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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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unbeteiligt da und tippte sich nachdenklich gegen die Nase.
    »Ich … ich musste es machen. Sie hat mich dazu gezwungen. Sie …«
    »Das glaube ich nicht!«, fiel ihm Maus gelangweilt ins Wort. »Ich gehe eher davon aus, dass sie Sie gut bezahlt hat, damit Sie uns in die Irre führen. Stimmt’s?«
    »Jahä!«
    Er war anscheinend kurz vor einem Nervenzusammenbruch und die Tatsache, jetzt auch noch von Hammers starken Armen emporgezerrt zu werden und einige Zentimeter über dem Boden zu schweben, trug nicht gerade zur Besserung seines Zustandes bei. Als Fachmann für solche Fälle schritt Doktor Frank ein, legte Hammer die Hand auf die Schulter und bedeutete ihm stumm, den Übeltäter loszulassen.
    »Ja, ja, genau so war’s«, sagte der nun Freigelassene rasch. »Es tut mir Leid, aber Sie sehen doch unter welchen Bedingungen wir hier leben müssen. Und da dachte ich, dass ein bisschen Extrageld nicht schaden könnte. Ich wollte es nach Hause schicken zu meiner Frau und zu meinen Mädchen … ich … ich …«
    »Ja mei, wie rührend«, warf Schnabelhuber sarkastisch ein.
    »Und wenn’s stimmt?«
    Hammer hatte sich wieder abgekühlt und nachdenklich betrachtete er den zitternden Mann.
    »Ich mein, das mit den Mädchen?«
    »Ach so?«, grinste jetzt auch Schnabelhuber. »Du hast recht. Das klingt irgendwie schon ein bisschen so, als ob er mit ›Mädchen‹ gar nicht seine Töchter meint. Sollten wir hier gar einen Haremsbesitzer haben? Tja, eine Frau ist schon teuer, aber gleich mehrere? Der Ärmste! Da muss man natürlich jede Gelegenheit nutzen, die sich bietet, um noch mehr Geld zu bekommen.«
    Sofort begannen die beiden Polizisten zu lachen.
    »Ruhe jetzt! Wir haben keine Zeit für zotige Witze!«, befahl Maus ärgerlich. Es war nicht zu glauben, wie kindisch seine Mitarbeiter vorzugsweise in solch ernsten Situationen sein konnten. Zum Glück waren ihm mittlerweile einige grundlegende Dinge klar geworden.
    »Los Leute, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Lech, ich gebe Ihnen eine letzte Chance hier halbwegs heil aus der Sache zu kommen. Wenn Sie uns unverzüglich aus diesem Gestrüpp raus- und zur Baustelle hinführen, dann wird Ihnen das von mir gutgeschrieben. Und es wäre in diesem Fall besser, mich als einen Fürsprecher auf Ihrer Seite zu haben.«
    Lech brauchte nicht lange zu überlegen. Er war intelligent und gewitzt genug, um zu erkennen, wann ihm die Felle davongeschwommen waren und er seine Fahne in eine andere Windrichtung halten musste. Kurz nickte er zum Einverständnis und deutete nach rechts.
    »Sehen Sie da, gleich vorne die Felsen? Genau dort befindet sich das Schloss des Bäckermeisters! In fünf Minuten sind wir da.«

166
    Ein Zweig knackte in seiner Nähe, im Gebüsch raschelte es, der Kran knarrte leise, eine gelöste Schutzfolie schlackerte leicht im Wind, ein Stein schien sich wie von Geisterhand gelöst zu haben und fiel polternd den Schutthaufen hinunter. Alle Geräusche der Nacht waren plötzlich überlaut und Wolfgang fühlte, dass sich seine anfängliche Beklommenheit langsam in Angst steigerte. Warum hatten sie ihn bloß hier alleine gelassen? Das war nicht fair! Schweißperlen traten auf seine Stirn, obwohl es immer kälter wurde.
    Das leise Tappen leichter, schneller Schritte drang an sein Ohr. Es kam vom Haus her. Jemand war vermutlich aus dem Eingang gekommen und würde gleich um die Ecke laufen, auf den kleinen Platz, in diese Sackgasse, aus der es kein Entrinnen gab, direkt auf ihn zu!
    Oh mein Gott, man hatte ihn gefunden! Das war die Vorhut aller Geister und Toten des Waldes. Das war bestimmt der gnomenhafte Wächter, der gerade die Polen in blinder Raserei mit einem großen Buschmesser abgeschlachtet hatte. Die zuckenden, zerstückelten Kadaver zurücklassend, war der Unhold jetzt im Rausch auf dem Weg, um an ihm – Wolfgang – seinen Blutdurst zu stillen. Er hatte keine Chance, konnte nicht auf Hilfe zählen, er war verloren!
    Panisch sah er in die Richtung, aus der die Schritte kamen, konnte jetzt einen Schatten ausmachen. Der Kobold! Der Gnom! Der Ghul! Der grausige Zwerg hatte ihn entdeckt und zögerte einen Augenblick. In Wolfgang arbeitete es fieberhaft. Was sollte er jetzt machen? Nicht aufgeben, schrie ein kleines Stimmchen in seinem Inneren. Nicht aufgeben, wurde es lauter. Ja! Kampflos sollte das Scheusal ihn nicht bekommen! Er wollte sein Leben verteidigen, mit Würde sterben! Man sollte, wenn man ihn nach Tagen mit aufgeschlitztem Bauch und

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