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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Wurzel. Maus hörte seinen Fluch, der das schlechte Gewissen nur noch mehr schürte, da er es vor der Abfahrt versäumt hatte, zu kontrollieren, ob genug Taschenlampen mitgenommen worden waren. Wer hätte aber auch ahnen können, dass der Weg zum Schloss so beschwerlich war? Betroffen und besorgt blickte er über die Schulter, aber Frank stand gerade mithilfe von Schnabelhuber auf.
    »Leute, bleibt besser zusammen, damit wir heil ankommen!«, rief Maus. »Und passt ein bisschen mehr auf den Doktor auf. Der muss unbedingt ganz bleiben!«
    »Sehr witzig, Herr Kommissar!«
    Es kam selten vor, dass der Arzt böse wurde, da das einfach nicht zu seinem fröhlichen Naturell passte, aber diesmal war es ihm wirklich ernst, denn sonst hätte er ihn nicht mit »Herr Kommissar« angesprochen. Maus schlechtes Gewissen war zu einem riesigen Berg angewachsen. Sie mussten jetzt schnellstens zu dieser Baustelle kommen, damit er nicht tatsächlich schwerwiegende Verletzungen zu verantworten hatte.
    »Lech, Sie haben etwas von zehn Minuten gesagt. Meiner Einschätzung nach sind die schon lange rum. Also, wann haben wir denn unser Ziel erreicht?«
    »Herr Oberkommissar, ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn Sie mir Ihr Vertrauen noch einen Augenblick länger schenken würden. Gerne würde ich Ihnen übermitteln, dass wir bald da sind, aber unvorhersehbare Verzögerungen machen es mir leider unmöglich, Ihren gewünschten Zielort in dem von mir versprochenen Zeitraum zu erreichen. Die Schuld hierfür wäre aber nicht bei mir zu suchen, sondern eindeutig Ihren Leuten zuzuschreiben, da diese offenbar große Schwierigkeiten haben, sich in diesem Gelände fortzubewegen!«
    »Na ja, nun werden Sie mal nicht ungerecht! Es ist in diesem Forst stockdunkel und ich habe langsam das Gefühl, dass hier noch nicht mal ein richtiger Weg ist!«
    Ärgerlich über die unverblümte Kritik an seinen Männern, richtete Maus den Strahl seiner Taschenlampe erst auf den Boden, dann auf den Fremdenführer.
    »Oh, entschuldigen Sie vielmals, aber ich würde denken, dass der Herr Oberkommissar gerne auf dem schnellsten Wege zu der Baustelle gekommen wäre. Darum habe ich diese Richtung eingeschlagen!«
    Maus massierte sich nachdenklich den Nacken. Etwas störte ihn schon die ganze Zeit. Lech Piekarz hatte etwas Aalglattes, etwas Windiges, etwas Verdächtiges und das lag sicher nicht an seiner, alle Muttersprachler übertreffenden Ausdrucksweise. Für eine Millisekunde war es Maus so, als ob er ein verächtliches Zucken um den Mund des Mannes gesehen hätte. Aber bevor er dem nachgehen konnte, hatte sich dieser schnell umgedreht und versuchte, sich weiter durch das dichte Unterholz zu schlagen.
    »Was macht er denn da?«, fragte Hammer, der jetzt neben den Kommissar getreten war.
    »Keine Ahnung! Ich habe das Gefühl, dass wir in einer Sackgasse sind und er das nur nicht zugeben will.«
    »Hm, oder er hat uns absichtlich hierhergeführt, um Zeit zu schinden!«
    »Das ist meine zweite Vermutung. Und langsam drängt die sich auf Platz eins. Mir stellt sich da nur noch die Frage, warum er das gemacht hat? Ich mein, es gehört ganz schön viel Unverfrorenheit dazu, die Polizei in die Irre zu führen, oder nicht?«
    Mehr brauchte Hammer nicht, um dem indirekten Befehl seines Vorgesetzten Folge zu leisten. Mit zwei Schritten war er bei Lech, packte ihn am Kragen und zerrte den lauthals protestierenden Mann zu den wartenden Kollegen. Doktor Frank, nachdem er humpelnd zu den anderen gestoßen war, zog nur kopfschüttelnd eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie an.

163
    »Luaksz!«, rief Krautschneider atemlos. »Lukasz, wo sind Sie? Ich hab eine Geisel befreien können und wir müssen sie sofort in Sicherheit bringen.«
    Ein Scheppern und ein kurzer Fluch kündigten an, dass der Gerufene sich gerade aus seinem Versteck schälte. Krautschneider leuchtete in die Richtung.
    »Schnell, so beeilen Sie sich doch. Die Dame muss augenblicklich das Gebäude verlassen«, forderte er in ungeduldigem Tonfall.
    »Lassen Sie doch!«, flüsterte Susanne Klöter. »Sie brauchen sich doch meinetwegen keine Umstände zu machen. Ich finde den Weg alleine raus. Ich weiß, wo der Wagen steht, und wenn es Ihnen wirklich wohler ist, dann fahre ich auch gleich weg.«
    »Nein, nein, das kommt nicht in Frage! Sie stehen unter Polizeischutz. Wo kämen wir denn da hin, wenn ich Sie jetzt sich selbst überließe. Außerdem brauchen wir Ihre Zeugenaussage.«
    »Aber …«, sie

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