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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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in den amerikanischen Serien kriegen die Laborratten ja auch immer raus, wer der Mörder ist.«, war ein witzig gemeinter Einwurf gekommen. Claudia hatte die Augen verdreht: »Klar, das sind doch die Geschichten, wo auch bewiesen wird, dass man keine Bullen mehr braucht! Hoch die Reagenzgläser!«
    Zu spät hatte sie erkannt, dass ihr ätzend gemeinter Kommentar zum Eigentor geworden war. Hammer hatte laut gelacht.
    »Frau Hubschmied, da brauchen Sie aber viele von den Röhrchen, um Ihren Pegel von gestern zu erreichen!«
    Hannes hatte sie gerade noch rechtzeitig an den Schultern gepackt und sie zurückgehalten, sonst wäre sie aufgesprungen und hätte etwas Unüberlegtes getan. Auch Kommissar Maus hatte ebenso schnell reagiert und durch seine Aufforderung an Doktor Frank, mit dem Bericht zu dem zweiten Mordfall fortzufahren, war es ihm gelungen, die Situation zu entschärfen. Die laute Stimme des Arztes hatte gekonnt Claudia Hubschmieds Fluch übertönt.
    »Kommen wir nun zu unserem nächsten Opfer: Anni Hintersee, 44 Jahre. Erschossen! Treffer in die Stirn und sofort tot – das Kaliber, sowie die eventuelle Mordwaffe werden derzeit noch von Frau Prof. Dr. Dr. Jung untersucht und ich muss nicht extra betonen, was das heißt! Ich darf mich also nicht dazu äußern, obwohl ich da schon was zu sagen hätte! Todeszeitpunkt – und hier schließe ich mich den Berichten der Zeugen an – um 15.55 Uhr. Fotos hierzu haben wir dank Kommissarin Hubschmied, die welche mit ihrem Handy gemacht hat.« Er war immer besser geworden, denn jetzt hatte er selbstständig und ohne Mühe die richtige Datei öffnen können. »Sehen Sie hier das Loch? Sauber getroffen! Ich erkenne hier übrigens auch wieder so eine Parallele zu einem Märchen. Irgendwie hat sie doch was von Schneewittchen, oder? – Zu weit hergeholt? Ja gut, die hässliche Jacke passt nicht so gut dazu. War ja auch nur so ’ne Theorie. Zumindest schaute sie da noch besser aus, als nach dem Sturm. Die Fotos möchten Sie bestimmt auch noch sehen, oder?«
    Erwartungsvoll hatte er in die Runde gesehen, doch alle hatten angestrengt auf den Boden, an die Tafel, aus dem Fenster, an die Decke geblickt, womit die medizinische Diashow offiziell beendet war.
    Tja, und dann war der Fachmann für Technik dran gewesen. Verstohlen sah Claudia wieder auf die Uhr. Jetzt waren erst sieben Minuten verstrichen, aber ihr kam es wie eine Ewigkeit vor. Ercan Acar war mittlerweile dazu übergegangen, eine Sprache zu benutzen, die offenbar keiner mehr verstand. Vielleicht Türkisch? Nein, denn der andere Kollege mit Migrationshintergrund – Murat Kaya – saß mit offenem Mund da und schien auch nur noch Bahnhof zu verstehen.
    Claudia zog die Stirn in Falten und starrte die Tafel an, auf der Maus schon einige Verknüpfungen gekonnt grafisch dargestellt hatte. Ihr Blick glitt über die Fotos, die ihnen von Sandra Blum zu Ermittlungszwecken überlassen worden waren. Heidi war ein bemerkenswert hübsches Mädchen gewesen. Kein Wunder, dass sie von einer Karriere als Model geträumt hatte. Aber warum war sie jetzt tot? Wenn es etwas mit der Erpressungsgeschichte zu tun hatte, rutschte der alte Möller auf Platz eins. Ihm konnte man wirklich nicht verdenken, dass er diese kleine Laus aus seinem Pelz haben wollte. Seit ihm der Detektiv am Dienstag die Beweisfotos gezeigt hatte, wusste der Bäckermeister nur zu genau, wer zumindest einer seiner Erpresser war. Er selbst konnte sie jedoch nicht getötet haben. Aber das würde ihn als Drahtzieher nicht von der Liste der Tatverdächtigen streichen. Warum sich die Finger schmutzig machen, wenn man einen Auftragsmörder engagieren konnte. So teuer waren die nicht mehr. Seitdem die Grenzen nach Osten offen waren, konnte man sogar zu Dumpingpreisen ehemalige KGB-Killer im Doppelpack bestellen, was selbst so einem alten Knauser aufgefallen sein musste. Gut, Möller könnte durchaus irgendwie in die Sache verwickelt sein. Das würde sich ja sicher klären lassen, wenn er wieder in Bad Berging war.
    Claudia lehnte sich zurück. Die Stühle waren absolut unbequem und stammten eindeutig aus den Verhörräumen. Traurig, dass dem Revier offensichtlich die Gelder für vernünftige Sitzgelegenheiten im Besprechungsraum fehlten. Ihr Nacken schmerzte. So konnte man sich wirklich nicht konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften wieder ab, als sie aus dem Fenster blickte. Abermals ein schöner Tag. Wären da nicht die Morde, würde sie jetzt erst einmal gemütlich und

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