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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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den kleinen Pfeil auf die Stelle gelenkt, um weitere Aufnahmen über den Projektor zu präsentieren.
    »Ja, sehr schön!«, höchst zufrieden hatte er sich wieder seinem Publikum zugewandt. »Um Ihre Frage vorwegzunehmen: Ja, sie hat nach dem Sturz noch gelebt.«
    Ein Murmeln war durch die Reihen gegangen.
    »Meiner Berechnung nach wurde sie zwischen 1.00 Uhr und 1.45 Uhr ertränkt. Auch hier habe ich schöne Fotos. – Ercan, wie mache ich das ein bisschen größer? Ach, hier? Ja, die Lupe macht Sinn! Sehr schön. Moment! So, jetzt. Sehen Sie, wie aufgedunsen ihr Körper und wie blass die Haut ist? Ja, auch in einem kalten Gebirgsgewässer passiert so was. Schneller geht es natürlich in der Badewanne. Das sieht dann wirklich eklig aus. Gut, und jetzt schauen Sie mal auf die Abdrücke am Hals? Sehen aus wie Finger, oder? Tja, das liegt wohl daran, weil es auch welche sind. Der Täter war nicht zimperlich! Mit der linken Hand hat er sie am Nacken gepackt und mit der rechten den Kopf unter Wasser gedrückt. Ganz schön brutal, oder? Auf der anderen Seite gibt es aber auch wieder sehr viel Liebe zum Detail: Er hat sich die Mühe gemacht, ihr die Kapuze über den Kopf zu ziehe, als sie tot war. Haben Sie eigentlich dazu schon eine Idee? Ich mein, so eine Märchengestalt hat ja vielleicht eine Bedeutung? Und sie dann noch so zu drapieren, als würde unser Rotkäppchen nur ein bisschen im Wasser planschen? Krank, was? Ah, an Ihren Gesichtern sehe ich, dass Sie an dem Punkt bereits schon unter Hochdruck arbeiten. Gut, und weiter im Text …«
    »Ich hab da noch ’ne Frage!«
    Ein paar Köpfe hatten sich zu dem jungen Beamten in der hinteren Reihe umgedreht, der gleich rot geworden war, weil ihm aufgefallen war, dass er wie in der Schule die Hand gehoben hatte. Schnell hatte er sie wieder heruntergenommen, war aber, bestärkt durch Doktor Franks freundlichen Blick, fortgefahren: »Hatte sie vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr?«
    »Typisch Michi, denkt immer nur an Sex!«, hatte Hammer Schnabelhuber so laut zugeflüstert, dass jeder ihn hören konnte. Das Gesicht des jungen Beamten hatte nun die Farbe einer Tomate angenommen.
    »Sehr gute Frage, mein lieber Freund! Und auch schön, dass hier jemand mitdenkt!«, mit einem tadelnden Seitenblick auf Hammer war Maus aufgestanden und neben den Doktor getreten.
    »Auf der Suche nach Motiven müssen wir alles beachten. Und Sie werden lachen, aber genau das war gestern auch meine erste Frage, als mir der Doktor den vorläufigen Bericht brachte. Also, Frank, klären Sie die Kollegen mal auf!«
    »Tja, unsere kleine Heidi hatte zwar Pech, denn sie ist ja bewiesenermaßen tot, aber jetzt kommt die gute Nachricht: Sie wurde nicht vergewaltigt. Eine Sexualstraftat – und darüber bin ich froh – können wir also ausschließen. Die bessere Nachricht könnte also heißen: Sie hatte Geschlechtsverkehr, aber der war einvernehmlich, was so viel bedeutet wie: Sie hatte vor ihrem Tod noch ein kleines bisschen Liebe.«
    »Sie sind und bleiben ein Romantiker, Frank.«
    Maus hatte sich ein Lachen verkniffen und so getan, als ob er sich auf die Wahl seines nächsten Farbstifts hätte konzentrieren müssen.
    »Dann war ihr Liebhaber, der letzte, der sie lebend gesehen hat!«, hatte der junge Beamte – durch das Lob seines Chefs motiviert – den Faden wieder aufgenommen.
    »Anzunehmen«, hatte sich jetzt auch Hannes an der Diskussion beteiligt, denn nicht umsonst hatte er zu diesem Thema schon einige Überlegungen angestellt. »Er ist entweder ein wichtiger Zeuge oder gar unser Täter. Konnten Sie anhand des Spermas eine DNA-Probe nehmen, Herr Doktor?«
    »Leider, nein. Der Abstrich ergab nur, dass die beiden ein Kondom benutzt haben. Wir können aber von der Geschmacksrichtung ›Apfel‹ ausgehen, denn das umsichtige und verantwortungsvolle Mädel hatte zumindest eine angebrochene Packung dieser Marke in der Capetasche. Vielleicht sollten Sie mal danach suchen, dann hätten wir was Handfestes. Schwierig jedoch, wenn man nicht weiß, wo die Turteltäubchen ihr Stelldichein hatten. Im Auto? In der Natur? Auf dem Hochstand? Hm, viel Spaß beim Suchen. Zwar habe ich eine ganze Menge anderer Proben ins Labor geschickt – Sie wissen schon, alles, was man auf der durchweichten Kleidung finden konnte und den Dreck unter ihren Fingernägeln – aber viel Brauchbares war bis jetzt noch nicht darunter. Trotzdem bleibe ich optimistisch und das sollten Sie alle auch. Vielleicht haben wir ja Glück?«
    »Na,

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