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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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würde.
    »Anscheinend!«, grinste er.
    »Des wär mal was für mich gewesen«, murmelte Hammer. »Dann wär ich jetzt genial und müsste nicht immer die damischen Nachbarn befragen!«
    »Zu Ihren Ergebnissen kommen wir gleich«, unterbrach ihn Maus mit einem Augenzwinkern. »Was ist mit der anderen Mutter?«
    »Frau Klöter konnte ich bis jetzt noch nicht erreichen, werde das aber gleich nachher nochmal versuchen. Erstaunlich fand ich jedoch, dass Heidi keine Nummer von ihrem Bruder gespeichert hatte. Die zwei scheinen sich nicht viel zu sagen gehabt haben, oder?«

58
    Alfred und Lotte Wendel waren jetzt schon 56 Jahre verheiratet und die letzten acht sogar glücklich. Das Alter hatte bei beiden mit so einer Wucht von Weisheit und Nachsicht – ganz besonders gegenüber den Schwächen des anderen – eingesetzt, dass sie nicht friedlicher und harmonischer zueinander hätten sein können. Wo früher die Streitereien teilweise so hart waren, dass Lotte an Mord und Alfred an Selbstmord gedacht hatte, konnten sie im Rückblick nur noch darüber lachen.
    Es hatte sich also doch bewährt, so lange auszuhalten. Jetzt gingen sie einträchtig schweigend – die kleine, fette Dackeldame Penny hinter sich herziehend – einen schmalen Waldweg entlang und machten immer dann eine Pause, wenn Alfred meinte, einen Vogel gesehen zu haben. Sofort wurde das Fernglas von der Brust genommen und oft erfolglos auf eine Stelle in einem Baum, einem Busch oder einem Felsen geschaut.
    »Ich werd’ der Frau Maus von meinen Beobachtungen berichten. Sie wird erstaunt sein, dass wir doch tatsächlich ein Steinhuhn gesehen haben!«
    »Ich weiß nicht, Alfred. Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass die ausgestorben sind. Das muss ein anderer Vogel gewesen sein. Warte …«, sie begann in ihrer Tasche nach dem Bestimmungsbuch zu kramen.
    »Blödsinn, Lotte, die sind nicht ausgestorben. Außerdem hab ich doch ganz deutlich sein ›ka kriwä ka wet wet‹ gehört. Da kann man mir nix vormachen bei Vogelstimmen.«
    Lotte hatte es aufgegeben, das Buch in der Tasche zu finden, und hakte sich stattdessen bei ihrem Mann ein.
    »Na dann wird Inga Maus aber staunen, wenn du es ihr erzählst.«

59
    »Na, eigentlich sollte man Rauchen auch genießen können!«
    Irritiert blickte Claudia Hubschmied Doktor Frank an. Dann sah sie auf den Boden, wo sie gerade die Glut ausgetreten hatte, um dann wieder ihren Nachbarn anzusehen, der immer noch die Hälfte seiner Zigarette hatte.
    »Oh, äh, ja, vermutlich haben Sie recht. Aber ich war, ich bin …«
    »Sie sind nicht bei der Sache«, gutmütig lächelte er und deutete auf ihren Fuß. »Ich mein, Sie sind beim Rauchen nicht bei der Sache. Ihr Kopf ist voll mit Überlegungen. Haben Sie denn schon eine Idee, wer unser Mörder sein könnte? Oder gibt es hier sogar mehrere Täter?«
    »Ach, Doktor, i woaß aa ned. Ich tret ein bisschen auf der Stell. Vielleicht kommen wir weiter, wenn wir das Geld gefunden haben. Wobei des wohl am schwierigsten sein wird.«
    Ein Polizeiwagen kam mit quietschenden Bremsen hinter ihnen zum Stehen. Claudia und der Arzt drehten sich um. Die Kollegen Krautschneider und Gerster sprangen aus dem Wagen.
    »Ah, das Hausdurchsuchungskommando! Vielleicht haben die ja was, was Sie endlich weiterbringt, Frau Hubschmied!«
    »Hm, ich glaub nicht! Warum steigt denn der Schuster nicht aus?«
    Claudia kniff die Augen zusammen. Da saßen ja zwei auf der Rückbank.
    »Wer ist der andere?«
    Aber ihre Frage wurde gleich beantwortet, als Krautschneider nämlich um den Wagen herumging und die Tür öffnete, damit die fremde Person aussteigen konnte. »Das ist ja ein Riese«, schoss es Claudia durch den Kopf. Leider hatte niemand mit dessen nun folgender, überstürzter Reaktion gerechnet. Denn kaum war der Mann ausgestiegen, nahm er Schwung und rammte dem vollkommen überrumpelten Krautschneider den Ellbogen in den Magen, sodass dieser vor Schmerz zusammenklappte. Erst jetzt bemerkte Claudia, dass dem Mann die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt waren. Selbst überrascht von seinem Erfolg zögerte der Riese einen Augenblick, bevor er einen großen Schritt über den am Boden liegenden Beamten machte und losrannte.
    »Halt!«, ertönte es aus dem Wagen. Schuster hatte offenbar Mühe, aus dem Auto zu kommen. Auch Gerster brauchte viel zu lange, um den Wagen zu umkreisen und die Verfolgung aufzunehmen. Ein heiseres Lachen ertönte. Der Flüchtling rannte über den Platz, drehte sich noch

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