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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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lief und lief und lief, bis ich an diesem kleinen Tümpel angekommen war. Dort hab ich mich versteckt. Ich war so erleichtert, dass ich nicht verfolgt worden bin. Vielleicht dachte man, dass ich sowieso sterben würde. Hätte ja auch leicht passieren können, wenn ich nicht so ein Dickschädel wäre«, gedankenverloren griff er nach seinem Verband. Maus konnte ihm nur beipflichten. Wäre der Schlag etwas fester ausgefallen, dann wäre der Kopf vermutlich wie eine Kokosnuss aufgeplatzt.
    »Ich muss dann wegen der Erschöpfung eingenickt sein. Der Junge hat mich schließlich geweckt. Und was von da ab passierte, wissen Sie ja selbst.«

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    Mit schnellen Schritten war Claudia Erika nachgerannt und packte sie an der Kapuze ihrer Allwetterjacke.
    »Wo denkst du, willst du nacha hin?«, zischte sie.
    »Lass mich! Ich muss los!«
    Vergeblich versuchte sie, die Kommissarin abzuschütteln, aber Claudia hatte sich festgekrallt.

124
    »Tja, wenn es dann alles war, möchte ich Sie nicht länger von Ihrer Genesung abhalten.«
    Maus war aufgestanden und streckte von Hasenbach die Hand hin.
    »Vielen Dank, Sie haben zumindest versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen!«
    Es war nicht zu übersehen, dass der Kommissar nicht gerade zufrieden mit den kläglichen Informationen seines Zeugen war. Von Hasenbach – durch seine Verletzung empfindsamer geworden – spürte ebenfalls eine große Enttäuschung in sich aufsteigen. Er hatte dem Kommissar unnötig Zeit gestohlen. Tapfer lächelnd schüttelte er Maus die Hand. Währenddessen arbeitete sein Gehirn fieberhaft. Ihm war so, als ob er etwas vergessen hätte. Nur was?
    Die Tür wurde aufgerissen und wie ein Knäuel drängten sich Stefanie Vogler und die Krankenschwester gleichzeitig ins Zimmer.
    »Jetzt machen Sie aber halblang«, schimpfte Steffi, die durch ihren Körperbau den Kürzeren zog und kaum das es ihr gelungen war, in den Raum zu kommen, böse beiseite geschubst wurde. Nur dank Maus schneller Reaktion stürzte sie nicht. Vollkommen perplex fand sie sich daher in den Armen ihres Vorgesetzten wieder.
    »Ja, geht’s noch?!«, rief sie wütend. »Sie Trampel, so lass ich mich nicht behandeln!«
    Aufgebracht befreite sie sich aus Maus Umarmung, stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, mit einem extrem bösen Blick die Pflegerin wenigstens zu einer Entschuldigung zu bringen. Diese zuckte jedoch gleichgültig mit den Schultern und drehte sich mit einem Siegerlächeln zu ihrem Patienten.
    »So, Herr von Hasenbach, genug geplaudert. Jetzt leer ich mal den Katheter und dann gibt’s was gegen die Schmerzen, gell?«
    »Ich glaub, wir gehen dann wohl besser«, flüsterte Maus Steffi halblaut ins Ohr und zog sie gleich mit sich.
    »Halt! Stopp! Warten Sie!«, von Hasenbach hatte sich halb aufgerichtet und wie ein Ertrinkender die Arme nach dem Paar an der Tür gestreckt. Maus Mitleid wuchs schneller, als ihm lieb war, und so konnte er nur beschämt auf die Krankenschwester starren, die gefühllos die Bettdecke zurückschlug und damit dicke, weiß behaarte Beine unter einem viel zu kurzen Kliniknachthemd freilegte. Aber für den Detektiv war diese Erniedrigung bedeutungslos. In Anbetracht der Tatsache, dass ihm gerade wieder eingefallen war, was er noch zu sagen hatte, zählten solche Nebensächlichkeiten nicht mehr. Taumelnd flatterte der Nachtfalter wieder los.

125
    »Okay, okay, gut, ich geb auf!«
    Tränen hatten sich diesmal in Erikas Augen gesammelt. Es war doch zum Verrücktwerden. Da brauchte Sandra ihre Hilfe und ihr wurde regelrecht ein Stein nach dem anderen in den Weg geschleudert. Sandra! Nein, sie konnte sie nicht im Stich lassen! Erika fuhr herum und schrie mit letzter Kraft.
    »Verdammt, versteht mich doch mal alle! Es geht um Leben und Tod! Ich muss ihr helfen! Ich muss meiner Freundin helfen!«
    Beim Stichwort »Leben und Tod« wurde Krautschneider, dessen Gesichtsfarbe mittlerweile nur noch einen zartgrünen Stich hatte, sofort hellhörig. Nicht umsonst war dies seit Jahren sein Wahlspruch, seine Motivation, der Sinn seiner Berufswahl. Diese Frau war eine von ihnen. Sie durfte nicht in ihrer Mission behindert werden. Im Gegenteil: Sie brauchte seine Hilfe! Daher schritt er mutig zu seiner Kollegin und sagte mit unerwartet energischer Stimme:
    »Claudi, ich denk, wir sollten uns mal anhören, was sie zu sagen hat. Danach können wir immer noch entscheiden, was wir mit den zweien da machen.«
    Erstaunt über sein plötzlich so selbstsicheres Auftreten,

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