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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Missverständnis!«
    »Ach ja?«, sie hielt in der Bewegung inne, legte die Stirn in Falten und blickte dann nachdenklich auf den Schläger. »Aber seine Lügen sind zumindest kein dummes Missverständnis. Er wollte hier sein!«
    Mit blitzenden Augen hob sie den Kopf.
    »Aber das ist er nicht! Oder hast du ihn gesehen?«
    Andreas schüttelte langsam den Kopf.
    »Nein, aber …«
    »Kein Aber! Die Möllers sind eine verlogene, betrügerische und ekelhafte Sippe. Ich bin so froh, dass mir langsam alles klar wird. Du …«
    Sie streckte die Hand aus. Andreas wusste nicht genau, was sie von ihm wollte, und wartete daher lieber ab.
    »Du tust mir leid! Gib mir mal einen von den Bällchen.«
    Er reichte ihr, was sie wünschte, während sie fortfuhr.
    »Denn du stehst offenbar auf Demütigung und schlechte Behandlung!«
    Sie legte den Ball auf das Tee und Andreas ließ sie gewähren, obwohl sie mit untrüglicher Sicherheit wieder den falschen Schläger gewählt hatte. Aber das tat nichts zur Sache, denn diese Aktion war nur symbolisch. Sie musste für ihre Enttäuschung ein Ventil finden. Sie brauchte den körperlichen Befreiungsschlag. Erstaunt stellte er fest, dass ihr Schwung sehr gut war. Sie traf, der Ball flog mit unerhörter Kraft, aber in die falsche Richtung, prallte an dem Stamm einer Eiche ab und traf einen dicken Dackel, der sogleich aufjaulte.
    »Hoppla!«, entfuhr es Claudia. »Das wollte ich nicht!«
    Das Tier begann nun wütend zu bellen.
    »Was macht der Köter denn hier?«, schnaubte Andreas.
    Es war ihm als waschechtem Golfer ein Gräuel, wenn Zivilisten es wagten, die Anlage zu betreten. Auf seiner persönlichen Skala des Anstoßes waren Hundebesitzer ganz oben. Noch dazu, wenn sie ihre Tiere ohne Aufsicht ließen. Mit schnellen Schritten – beflügelt durch seinen gerechten Zorn – eilte er zu der Eiche. Claudia trabte, etwas peinlich berührt, hinter ihm her. Aus dem Wäldchen liefen nun drei Personen. Ein älteres Ehepaar mit einem Kind.
    »Entschuldigen Sie bitte!«, Andreas deutete anklagend auf den Hund. »Aber hier ist Privatgelände! Sie können hier nicht einfach durchlaufen. Schon gar nicht mit Ihrem fetten Haustier und auch nicht mit einem Spazierstock. Sie machen damit das Grün kaputt! Ich werde sofort eine offizielle Beschwerde einreichen!«
    »Ach halten Sie die Klappe!«, es war offensichtlich, dass Lotte keine Lust hatte, sich von einem Spießer bei ihrer Mission aufhalten zu lassen. »Wir brauchen sofort einen Krankenwagen und die Polizei!«

74
    Dem Privatermittler Stephan von Hasenbach ging es miserabel. Leider konnte er das nicht mehr selbst monieren, denn er war bewusstlos. Trotz der Bemühungen des Sanitäter und dann der von Doktor Frank ließ sich nicht viel an seinem Zustand ändern. Daher wurde er schnell auf eine Bahre gelegt, durch den Wald getragen und dann – zum Leidwesen aller Golfer – über den gepflegten Platz.
    Heute war wirklich kein guter Tag für ein Spiel, aber direkt bei einem aufregenden Polizeieinsatz dabei zu sein, entschädigte viele von ihnen. Willy Haderer war zum Beispiel einer davon. Betont lässig lehnte er an seinem Bentley und beobachtete mit Argusaugen, was da vor sich ging. Als der Verletzte eingeladen worden war und durch den dicken Verband um seinen Kopf, sehr zu Haderers Bedauern, nicht ganz so dramatisch wirkte, schlenderte er so elegant, wie es seine neue Hüfte zuließ, zu dem Grüppchen der Ermittler, um wenigstens dort ein paar Informationen aufzuschnappen.
    Kommissar Maus hielt sein Notizbuch in der Hand. Neben ihm stand Claudia Hubschmied mit verschränkten Armen und blickte finster vor sich hin. Doktor Frank klopfte einem Sanitäter auf die Schulter und drehte sich dann so schwungvoll um, dass er mit Haderer zusammenstieß und sich freundlich entschuldigte, bevor er zu Maus ging.
    »So, der arme Kerl ist erst mal auf dem Weg zur Klinik. Da kann man eher etwas für ihn tun«, lautete der vorläufige Bericht und als er das skeptische Gesicht seines Freundes sah, fügte er fröhlich hinzu: »Keine Sorge, der wird schon wieder. Hat eben eine hässliche Platzwunde und viel Blut verloren. Aber wenn das mal genäht ist und er ein bisschen Ruhe hat, ist er wieder wie neu!«
    »Vielleicht sollten Sie noch ’ne Schönheits-OP dranhängen. Dann is er nicht nur neu, sondern auch ansehnlich und wir könnten ihn der Steffi vorstellen«, murmelte Claudia in ihren nicht vorhandenen Bart.
    Leider hatte Maus das gehört, ließ sich jedoch nichts

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