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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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77
    Kommissar Maus war über alle Maßen aufgebracht. Das lag vermutlich daran, dass der doch sehr erfolgsverwöhnte, ausgeglichene Mann einfach nicht so gut damit umgehen konnte, zu viele Vorfälle auf einmal bearbeiten zu müssen. Und die Tatsache, immer noch keinen schlüssigen Zusammenhang zu erkennen, machte ihn im Augenblick für alle seine Mitarbeiter unberechenbar.
    Wohin er auch sah: Unfähigkeit und Stillstand. Maus fühlte sich im Stich gelassen. Hammer duckte sich gleich, als er das ärgerliche Gesicht seines Vorgesetzten sah, und bedeutete Lotte, Alfred und Paul schnell in den Dienstwagen zu steigen. Leider wollte Penny nicht mitspielen. Ihre offensichtliche Angst, in ein fremdes Auto mit viel zu hohen Sitzen zu springen, manifestierte die Dackeldame mit hohem Gekläffe. So viel zu »sich unauffällig aus der Gefahrenzone ziehen«, dachte Hammer missmutig. Er sollte recht behalten, denn Maus stand jetzt vor ihm und sein Blick verhieß nichts Gutes.
    »Hammer, was haben Sie da vor?«
    »Äh, ich … nun, ich …«, lautete der unbefriedigende Ansatz einer Antwort und Schweißperlen bildeten sich auf Hammers Stirn.
    »Herr Kommissar«, kam der rettende Ruf und Gott sei Dank laut genug, Pennys Protestgeheul zu übertönen. Claudia Hubschmied konnte manchmal so ein Engel sein.
    »Herr Kommissar, kommen Sie mal. Das müssen Sie sich anschauen.«
    Hammer war es egal, was sie da gefunden hatte, aber im Geiste dankte er ihr und beschloss, ihr im Laufe der nächsten Woche einen Kaffee zu spendieren. Sie hatte es sich verdient. Schnell schob er Lotte in den Wagen. Warum brauchten alte Leute nur immer so lange? Alfred schien auch noch zu überlegen, mit welchem Bein er zuerst einsteigen sollte. Der einzig erfreuliche Lichtblick war der Junge, dem es mittlerweile gelungen war, den Hund zu beruhigen. Gutes Kind! Vielleicht würde er ihm später noch ein Eis kaufen. Aber nur ein kleines, denn Hammer war für seinen Geiz bekannt.

78
    »Sehen Sie hier. Da steht der Mietwagen von dem Schnüffler. Er ist verschlossen, während der von Möller offen war.«
    Claudia war den Eiertanz und die Rücksichtnahme auf den gereizten Chef leid. Ihre Entdeckung hatte sie wieder daran erinnert, dass sie Polizistin mit Leib und Seele war. Ihre Instinkte waren geschärft, sie hatte die Spur aufgenommen und persönliche Gefühle hatten da keinen Platz. Dieser neue Elan war ansteckend und Maus ließ sich nur zu gerne inspirieren.
    »Gut, dann haben wir jetzt ein paar Möglichkeiten, den Tathergang zu rekapitulieren. Zunächst einmal die etwas unwahrscheinlichere Möglichkeit: Von Hasenbach hat Möller aufgelauert und ihn niedergeschlagen. Warum aber war er dann selbst lebensgefährlich verletzt? Hatte Möller sich zur Wehr gesetzt? Aber wo steckt er dann?«
    Ohne Absprache gingen beide zu dem Wagen des Bäckermeisters Möller. Auf ihren angespannten Gesichtern ließ sich erkennen, wie sehr sie sich konzentrierten.
    Auf einmal ging die Polizeisirene los. Hammer schlug wütend auf Alfreds Hand. Die Sirene verstummte.
    »Sind Sie wahnsinnig? Ich hab doch gesagt: ›Nix anfassen!‹«
    Panisch warf er einen Blick in den Rückspiegel. Zum Glück waren Maus und Claudia so in ihr angeregtes Gespräch vertieft, dass sie diese akustische Störung gar nicht bemerkt hatten. Erleichtert drehte Hammer sich zu Lotte und Paul auf der Rückbank um.
    »Alle anschnallen! Das is Vorschrift!«
    »Aber, aber ich find dieses Ding nicht!«, jammerte Lotte.
    »Junge! Hilf ihr mal!«
    »Geht nicht. Ich muss mich um Penny kümmern!«
    Zur Bestätigung streichelte Paul noch schneller über den braunen Rücken des Tieres.
    »Hä?«
    Es war offensichtlich, dass Hammer mit so einer Antwort nicht gerechnet hatte. Nervös glitt seine Zunge über die Lippen. Er musste weg hier, schnell, denn Maus Stimmung konnte jederzeit wieder kippen.
    »Dann hörste jetzt mal auf, dich zu kümmern, und machst der Dame den Sicherheitsgurt zu«, zischte er wütend. Das war ein Fehler, denn Penny – Pauls neue beste Freundin – fing sofort an, gefährlich zu knurren.
    »Ich würde ausschließen, dass auf diesem Parkplatz zwei verschiedene Überfälle stattgefunden haben. Dass Möller verschwunden ist, von Hasenbach aber zurückgelassen wurde, sieht eher danach aus, dass Letzterer nicht eingeplant war. Ein unerwünschter Zeuge«, fasste Claudia Hubschmied ihre Überlegungen in Worte.
    Maus sah anerkennend auf seine junge Kollegin. Das Mädel war nicht

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