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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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achtete er nicht darauf, wohin er trat. Zu spät merkte Hannes, dass er in etwas Weichem stand. Einige Sekunden hoffte er, dass das nur Erde war, denn ein paar Meter weiter arbeiteten zwei Gärtner, doch leider war es der größte Hundehaufen, den er je gesehen hatte. »So ein Mist!«, dachte er ärgerlich und starrte auf das Malheur. Er trug – nach der schlechten Erfahrung von gestern, als er beinahe den Abhang heruntergerutscht wäre – heute extra die festen Schuhe mit tiefem Profil. Das würde er nie alles zwischen den Rillen rausbekommen, wenn er sie nicht vorher eine Stunde in einer Pfütze gründlich einweichte. Verzweifelt blickte er sich um. Keine brauchbare Säuberungsmöglichkeit! Notdürftig versuchte er, den größten Batzen an dem Zierrasen vor einer noblen Villa abzusteifen.
    »He Meister!«, rief einer der Gärtner grinsend. »Des soll angeblich Glück bringa!«
    »Sehr witzig!«, brummte Hannes ärgerlich. »Wer den Schaden hat, braucht nicht lange auf Klugscheißer zu warten, was?«
    Er war wirklich sauer. Zusätzlich keimte in ihm der Verdacht auf, dass die beiden Männer nicht zufällig in der Nähe dieser ekelhaften Falle gewesen waren. Ihm schien es sogar, als ob sie Wetten abgeschlossen hatten, denn der ältere von beiden steckte seinem Kollegen unauffällig etwas zu. Das war ja wirklich die Höhe! Wütend begann Hannes, seinen Fuß immer heftiger auf dem Gras zu reiben, sodass nach kurzer Zeit dort ein hässlicher Fleck nackter Boden freigelegt war.
    »He, Sie machen ja den Rasen kaputt!«, kam jetzt der zu erwartende Protest, den man aber nicht ernst nehmen konnte, denn die beiden Männer fingen wie die Schulmädchen zu kichern an.
    »Wahnsinnig witzig!«
    Hannes wusste sehr wohl, dass er sich wiederholte, aber es fiel ihm auf die Schnelle nichts Schlagfertigeres ein. Vergeblich versuchte er jetzt, den ganzen Dreck am Bordstein abzukratzen. Vielleicht würde ein Stöckchen etwas helfen? Eines war zumindest sicher: Wenn er den unverantwortlichen Hundebesitzer erwischen würde, hätte dieser neben einer Geldstrafe noch die Verwarnung seines Lebens bekommen. Eigentlich ärgerlich, dass man Menschen wegen solcher Delikte nicht als Abschreckung verhaften konnte. Am liebsten hätte Hannes die Gärtner auch gleich eingebuchtet. Er überlegte, ob Schadenfreude und die daraus resultierende unterlassene Hilfeleistung ausreichende Gründe lieferten.
    »Hier!«, erstaunt hob er den Kopf. Die beiden Männer waren zu ihm getreten. Einer hielt eine Gießkanne hoch und nickte jetzt freundlich, während der andere immer noch sein Feixen unter Kontrolle zu bringen versuchte.
    »Probiern mers amol mit Wasser.«
    Hannes nickte nur und suchte in Gedanken die Schlüssel, mit denen er die Handschellen der beiden lösen wollte.

81
    Maus wartete geduldig, bis Claudia mit ihrem Telefonat fertig war.
    »Hmhm … Ja, Ines, danke. Dann bin ich im Bilde. Seitdem also nicht mehr? Gut, dann hör jetzt gut zu. Wir können nicht ausschließen, dass der Alte entführt wurde. Deshalb werden in kürzester Zeit ein paar Leute zu euch kommen, die ’ne Fangschaltung installieren, falls es Lösegeldforderungen oder so gibt. Sag deiner Mutter, dass sie sich keine Sorgen machen soll, das sind absolute Profis!«
    Sie wurde nicht mal rot, als sie das sagte, denn Schuster und Krautschneider waren die Einzigen im Revier, die bei einer Weiterbildung Kenntnisse in der Telefonüberwachung erworben hatten. Wenigstens hatte man Ercan mitgeschickt, damit von technischer Seite keine unerwarteten Probleme auftraten. Es blieb nur zu hoffen, dass alles gut ging, denn Maus hatte momentan keine andere Möglichkeit, als zu improvisieren.
    Claudia fuhr fort: »Du gibst aber auch sofort Bescheid, falls er sich meldet oder doch noch auftauchen sollte. Gut … Danke dir!«
    Maus wartete immer noch geduldig. Claudia hatte aufgelegt, sah auf das Handy und war mit ihren Gedanken anscheinend ganz weit weg. Maus Geduld näherte sich ihrer Grenze. Kollegin Hubschmied schien aber offenbar immun dagegen, denn sie kontrollierte erst einmal in Ruhe ihren Nachrichteneingang. Maus räusperte sich. Der Zenit war überschritten und er war nahe dran, sie zu packen und den gewünschten Zwischenbericht aus ihr herauszuschütteln. In letzter Sekunde überlegte er es sich jedoch anders und fragte stattdessen etwas zu gedehnt und sehr betont.
    »Was hat sie gesagt?«
    Claudia runzelte die Stirn. Wollte sie ihn jetzt provozieren? Gerade noch hatten sie hier auf dem

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