam etwas Bewegung in die Sache. Zu lange schon traten sie mal wieder auf der Stelle, ließen zu, dass immer mehr Menschen verschwanden und der kleine Teilsieg mit Georg hatte sie auch nicht weitergebracht. Sie hatte Angst, was ihre Ungeduld schürte. Es brannte an allen Ecken und Hannes war in Gefahr. Eventuell auch noch Frau Klöter, aber die war ihr weniger ans Herz gewachsen.
    »Hier is niemand. Los, rasch, beweg dich. Gib in der Dienststelle Bescheid und dann mach dich wieder an die Telefonüberwachung beim Möller.«
    Für Krautschneider schien in Sekundenschnelle eine Welt zusammenzustürzen. Eben noch hatte er das süße Gefühl der Freiheit genossen – weg von dem beengenden Wohnzimmer mit seinen hysterischen Kollegen

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