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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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geräuschvoll zu essen. Etwas angewidert blickte Schnabelhuber auf seinen Nachbarn. Trotzdem konnte er nicht umhin, dem anderen unter die Nase zu reiben, dass er diesmal offensichtlich besser informiert war.
    »Na, die suchen natürlich die 700 000 Euro. Das Geld aus der Erpressung.«
    »Echt? 700 000 Euro? Ich hab gehört, dass es 900 000 Euro waren!«, schmatzte Hammer mit vollem Mund und es schien ihn nicht weiter zu stören, dass ihm dabei ein großes Stück aus dem Mund flog und auf Schnabelhubers Ärmel landete. Paralysiert vor Ekel blickte der Getroffene auf den matschigen Klumpen aus Teig und Johannisbeere. Hammer hörte auf zu kauen, folgte seinem Blick und pickte dann das Objekt des Anstoßes kurzerhand mit Daumen und Zeigefinger auf, um es sich wieder in den Mund zu schieben. Dass er mit diesem Einsatz nicht gerade in Schnabelhubers Achtung stieg, machte ihm offensichtlich nichts aus, denn er fuhr gutmütig fort: »Und? Wie geht’s dem schottischen Onkel?«, während er weiter den Kuchen in sich reinschaufelte.
    »Sehr witzig, Hammer, sehr witzig! Übrigens würde ich an deiner Stelle nicht die Wespe mitessen!«
    Ein entsetzter Schrei, ein Teller, der hoch in die Luft geworfen wurde, eine Gabel, die dem Teller folgte, und Hammer, der sich mit einer Art Karateschlag gegen ein immer aggressiver werdendes Insekt zu verteidigen suchte, brachten Stefanie Voglers wunderbares Arrangement augenblicklich durcheinander. Hannes warf ihr einen mitleidigen Blick zu, aber es ging zu schnell, um noch einschreiten zu können, denn Hammer pflügte sich mittlerweile in seiner Panik wie ein Elefant durch die Stuhlreihen.
    »Scheiße! Ich bin total allergisch! Scheißvieh! Scheißvieh!«
    Es war Schnabelhuber, der dem ganzen Spuk ein jähes Ende setzte. Er nahm kurzerhand dem gerade hereinkommenden Doktor Frank den Befund von Anni Hintersee aus der Hand, rollte ihn zusammen, konzentrierte sich einige Sekunden, fixierte dann die beiden Kämpfenden und traf schwungvoll die Wespe, die gerade zum ultimativen Sturzflug auf Hammers Gesicht ansetzte. Die Wucht des Schlages schleuderte das Tier auf den Boden, sodass es jetzt für Schnabelhuber ein Leichtes war, ihm dort mit einem erneuten Hieb den Garaus zu machen.
    »Bravo! Das nenn ich Heldenmut!«
    Fasziniert betrachtete der Doktor den zuckenden Kadaver, der ihm mitsamt dem Bericht wiedergegeben wurde. Hammer ließ sich mit hochrotem Kopf und schwer atmend auf einen Stuhl fallen. »Bin allergisch auf die Biester!«, murmelte er entschuldigend, als Steffi ihm ein Glas Wasser reichte. Die Tür wurde aufgerissen und Claudia Hubschmied stürmte in den Raum. Die ungekämmten, wirren Haare, die Ringe unter den Augen und die viel zu große Jacke manifestierten den allgemeinen Verdacht, dass sie gerade aus dem Bett gefallen sein musste. Verwirrt blickte sie sich um.
    »Was, was is denn hier passiert?«
    »Hier ging’s um Leben und Tod, Frau Hubschmied!«
    Doktor Frank hatte jetzt angefangen, mit der Mine seines Bleistifts die Beweglichkeit eines Wespenbeines zu testen.
    »Na, an Ihnen ist wohl ein Insektenforscher verloren gegangen!«
    »Richtig, Herr Schnabelhuber, mein Hobby ist tatsächlich die Entomologie. Sehen sie nur, was passiert, wenn ich hier …«
    Claudia Hubschmied fühlte sich zwar nicht besonders gut aufgeklärt, aber glücklicherweise war sie nicht zu spät gekommen. Was sie jedoch nun erheblich verunsicherte, war das Gefühl der Befangenheit, das sie beschlich, da sie alle Augen auf sich gerichtet fühlte. Oder war das nur Einbildung? Nein, da wurden ihr doch scheele Seitenblicke zugeworfen. »Die haben über mich getratscht« – schoss es ihr durch den Kopf – »wahrscheinlich haben sie erst kurz vor meiner Ankunft laut über mich geredet und jetzt machen sie flüsternd hinter meinem Rücken weiter.« Normalerweise würde Claudia über solchen Dingen stehen, aber heute war das anders. Sie fühlte sich so verletzbar. Das war doch nicht normal, oder? Mit klopfendem Herzen sah sie sich im Raum um und begegnete dem Blick von Hannes Petersen. Er sah genauso aus wie gestern. Groß, sehr schlank, drahtig, ruhig, unauffällig und – ihr Herz machte vor lauter Dankbarkeit und Erleichterung einen kleinen Sprung – freundlich. Ja, er lächelte sie kurz an, nahm eine Tasse, schenkte Kaffee ein und brachte ihn ihr.
    »Merci!«, mehr konnte sie nicht sagen, denn sie war zu gerührt.
    »Da nich für! Du siehst so aus, als könntest du ihn vertragen.«
    Dankbar nahm sie einen

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