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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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wollte.«
    Erika sog hörbar die Luft ein. Ganz ruhig, ganz ruhig, sagte sie sich. Wir müssen eben improvisieren.
    »Gut, dann setzt du dich eben ans Steuer und ich schau nach. Wird wohl nicht allzu schwer sein!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, war sie ausgestiegen, um ihren Manta gelaufen und rief jetzt:
    »Kannste mal den Hebel ziehen, damit die Motorhaube aufgeht?«
    »Hebel? Wo soll der sein?«, kam die durchaus motivierte, aber wenig fachmännische Frage aus dem Autoinneren.
    Erika überlegte, was sie jetzt als Erstes tun sollte. Wolfgangs Kopf mit Gewalt gegen den Hebel, das Lenkrad, die Fahrertür stoßen oder ganz entspannt weiter für zwei denken.
    »Da war bestimmt ein Marder dran!«
    Sie fuhr herum. Neben ihr war ein alter Mann mit einem dicken Dackel zum Stehen gekommen. Misstrauisch blickte sie ihn an.
    »Ach, und das sehen Sie, obwohl die Motorhaube noch zu ist?«
    »Nein«, gab er zu. »Aber hier in der Gegend nimmt es überhand mit diesen Mistviechern. Also hab ich mal einen Schuss ins Blaue abgefeuert.«
    Er lächelte entschuldigend und Erika konnte ihm wegen seiner unqualifizierten Einmischung nicht mehr böse sein.
    »Ein wunderschönes Auto. Früher hatte ich auch mal so einen. Tja, dann sollten wir mal reinschauen, oder?«, er erwartete keine Antwort, zog seinen Hund hinter sich her, als er zur Fahrertür ging, griff an Wolfgang vorbei neben das Steuer. Ein leises »Klick« kündigte an, dass die Motorhaube entriegelt war.
    »So, junger Mann, dann lassen Sie ihn mal an! Ich werd derweil Ihrer Freundin zur Hand gehen.«

113
    »Nichts. Da is kein BMW! Zumindest kein Kombi«, rief Krautschneider von der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Claudia stöhnte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr keine Zeit mehr blieb. Wo sollte sie denn noch suchen? Ob Frau Klöter einen Garagenstellplatz hatte? Der Braunbrustigel machte sich wieder bemerkbar und lief mit kleinen, schnellen Schritten über den Gehweg, aber Claudia schenkte ihm diesmal keine Aufmerksamkeit mehr, denn in diesem Augenblick bog Sybille – wie ein Geschenk des Himmels – aus dem dunklen Weg auf die Straße. Sie hatte noch etwas Zeit gebraucht, um die Ungeheuerlichkeit ihres Fundes zu verdauen, war deswegen eine Weile in der Wohnung geblieben und nun bereit für den Nachhauseweg.
    »Bille!«, rief Claudia hocherfreut. Die Angesprochene stutzte.
    »Wie nennst du mich? Bille?«, angewidert schüttelte sie den Kopf. »Naa, Claudi, des is mir vorhin schon aufgefallen, dass dir des ein paarmal rausgerutscht is. Aber ich muss da mal was klarstellen: Auch wenn wir uns jetzt mittlerweile besser verstehen, darfst mich nie, niemals so nennen. Ich hass den Namen! So wurde immer die Fette vom Schrotkuglerhof genannt und mit der hab ich nix zu schaffen. Verstehst?«
    »Tschuldige, daran hab ich gar nicht gedacht«, entgegnete die Kommissarin kleinlaut.
    »Schon gut«, Sybille schaute zu ihrem Haus hinüber und seufzte. »Was magst jetzt noch wissen?«
    »Die Klöter, hat die hier vielleicht ’ne Garage? Wir sind grad auf der Such nach ihrem Wagen.«
    »Naa, hat sie nicht. Die sind noch in Planung. Nächstes Jahr vielleicht. Aber Genaues kann dir der Andreas sagen.«
    »Super! Und jetzt meine letzte Frag und dann lass ich dich wirklich in Ruh. Weißt, wo sie ihr Auto immer parkt, oder siehste es hier irgendwo?«
    Sybille schaute kurz nach rechts, schüttelte den Kopf und deutete auf eine Parklücke.
    »Der Luxuskombi – bestimmt auch von meinem Vadder finanziert – steht eigentlich immer da. Wenn du mich fragst, dann hat die ’nen Abflug gemacht.«
    Erstaunt fand sie sich in einer kurzen Umarmung wieder. Claudia war mehr als froh, denn dieses letzte Detail war endlich der Startschuss zum Aufbruch. Glücklich ließ sie Sybille los, gab ihr noch einen Klaps auf die Schulter und brüllte.
    »Krautschneider, komm zurück. Der Wagen is nicht mehr da. Los schick dich! Wir fahren!«
    Wie ein Pfeil kam der Gerufene angeschossen, fing die Schlüssel, die Claudia ihm zuwarf, riss die Fahrertür des Fords auf, sprang hinein und wäre fast ohne seine Kollegin gestartet, wenn diese nicht geistesgegenwärtig erst mit der flachen Hand auf das Autodach geschlagen und dann gegen seine Scheibe geklopft hätte.
    »Es begeistert mich natürlich wirklich, dass du auch von der schnellen Truppe bist, aber ohne mich geht hier gar nix!«, knurrte sie, ging dann würdevoll um das Auto herum, wartete bis er ihr die Tür geöffnet hatte, ließ sich gnädig nieder, griff elegant

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