Der Semmelkoenig

selbst. »Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer.«

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    Claudia hatte das Gefühl, dass es ihr gutes Recht war, einfach mal auszuspannen, sich auszuruhen, die vergangenen Strapazen wegzuschlafen. Zwar war der kalte, harte Boden nicht gerade der optimale Platz dazu, aber sie konnte nicht anders, sie musste liegen bleiben. Alles um sie herum wurde ausgeblendet und sie hatte das Gefühl weit, weit weg zu sein. Unmöglich, auch nur daran zu denken, die Augen zu öffnen. Das hätte sowieso nur bedeutet, wieder in diese grausame Welt zu kommen, wo nur Lügen, Betrug und verlustvolle Tode auf sie warteten. Selbst die Geräusche der Umgebung schienen fast gänzlich ausgeblendet. Sie stellte sich einen wunderbaren Perserteppich vor: dick, weich und kostbar. Sie glaubte zu hören, wie dieser auf sie zugerollt kam, damit sie sich darauf legen, in ihn einkuscheln konnte. Sanft stieß er gegen ihren Körper. Sie seufzte glücklich und schlang einen Arm darum – wie schön sich das anfühlte!

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    Doktor Frank konnte nicht anders, er musste laut loslachen. Indigniert schaute Maus seinen Freund an, was die Sache noch schlimmer machte, denn Frank hatte sich jetzt zusätzlich an dem Rauch seiner Zigarette verschluckt und die Mischung aus meckerndem Lachen und bellendem Husten trug nicht gerade dazu bei, die Stimmung des Einsatzteams zu heben.
    »Doktor Frahahank!«, genervt schlug Schnabelhuber dem Arzt auf den Rücken, damit dieser wenigstens wieder frei atmen konnte. »Jetzt beruhigen Sie sich aber mal wieder.«
    »Schon gut, schon gut!«, abwehrend hob er die Arme. »Nicht so fest, bitte. Mir geht’s schon wieder gut.«
    Zur Bestätigung unterdrückte er den Husten, wischte sich schnell die Lachtränen fort und versuchte, seine belegte Stimme mit einem Räuspern zu reinigen. Dann sah er, mit immer noch äußerst amüsiert funkelnden Augen, Maus an, der geduldig auf eine Erklärung zu warten schien.
    »Ich diagnostiziere Amnesie!«, er musste sich auf die Unterlippe beißen, um ernst zu bleiben. »Eine ganz schwere Sorte übrigens, denn der Kerl hat durch den Schock, von Hammer am Schlafittchen gepackt zu werden, alle seine perfekten Deutschkenntnisse vergessen. Die sind regelrecht verpufft! Das ist ja so was von bedauerlich, oder?«
    »So? Hat er das?«, knurrte Hammer, zog seine Jacke aus, reichte diese dem jungen Polizisten und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch.
    »Na, ich kenn da ein sehr gutes Mittel, um vielleicht noch ein paar von diesen ›würden‹, ›könnten‹, ›wären Sie so freundlich‹ aus seinem Mund zu schütteln.«
    Er meinte es ernst. Das war allen sofort klar, auch dem verstockten Bauarbeiter. Sich in seiner ganzen stattlichen Größe aufrichtend, machte Hammer noch ein paar Trockenhiebe in die Luft, dann wandte er sich mit ernstem Gesicht seinem Opfer zu. Erschrocken machte Lech einen Schritt zurück, aber sofort spürte er einen Baumstamm im Rücken. Weder nach rechts – da stand Kommissar Maus und schaute grimmig – noch nach links – da war Schnabelhuber und schaute noch grimmiger, vermutlich, weil ihm der kichernde Doktor gehörig auf die Nerven ging – gab es eine Fluchtmöglichkeit.
    »Na, dann wolln mer mal!«, sagte Hammer kriegerisch und aus Lechs Gesicht wich alle Farbe.
    »Das … das nennt man Konjunktiv!«, rief er verzweifelt.
    »Mir egal, ich nenn das ein schnelles Geständnis mit Blessur, falls du es wagen solltest, mir aus Versehen in die Faust zu rennen!«
    »Nein, nein, ich mein das ›würde, könnte, wäre‹!«, jaulte der Mann auf und versuchte in Deckung zu gehen.
    »Wahnsinnig interessant! Wir haben hier ja einen kleinen Klugscheißer!«
    Dinge, die Hammer überhaupt nicht leiden konnte, waren: verspätete Essenslieferungen, Unehrlichkeit und Rechthaberei. In diesem speziellen Fall traten die letzten beiden Punkte voll ein und weil er Hunger hatte, packte er den ersten – zwar ungerecht, dafür aber umso großzügiger – mit drauf. Er erhob die Faust und zielte auf das Kinn. Stöhnend ging der Getroffene in die Knie.
    »Bitte, bitte, hören Sie auf! Ich sag alles!«, wimmerte er. Maus nickte Hammer kurz zu und der ließ den Arm sinken.
    »Konjunktivistisches Weichei!«, knurrte er, packte den Mann aber gleich an den Jackenaufschlägen und zog ihn wieder auf die Füße. »Na, dann mal raus damit!«
    »Ich … ich …«, verzweifelt suchte Lechs Blick den von Maus. Das war der Chef. Der musste doch etwas mehr Mitleid haben. Aber der Kommissar stand relativ