Der Semmelkoenig
Parkplatz des Golfclubs so herrlich gut zusammengearbeitet und plötzlich schienen sie nicht mehr auf demselben Planeten.
»Kollegin Hubschmied. Es ist eigentlich unnötig, Sie darauf hinzuweisen, dass wir zwei Morde und jetzt noch diese Überfälle mit eventueller Entführung haben. Es wäre daher sehr freundlich von Ihnen, mir mitzuteilen, was die Tochter der Haushälterin von ihrem Schwiegervater zu berichten hatte!«
»Äh, ja, klar. Entschuldigung! Ich hab nur grad … «, sie sah etwas gehetzt in das strenge Gesicht ihres Vorgesetzten. »Es is halt so, dass …«
»Was?«
Claudia zuckte zusammen. Maus war gereizt und verärgert. Das war eigentlich selten der Fall, aber der Druck, der minütlich immer schwerer auf seinen Schultern lastete, ließ nicht viel Spielraum und das schlug ihm auf den Magen. Er brauchte schnell neue Perspektiven.
»Der Möller – und er ist nicht mein Schwiegervater, immerhin bin ich noch nicht mit dem Georg verheiratet! – hat sich gestern Abend um sieben gemeldet. Hat gefragt, ob jemand angerufen habe. Behauptete, er sei noch in Wien und wolle heute nach dem Frühstück losfahren. Ines – die Tochter der Haushälterin – hat ihn daher erst am frühen Nachmittag erwartet, da er die Angewohnheit hat, in Salzburg immer einen Zwischenstopp einzulegen. Wahrscheinlich hat er dort auch eine Weibergeschichte am Laufen. Angerufen hat danach tatsächlich noch jemand. Kurz danach. Es war unser Schnüffler Hasenbach. Er wollte aber keine Nachricht hinterlassen und sagte, dass er die Handynummer ja habe. Tja, und das war’s auch schon.«
»Aha, dann hat Möller also gelogen, denn er ist ja noch in der Nacht losgefahren. Habt ihr sein Handy gefunden?«, rief Maus einem Mitarbeiter der Spurensicherung zu. Dieser schüttelte bedauernd den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ein ultramodernes und vermutlich auch superteures Gerät, mit dem er wahrscheinlich feststellen können, welcher Dinosaurier hier zuletzt spazieren gegangen war.
»Verflixt!«, stöhnte Maus. »Ich hab das Gefühl, die Sache, oder ich sollte wohl besser sagen, die Sachen wachsen uns über den Kopf. Überall brennt es. Ich brauch mehr Leute und selbst dann weiß ich nicht, ob wir Land gewinnen können.«
»Chef?«, meldete sich Claudia ungewohnt schüchtern zu Wort.
»Nicht jetzt, Claudia. Ich muss mich um Schadensbegrenzung bemühen. Wenn das mit Möller offiziell wird – und davon geh ich aus – bekomm ich Druck von ganz oben! Das fehlte mir gerade noch. Wir müssen presto einen Zahn zulegen! Wo steckt eigentlich sein Schwiegersohn? Dieser Andreas Spatz? Ich muss ihn unbedingt nochmal sprechen! Ist der noch hier? Nein, bemühen Sie sich nicht, das mach ich dann gleich. Zuerst muss ich bei dem Mercedes … Ja, aber, was ist denn das? Schleicht da nicht schon einer von der Presse rum?«
Claudia folgte seinem Blick. Er hatte recht. Da war doch tatsächlich Carsten Rötzer vom »Tageblatt« auffällig unauffällig aus seinem Wagen gestiegen und überlegte, wen er als Ersten nerven könnte. Maus tat ihr leid. Sie wollte jetzt nicht in seiner Haut stecken. Aber sie konnte sich im Augenblick nicht länger damit beschäftigen, denn sie hatte etwas auf dem Herzen. Daher versuchte sie es noch einmal.
»Herr Kommissar, ich möchte Ihnen noch gern …«
Er hörte sie nicht, denn in seiner Eile, den aufdringlichen Journalisten loszuwerden, wäre er beinahe über das Gerät der Spurensicherung gestolpert. Mit einem berechtigten Fluch, aber nicht minder in seiner Fahrt gebremst, schritt er nur noch geladener der Presse entgegen.
Claudia seufzte und Georg Möllers Zweithandy schien plötzlich zentnerschwer in ihrer Tasche zu liegen. Was sollte sie jetzt tun? Sie musste mit jemandem darüber reden. Sie brauchte Rat und vor allem eine gehörige Portion Trost.
Hannes, schoss es ihr durch den Kopf. Hannes? Ja warum eigentlich nicht? Immerhin war er ja so etwas wie ihr Partner. Mit zitternden Fingern wählte sie seine Nummer, wartete, ließ es klingeln, klingeln, klingeln, bis die Mailbox ranging. Er hatte eine schöne Stimme. Warum fiel ihr das jetzt erst auf? Und warum konnte sie ihn nicht persönlich sprechen? Sollte das die Rache sein, dass sie bis vor Kurzem auch nicht für ihn erreichbar war? Na prima! Verletzt und gleichzeitig wütend starrte sie vor sich hin. Der Piep der Mailbox wartete nun auf eine Nachricht. Nein, sie hatte keine Lust etwas zu sagen. Was denn auch? »Hannes, ich glaub, mein Verlobter hat irgendwie
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