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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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anmerken, wunderte sich aber, was mit der Kollegin los war. Da er aber Wichtigeres zu tun hatte, verstaute er diese Beobachtung an einem sicheren Ort in den Weiten seines Gehirns und wandte sich stattdessen mit voller Aufmerksamkeit wieder dem Fall zu.
    »Sehr schön, Frank. Das freut mich für ihn und natürlich auch für Sie. Nur leider würde mich in erster Linie interessieren, wann er wieder ansprechbar ist. Ich meine, diese Ohnmacht wird doch nicht allzu lange dauern, oder?«
    »Hm, je nachdem. Hier müssen wir abwarten. Der Ärmste ist nicht nur lädiert, sondern hat auch ein traumatisches Erlebnis hinter sich. Er wurde angegriffen und hat sich offensichtlich durch den Wald geschleppt. Zu guter Letzt hat ihn auch noch ein Junge k.o. geschlagen. Das hält das stärkste Pferd nicht lange aus, Maus.«
    »Womit und wann denken Sie, ist er so zusammengeschlagen worden?«
    »Hm, das Trauma wurde mit einem gut schwingbaren Gegenstand hervorgerufen – vielleicht mit einem Golfschläger – tut mir leid, das wäre in Anbetracht dieser Umgebung naheliegend. Der Zeitraum, tja, wann behauptet das Kind ihn gefunden zu haben?«
    »Moment«, Maus sah auf seine vorläufigen Notizen. »So zwischen halb elf, elf.«
    »Oh, der bedauernswerte Kerl! Ich schätze, dass er sich mit dieser bösen Wunde frühestens ab fünf und spätestens bis sechs Uhr morgens durchs Unterholz gekämpft hat. Er war vermutlich in Panik, wollte sich verstecken. Nur so lässt sich erklären, dass er die nötige Kraft hatte, trotz des Blutverlusts und der Schmerzen so weit vom Parkplatz wegzukommen. Er wird uns wahrscheinlich viel zu erzählen haben, wenn er aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist.«
    »Dann machen Sie sich mal an die Arbeit, Frank. Pumpen Sie ihn mit Medikamenten voll, kriegen Sie ihn wieder hin, lassen Sie ihn zur Not von einer Prinzessin wachküssen, oder tun Sie’s selbst. Mir egal!«
    Maus war selbst erstaunt über den beißend gereizten Ton, den er seinem Freund gegenüber angeschlagen hatte. Schnell fügte er daher hinzu:
    »Verzeihen Sie meinen Missmut, aber so langsam habe ich das Gefühl, dass mir die Zeit davonrennt. Ständig kommt etwas Neues dazu und ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll. So lange bin ich noch nie im Dunkeln getappt.«
    Zur unbewussten Untermalung seiner Worte begann Maus jetzt, wieder mit dem Zeigefinger gegen seine Nase zu tippen. Er dachte nach und sowohl Frank als auch Claudia Hubschmied wagten es nicht, ihn dabei zu stören. Nicht so der Golfer Willy Haderer, der sich, unschuldig blickend, Zentimeter für Zentimeter angenähert hatte. Als jetzt keiner mehr sprechen wollte, schnaufte er ungeduldig. Maus fuhr herum.
    »Was machen Sie da?«, war die verständlich unwirsche Frage.
    »Mei, wos werd i wohl macha? Ich biet mich als Zeuge in diesem Fall an!«
    »So, so, wir haben hier also einen Zeugen?«
    Es war offensichtlich, dass es sich bei diesem Mann lediglich um einen neugierigen Aufschneider handelte. Maus überlegte schnell, wen er gerade für diese Zeitverschwendung entbehren konnte. Sein Blick fiel auf Claudia, die immer noch missmutig vor sich hinstarrend neben ihm stand.
    »Ich denke, eine Aussage bezüglich der Vorgänge kann niemand so gut aufnehmen wie meine geschätzte Kollegin hier. Erzählen Sie doch bitte alles Kommissarin Hubschmied. Ich werde mich derweil mal mit der Spusi zusammentun. Die geben gerade ein Zeichen, dass sie was Interessantes gefunden haben.«
    »Aber Herr Kommissar!«, kam Claudias empörter Protest. »Ich … Ich denk, dass der Hammer da vielleicht …«
    »Tut mir leid, aber Hammer ist gerade mit dem alten Ehepaar und dem Knaben beschäftigt.«
    »Aber … Und überhaupt … Ich hab gar keine Zeit. Ich müsst da mal kurz …«
    Es hatte keinen Sinn. Maus winkte ab und ging zu einem Mitarbeiter der Spurensicherung, der auf dem Parkplatz auf ihn gewartet hatte, um mit ihm in den Wald zu gehen. Wütend schnaubte die Kommissarin auf und blickte ihm finster nach. Erst das Räuspern von Willy Haderer brachte Claudia von den bösen Gedanken bezüglich ihres Vorgesetzten ab und sie wandte jetzt ihren ganzen Groll auf den Freund ihres Vaters. Da Doktor Frank ein sensibler Mensch war, zog er instinktiv den Kopf etwas ein, wollte sich schon schnell umdrehen und wichtige medizinische Kommandos in den abfahrbereiten Krankenwagen rufen, besann sich dann aber eines Besseren, griff in die Manteltasche und drückte Claudia eine Zigarette in die Hand.
    »Nimm’s nicht so

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